19.10.2009 12:21:32

Die besten Österreich-Aktienfonds

Wien (aktiencheck.de AG) - Österreichische Aktienfonds müssen punkto Performance keinen Vergleich mit Emerging Markets Fonds scheuen - die Wertentwicklung seit Jahresbeginn liegt in einer Bandbreite zwischen +41,88 und +75,31 Prozent, so die Experten von "e-fundresearch.com".

Die Manager der besten Österreich-Aktienfonds gegenüber "e-fundresearch.com" über die Entwicklungschancen der Assetklasse: Arno Mittermann habe derzeit in dem von ihm gemanagten Meinl Equity Austria (Meinl_Equity_Austria) Intercell und einige kleiner kapitalisierte Werte übergewichtet. "Untergewichtet sind hingegen Finanzwerte, da hier mit Belastungen gerechnet werden muss und Kapitalerhöhungen sehr wahrscheinlich sind", so Mittermann. Sein Fonds sei der derzeit beste Österreichfonds im "e-fundresearch"-Ranking auf Basis der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) der letzten fünf Jahre. Seit Jahresbeginn habe der Spitzenreiter eine Performance von +54,24 hingelegt.

Noch stärker entwickelt habe sich über diesem Zeitraum mit einem Performanceplus von 75,31 Prozent der 3 Banken Oesterreich-Fonds (3_Banken_Oesterreich-Fonds). Auf Fünfjahressicht habe er Anlegern eine durchschnittliche jährliche Performance von +8,08 Prozent gebracht. 3 Banken-Geschäftsführer Alois Wögerbauer, der auch den Fonds manage, habe derzeit defensive Titel wie Telekom Austria und die Versorger EVN und Verbund übergewichtet. Ebenfalls übergewichtet seien Conwert und Kapsch. Untergewichtet seien dagegen neben Banken auch Zykliker.

Die zweitbeste Performance seit Jahresbeginn habe mit einer Performance von +60,3 Prozent der Raiffeisen-Österreich-Aktien A (Raiffeisen-Oesterreich-Aktien_(T)_Stueckorder). Laut Fondsmanager Günther Schmitt habe der Fonds seit Jahresbeginn den ATX um mehr als 12 Prozent outperformed. "Das ist vor allem auf Übergewichtungen in CA Immo, Conwert, Andritz oder voestalpine sowie auf Untergewichtungen in Telekom Austria, Flughafen oder Verbund zurückzuführen", erkläre er. Er orientiere sich nach eigenen Angaben bei der Titelselektion derzeit vor allem an Buchwert, EV/EBITDA sowie der Dividendenrendite.

Nach Angaben von Manfred Zourek, Manager des ESPA STOCK VIENNA EUR A (ESPA_STOCK_VIENNA_(A)) hätten am Höhepunkt der Krise Kennzahlen wie das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) im Vordergrund gestanden, die eine Einschätzung der Substanz eines Unternehmens zulassen würden. "Nach dem starken Anstieg der vergangenen Monate geht es aber mittlerweile wieder überwiegend um die Unternehmensgewinne und das Gewinnwachstum", so Zourek. Hierfür könne das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) herangezogen werden.

Laut Mittermann würden Kennzahlen wie KGV, KBV oder Dividendenrendite derzeit eine untergeordnete Rolle spielen. Wesentlicher wäre momentan die Anpassung der Kostenstruktur an das wirtschaftliche Umfeld. Auch die Stärkung der Kapitalbasis wäre bei vielen Unternehmen das wichtigste Thema. "Langfristig ergibt sich bei denjenigen Firmen, die diese Schritte erfolgreich umsetzen, deutliches Erholungspotenzial", so Mittermann.

Michael Fraikin, Manager des Austrian Equity Trust T (Austrian_Equity_Trust_T), finde, dass sich der Markt in den letzten sechs Monaten eher atypisch verhalten habe. "Insgesamt wurden Firmen, die in der Krise bzw. dem konjunkturellen Einbruch in Schwierigkeiten geraten, sind besonders bevorzugt", so Fraikin. Dementsprechend hätte man Firmen mit einem erwarteten Verlust, negativen Cash-flow und hoher Verschuldung im Portfolio haben wollen. Erfahrungsgemäß würde dieser Zustand nicht längerfristig anhalten.

"Österreichische Aktien sind derzeit weder besonders billig noch besonders teuer. Aus rein fundamentaler Sicht scheint mir der Markt derzeit fair bewertet", so Wögerbauer. Zu bedenken sei, dass viele Investoren die Anstiege seit März völlig versäumt hätten, weshalb das Rückschlagpotenzial nicht sonderlich groß sei. In den kommenden Monaten erwarte der 3 Banken-Geschäftsführer einen dem internationalen Umfeld entsprechenden einen Seitwärtstrend. Nachsatz: "Defensive Titel sollten outperformen."

An der Wiener Börse würden bekanntlich überwiegend Small- und Mid-Caps notieren. Ein weiteres Merkmal sei das hohe Osteuropa-Exposure. Beide Faktoren würden die Chancen und Risiken von österreichischen Aktien bestimmen. "In schlechten Zeiten verliert der Markt überproportional und in guten Zeiten hat er überproportionale Gewinnchancen im Vergleich zu anderen Märkten", so Roland Zauner, Manager des KEPLER Österreich AF T (KEPLER_Oesterreich_Aktienfonds_(T)). Das größte Risiko wäre zurzeit jedoch die global schwache Wirtschaftslage.

Auch Zourek sehe die Risiken derzeit eher global als länderspezifisch. Ebbe die wirtschaftliche Erholung ab, so würden auch die Unternehmensgewinne nicht im erwarteten Ausmaß steigen. "Die kritische Frage ist auch, ob die private Nachfrage stark genug sein wird, um das zukünftige Auslaufen der staatlichen Investitionsprogramme auszugleichen", so der ESPA-Fondsmanager. Sollte das nicht gelingen, so sei ein Rückfall in eine Rezession nicht auszuschließen.

Fraikin erwarte in den kommenden sechs bis zwölf Monaten einen eher durchschnittlichen Aktienertrag. "Österreich hat sich in der Erholungsphase deutlich besser entwickeln können als andere europäischen Märkte, was allerdings nunmehr ausgereizt sein sollte", so Fraikin. Optimistischer eingestellt sei Mittermann. Positiv überraschende Unternehmensgewinne und der hohe Veranlagungsbedarf der Investoren würden den Aktienmarkt positiv beeinflussen. "Daher rechnen wie für die nächsten Monate mit steigenden Aktienmärkten", so Mittermann.

Für Patrick Gaultier, Manager des EMIF Austria Index Plus B C (Load) (EMIF_Austria_Index_Plus_(thes)), liege die größte Herausforderung der nächsten Monate darin Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds auf die Unternehmensebene umzulegen. "Die jüngste Entwicklung widerspiegelt sich noch nicht in den Umsätzen", so der Experte. Trotz einer besseren Situation an den Kreditmärkten könnte der Refinanzierungsbedarf der Banken den österreichischen Markt auf kurze Sicht belasten. (19.10.2009/fc/a/f)

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