Analyse |
07.10.2021 17:19:00
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Abgabenbelastung wuchs bei hohen Einkommen seit 1975 stärker als bei niedrigen
Im europäischen Vergleich liege die steuerliche Belastung der Arbeitseinkommen in Österreich im Spitzenfeld, erklärte EcoAustria-Direktorin Monika Köppl-Turyna dazu am Donnerstag. Mit der geplanten Steuerreform erfolge "zwar keine grundsätzliche Trendumkehr bei der Entwicklung von arbeitsbezogenen Abgaben, aber ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, um den Faktor Arbeit zu entlasten".
Während die Abgabenbelastung für die zwei niedrigsten untersuchten Einkommen seit 1975 um rund 10 Prozentpunkte des Bruttojahreseinkommens gestiegen sei, habe sie für andere Einkommen spürbar kräftiger zugenommen - am stärksten für Einkommen bei der ASVG-Höchstbeitragsgrundlage mit knapp 22 Prozentpunkten, so das industrienahe Institut. Dennoch zeige sich: Aktuell würden schon relativ geringe Einkommen mit rund 45 Prozent des Bruttojahreseinkommens eine ähnlich hohe Abgabenbelastung tragen, wie sie 1975 noch für hohe Einkommen gegolten habe.
Illustrieren lasse sich das in absoluten Werten: Wenn die zu leistenden Abgaben - in Prozent des Bruttoeinkommens - aktuell auf dem Niveau von 1975 wären, würden diese etwa für eine Person an der Höchstbeitragsgrundlage um rund 15.000 Euro jährlich (oder mehr als 1.000 Euro monatlich) geringer ausfallen als sie es tatsächlich tun, wird betont.
Über den Zeitverlauf hätten sich die Abgaben für alle betrachteten Einkommenshöhen deutlich erhöht. Vor allem Sozialversicherungsbeiträge (Dienstnehmer und Dienstgeber) seien für diesen Anstieg verantwortlich gewesen, in geringerem Ausmaß auch die Einkommensteuer, heißt es in der 32-seitigen Analyse. Einen deutlichen Anstieg habe es zwischen 1975 und 1988 gegeben, den die ESt-Reform 1988 gedämpft habe. Nach 1989 habe es wieder einen kontinuierlichen Anstieg bis etwa Anfang der 2000er-Jahre gegeben, danach eine Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau. Die ab dem Jahr 2020 umgesetzten bzw. geplanten Maßnahmen würden die Abgabenbelastung etwas dämpfen.
sp/wim
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