02.09.2009 09:48:55

Agrarfonds im Fokus

Wien (aktiencheck.de AG) - Nach Angaben von Experten gehört die Agrarindustrie zu den chancenreichsten Anlagemöglichkeiten der nächsten Jahre, so die Experten von "e-fundresearch.com".

Mit der zunehmenden Bevölkerungsentwicklung würde die Nachfrage nach Agrarprodukten sprunghaft ansteigen. Gleichzeitig würde auch das Angebot immer knapper werden. Investment-Guru Jim Rogers schwärme seit Jahren vom Wachstumspotenzial der Agrarwirtschaft. Die Fakten würden für seine Einschätzung sprechen: Eine stetig wachsende Weltbevölkerung - pro Tag würden rund 200.000 Menschen geboren - wolle mit ausreichend Nahrung versorgt werden und das bei rückläufiger Pro-Kopf-Anbaufläche. Für letztere Entwicklung seien unter anderem Faktoren wie Wasserknappheit, Urbanisierung sowie die zunehmende Verwüstung verantwortlich.

"Durch die steigende Nachfrage nach Lebensmitteln in immer besserer Qualität ergeben sich neue Möglichkeiten, entlang der gesamten Nahrungsmittel-Wertschöpfungskette zu investieren. Mit mittel- und langfristig guten Erfolgsaussichten", so Andreas Korsa, Product Spezialist Equities Emerging Markets bei der DWS. So würden die Menschen in China und in bevölkerungsreichen Schwellenländern mit steigendem Wohlstand höherwertige Nahrungsmittel konsumieren.

Mit dem DWS Invest Global Agribusiness (DWS Invest Global Agribusiness LC) habe der Fondsspezialist der Deutschen Bank bereits 2007 einen Agrar-Fonds auf den Markt gebracht. Fondsmanager Oliver Kratz habe besonders Branchen wie die Fleischproduktion, Biotechnologie, Düngemittel und Saatgut, Agrartechnologie sowie die Verarbeitung im Visier. In den letzten sechs Monaten habe der Fonds eine Performance von +45,08 Prozent hingelegt. Als Hauptgrund für die gute Wertentwicklung nenne Kratz die Übergewichtung des Bereichs Anbau und Ernte gegenüber der Verarbeitung und Distribution.

Aufwind habe die Assetklasse zuletzt auch von den zunehmenden Akquisitionsaktivitäten innerhalb des Sektors bekommen. So habe etwa der Düngemittelhersteller Agrium ein Angebot für CF Industries abgegeben. Kurz zuvor habe der vermeintliche Übernahmekandidat selbst für Terra Industries geboten. Auch der kanadische Weizenproduzent Viterra habe sein Interesse an ABB Grain aus Australien bekundet.

"Die Volatilität von Agrarrohstoffen ist relativ hoch. Investiert man jedoch in mehrere Agrarrohstoffe, hat man letztendlich eine weitaus niedrigere Volatilität, als wenn man nur in Aktienindices investieren würde", so Jean-Philippe Olivier, Head of BNP Paribas Asset Management Sigma Solutions. So würde die jährliche Volatilität des Euro Stoxx 50 derzeit etwa bei 41 Prozent liegen, die des S&P GSCI Agriculture and Livestock-Index lediglich bei 28 Prozent.

2007 habe auch BNP Asset Management einen aktiv gemanagten Agrar-Fonds aufgelegt. Der Parvest Agriculture (ISIN LU0363510552/ WKN A0RC4W) sei nach Angaben von Olivier speziell auf europäische Investoren zugeschnitten und investiere in Indices wie den S&P GSCI Agricultural and Livestock sowie den Dow Jones-AIG Agricultural Sub-Index. Der Fonds investiere in erster Linie in fest oder variabel verzinste Schuldtitel oder Wertpapiere, die sich auf Agrarrohstoffindices beziehen würden.

Ein entscheidender Vorteil für Anleger sei, dass der Agrarsektor als konjunkturresistenter gelte. RZB-Analyst Johannes Mattner führe als Beispiel den Chemiekonzern BASF an. "Während sich andere Sparten des Unternehmens traurig entwickelt haben, konnte sich das Segment Agricultural Solutions dank höherer Absatzpreise im Vergleich zum Vorjahr steigern." Eine ähnliche Situation sehe er bei Bayer wo der Bereich Crop Science zuletzt "die Fahnen hoch gehalten hat". "Landwirtschaft wird trotz Krise betrieben. Saatgut, das gegen Parasiten schützt ist beispielsweise immer ein heißes Thema", so der Experte.

Die künftigen Entwicklungschancen des Agrarsektors würden Experten als vielfältig sehen. Laut Korsa solle dabei die Gentechnik eine bestimmende Rolle spielen. "Während die bisherigen gentechnische veränderten Getreidesorten auf die Resistenz gegen Schädlinge ausgerichtet sind, dürfte sich die Forschung auf Sorten konzentrieren, die Trockenheit gut überstehen", so der Experte. Schließlich würden Dürren und die Ausweitung von Wüstengebieten dafür sorgen, dass immer mehr Ackerland unbrauchbar werde.

Für Olivier stehe fest, dass Wasser das "neue Öl" werde. "Davon profitieren werden all jene Unternehmen, die in den Bereichen Bewässerungssysteme, Wasseraufbereitung und Wasserverteilung tätig sind", so der Experte. Er weise darauf hin, dass nach wie vor 70 Prozent des auf der Erde vorhandenen Oberflächenwassers für die Landwirtschaft verwendet werde. Der Wassermangel würde in Zukunft die Preise für Agrarrohstoffe in die Höhe treiben.

Bereits in den vergangenen Jahren sei eine Reihe von reichen aber wasserarmen Staaten dazu übergegangen, sich in anderen Ländern Ackerland zu sichern. So habe etwa Saudi Arabien 10.000 Hektar Ackerland im Sudan gepachtet. Bahrain investiere in der Türkei. Libyen habe sich wiederum 250.000 Hektar in der Ukraine gesichert und Vietnam habe sich in Laos eingekauft. Insgesamt seien auf diesem Wege in den letzten drei Jahren rund 20 Mio. Hektar Ackerland verkauft worden. (Ausgabe vom 01.09.2009) (02.09.2009/fc/a/f)

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