22.02.2013 07:45:00
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Europa wettert gegen Berlusconi
Märkte und Politik fürchten einen Wahlsieg des „Cavaliere“: Gewonnenes Vertrauen dürfe nicht verspielt werden.
Wenn am 24. und 25. Februar die Italiener an die Wahlurnen gehen und ein neues Parlament wählen, wird ganz Europa zuschauen. Denn Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte im vergangenen Dezember angekündigt, erneut kandidieren zu wollen (FundResearch berichtete). Zu Beginn räumten zahlreiche Experten dem Vorhaben des Medientycoons wenige Chancen ein. Doch die Stimmung im Land hat sich gewendet: „Die jüngsten Meinungsumfragen in Italien deuten auf einen Anstieg der Popularität Berlusconis“, sagt Patrick Moonen, Aktien-Stratege bei ING Investment Managers. Diese Tendenz ist auch europäischen Politikern nicht verborgen geblieben. Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments, warnte in der Bild-Zeitung vor einer erneuten Wahl Berlusconis. Dieser habe „Italien schon mal durch unverantwortliches Regierungshandeln und persönliche Eskapaden ins Trudeln gebracht.“ Es gehe bei den Parlamentswahlen um sehr viel, auch darum, das durch den derzeitigen Ministerpräsidenten Mario Monti gewonnene Vertrauen nicht zu verspielen. „Ich habe vor vielen Jahren darauf hingewiesen, dass ich diesen Mann für eine sehr problematische Persönlichkeit in der europäischen Politik halte“, so Schulz über den „Cavaliere“.
Verklausulierter formuliert es EU-Kommissar Joaquín Almunia, der sich offiziell nicht zur Entscheidung des italienischen Souveräns äußern darf: „Natürlich ist klar, dass Europa beunruhigt ist über einen möglichen Sieg von Positionen, die dem europäischen Projekt nicht konstruktiv gegenüberstehen.“ EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy sagt gegenüber dpa: „Monti war ein guter Ministerpräsident und ich hoffe, dass seine Politik nach den Wahlen fortgesetzt wird.“ Auch in Deutschland ruhen einige Hoffnungen auf einem Mitte-Links-Bündnis unter der Führung von Pier Luigi Bersani und Mario Monti. Für Bundesaußenminister Guido Westerwelle ist Italien aufgrund seiner Größe und Wirtschaftskraft ein Schlüsselland zur Überwindung der europäischen Schuldenkrise. „Wer auch immer eine neue Regierung stellt, wir setzen darauf, dass der proeuropäische Kurs und die notwendigen Reformen fortgeführt werden“, sagt er gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Weniger diplomatisch formulierte es CDU-Mann Ruprecht Polenz, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag: „Italien braucht ein politisches Führungspotenzial, mit dem man Zukunft verbindet. Dafür steht Berlusconi sicherlich nicht.“
Angst vor der Reaktion der Märkte
Was Politiker in ganz Europa verbindet, ist die Furcht vor der Reaktion der Finanzmärkte. „Die leicht gestiegene Wahrscheinlichkeit, dass die Italiener eine konservative Regierung und mit ihr Silvio Berlusconi an die Schalthebel der Macht wählen könnten, hat ausgereicht, um die Märkte in Aufregung zu versetzen und die Renditen italienischer Staatsanleihen deutlich nach oben zu treiben“, so Alberto Chiandetti, Fondsmanager bei Fidelity Worldwide Investment. „Auch die Aktienmärkte haben daraufhin einen Teil der guten Gewinne des letzten Monats wieder abgegeben.“ Diese Ansicht bestätigt ING-Experte Moonen: „Weder die Anleihemärkte an der EWU-Peripherie noch die Aktienmärkte würden eine Rückkehr Berlusconis auf die politische Bühne begrüßen.“ Es sei vielmehr mit einem Kursrutsch italienischer Aktien und einem Anstieg der Spreads auf die Anleihen der Euro-Peripherie zu rechnen. Deutsche Aktien wären ebenfalls betroffen: „Ein Berlusconi-Sieg würde sich negativ auf deutsche Aktien auswirken, denn ein solcher Wahlausgang würde die weltweite Risikoaversion gegenüber der Eurozone verstärken“, meint Moonen.
Die Wahl einer Mitte-Links-Regierung hingegen könnte zu einer Rallye am italienischen und an anderen europäischen Aktienmärkten führen, glaubt Fidelity-Manager Chiandetti. Dies hält er auch für das wahrscheinlichste Szenario. Sollte es nicht eintreten, beruhigt der Experte: „Selbst wenn die Wahl überraschend eine Regierung unter Berlusconi hervorbringen sollte, die sich nicht an den eingeschlagenen Austeritätspfad hält, werden die Märkte die Rückkehr zum Sparkurs durch Abstrafen sehr schnell erzwingen.“
Aktienfonds Italien: Top-Performer im Ein-Jahres-Vergleich
Quelle: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)
(PD)
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