Verstärken ETFs das Risiko von Abwärtstendenzen m Markt?

• ETFs gelten als flexible, einfache und transparente Anlageoption
• Finanzprofessor warnt vor Marktrisiko
• Risikomanagement auch bei ETFs nötig


Passive Indexfonds gelten als transparente, kostengünstige und einfache Anlageoption. Immer mehr Deutsche setzen auf Exchanged Traded Funds, mit denen Aktienindizes nachgebildet werden. Insbesondere beim Thema Risikostreuung gelten ETFs gegenüber Einzelanlagen in Aktien als überlegen, denn Anleger investieren nicht in ein Unternehmen, sondern im besten Fall in einen Korb von Aktien aus unterschiedlichsten Branchen oder sogar Ländern. Zudem sind ETFs liquide und können von Investoren jederzeit gekauft oder verkauft werden. Anlegern wird somit hohe Flexibilität bei überschaubarem Risiko zu einem kostengünstigen Preis geboten.

Verstärken ETFs das Crash-Potenzial?

Doch ETFs haben auch Nachteile und stehen sogar im Verdacht, mögliche Abwärtstendenzen am Markt zu verstärken.

Konkret bemängeln Kritiker von ETFs - und auch von aktiv gemanagten Fonds - dass im Falle einer schwachen Marktphase viele ETF-Anleger zeitgleich ihre Anteile abstoßen könnten. Gibt es dann nicht genügend Abnehmer für die ETFs, könnte dies tatsächlich als Katalysator für den vorherrschenden Markttrend wirken.

Die Bundesbank gab diesbezüglich 2018 aber Entwarnung: Zwar könnten ETFs besonders turbulente Phasen an den Märkten verstärken, und insbesondere bei Flash-Crashs könnte der Marktkurs eines Indexfonds vom Index selbst abweichen, Privatanleger seien davon aber in der Regel nicht betroffen.

Marktrisiko dennoch nicht ausgeschlossen

ETF-Anleger umgehen aber mit einer Investition in einen passiven Indexfonds nicht das Marktrisiko, sondern sind diesem ebenso ausgesetzt, wie Investoren anderer Vermögensklassen. Daher sei auch bei ETFs ein Risikomanagement nötig, so Finanzexperte Detlev Hummel im Interview mit Fonds Professionell: "Viele Anleger meinen, mit ETFs seien sie auf der sicheren Seite, dem ist allerdings nicht so. Aktuell nehmen die Risiken an den Börsen zu, beispielsweise wegen der hohen Inflation und der steigenden Zinsen. Privatanleger, die in einer solcher Situation beim ETF-Kauf auf eine fundierte Beratung verzichten, agieren eher leichtfertig."

Insbesondere beim Blick auf die Zusammensetzung des ETFs sollten sich Anleger daher nicht auf die vermeintlich breite Streuung bei passiven Indexfonds verlassen. "Wer aktuell in den MSCI World investiert, legt sein Geld nicht wirklich global diversifiziert an, sondern er setzt zu zwei Dritteln auf US-Aktien", so Hummel weiter. Dies sei riskant, wie ein Blick zurück auf die 1980-er Jahre zeige, als japanische Aktien den Markt dominierten und in den folgenden Jahrzehnten unter deutlichen Schwankungen teils kräftig nachgaben.

Branchenrisiko beachten

ETF-Investoren sollten sich daher im Vorfeld genau überlegen, in welchen ETF sie investieren und die Zusammensetzung genau prüfen. Das Investment muss zum eigenen Anlageziel passen. Wer etwa einen ETF auf einen von Techwerten dominierten Index kauft, muss die Marktbedingungen genau unter die Lupe nehmen, denn auch hier besteht ein Marktrisiko. Techtitel gehörten etwa in den vergangenen Jahren zu den Bestperformern, 2022 werden sie aber überproportional abgestraft. Um dieses Risiko zu entschärfen, würde sich etwa ein zweites ETF-Investment anbieten, das weniger technologielastig ist.

"ETFs sind an sich eine wunderbare Erfindung. Sie sind ein transparentes, nachvollziehbares und günstiges Finanzprodukt. Ich beobachte aber, dass viele Anleger sie zu unreflektiert einsetzen", so Hummel.

Redaktion finanzen.at

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