Zertifikate 10.01.2013 14:03:00

Drei Tipps für 2013: Von Teilschutz bis Hebel

von Petra Maier, Euro am Sonntag

Das Jahr 2013 wird ein Jahr mit Besonderheiten. Seit vielen Jahren — genau gesagt seit 1987 — kommt erstmals bei der Jahreszahl jede Ziffer nur einmal vor. Numerologen glauben, dass Zahlen ein inneres Wesen haben. Ihre Auswertung für 2013 verheißt Gutes. Addiert man die ersten beiden Ziffern zu den letzten beiden, also 20 plus 13, so ergibt das 33 — eine der seltenen sogenannten Meisterzahlen wie 11 oder 22. Die 33 steht für Entwicklung. Anders dagegen das abgelaufene Jahr. 2012 ergibt so addiert 32 — keine der begehrten Meisterzahlen. Dafür ist die Quersumme eine Fünf. Diese steht für Unkonventionalität und Rastlosigkeit. Kann man das Börsenjahr 2012 besser beschreiben?

Wer hätte Anfang 2012 schon gedacht, dass der DAX das Jahr mit einem Plus von 29 Prozent beenden würde? Die Euroschuldenkrise hing wie ein Damoklesschwert über den Märkten. „Die Markt­unsicherheit sorgte in 2012 für eher verhaltene Nachfrage bei Anlageprodukten“, so Marcel Langer von der UBS. In diesem Umfeld war es für Investoren schwer, sich zu positionieren. Doch: „Anleger waren nicht bereit, die schwachen Zinskonditionen zu akzeptieren, sie suchten nach rentablen Anlagealternativen“, sagt Fabian Blumer von der Landesbank Baden-Württemberg.

Genau das können Zertifikate sein. 2012 bot sich Anlegern erstmals eine Auswahl unter mehr als einer Million unterschiedlicher Zertifikate. Mit fast jedem Basiswert — Aktien, Rohstoffe, Zinsen oder Währungen — kann auf steigende und fallende Kurse oder auf Seitwärtstendenzen gesetzt werden. Dazu kommen ausgeklügelte Mechanismen wie Hebel, Teilschutz, Rabatt — Boni oder Strukturen —, die sich auf Performancevergleiche beziehen. „Multistrukturen verlieren an Bedeutung. Gefragt sind möglichst einfache Produkte“, erklärt Juliane Bürger von der Hypo­Vereinsbank. Das verwundert nicht. Bei der hohen Volatilität einzelner Werte kann es gefährlich sein, von einer Aktie abzuhängen. Wer bei Markteinbrüchen den Mut hatte zu investieren, wurde belohnt. „Indexzertifikate haben 2012 hohe Renditen abgeworfen. Zweistellige Zuwächse gab es auf DAX, MDAX und aus­gewählte Branchen wie Medien oder Versicherungen“, sagt Anouch Wilhelms von der Commerzbank.

„2012 war auch ein Jahr für Hebelprodukte“, so Marcel Langer von der UBS. ­Gerade für kurzfristige Spekulationen nutzen Anleger gern Optionsscheine und Knock-out-Produkte. Markus Jakubowski von der Société Générale kann das nur bestätigen. Die Inline-Optionsscheine der französischen Investmentbank wurden stark nachgefragt. Mit ihnen gewinnen Anleger, wenn der Basiswert während der Laufzeit innerhalb vorher festgelegter Grenzen notiert. Wird jedoch eine Grenze berührt, verfällt der Inliner wertlos.

Aktienanleihen waren der Renner
Neben der Spekulation auf schnelle Gewinne spiegelte der Zertifikatemarkt die Bedürfnisse der Anleger nach etwas mehr Rendite und einem Hauch von Sicherheit wider. „Der wahre Renner unter den Zertifikaten waren Aktienanleihen“, erklärt Heiko Geiger von Vontobel. Die Produkte haben eine einfache Struktur und sprechen zinsaffine Anleger an. Über die Wahl des Basispreises ist das Risiko begrenzbar.

Gefragte Basiswerte waren neben Gold und Silber vor allem deutsche Aktien. „Der Trend ging 2012 weiterhin zum Heimatmarkt; ausländische Underlyings, ­außer Apple, waren kaum gefragt“, sagt Nicolai Tietze von der Deutschen Bank.

Und welches sind die Trends für 2013, das unter dem numerologischen Motto „Entwicklung und Führen“ steht? Lars Brandau, Geschäftsführer des Deutschen Derivate Verbands glaubt: „Das Marktvolumen des Zertifikatemarkts hat sich zwischenzeitlich bei etwa 100 Milliarden Euro eingependelt. Sobald die Wachstumsaussichten besser werden, wird auch der Zertifikatemarkt wieder zulegen.“ Für den beliebtesten Basiswert der Zertifikatanleger, den DAX, erwarten fast zwei Drittel der Emittenten im ersten Halbjahr 2013 steigende Kurse.

Sicherlich beachtenswert ist auch die niedrige Volatilität. Dank ihrer bleiben Optionsscheine günstig. Anleger können auf steigende Kurse setzen, aber auch — und das ist vielleicht nach einem Wertzuwachs von über 30 Prozent sinnvoll — ein Depot absichern. Lang laufende DAX-Puts sind jedenfalls nicht teuer (siehe unten).

Einigkeit herrscht unter den 21 in Deutschland aktiven Emittenten darüber, dass der Trend zu einfachen Strukturen bei den Anlegern 2013 weitergehen wird. Dazu zählen auch die Aktienanleihen, die bereits 2012 en vogue waren. Ihr wichtigstes Ausstattungsmerkmal ist, dass der Emittent am Ende der Laufzeit das Recht hat, entweder den Nominalbetrag zu 100 Prozent zurückzuzahlen oder eine bestimmte Anzahl an (vorher festgelegten) Aktien zu liefern. Zusätzlich erhält der Anleger während der Laufzeit eine oder mehrere Kuponzahlungen, die meist deutlich über dem aktuellen Zinsniveau liegen. Allerdings hat die niedrige Volatilität dafür gesorgt, dass richtig hohe ­Kupons nur noch bei sehr riskanten Basiswerten zu finden sind.

Zertifikatanleger sind in der Regel Selbstentscheider und kennen die Risiken. Neben den Kursschwankungen eines Basiswerts ist es vor allem das Emittentenrisiko. Zumindest in diesem Punkt hat das turbulente Jahr 2012 für Entspannung gesorgt. Die Bilanzen der Banken haben sich verbessert, die Credit-Spreads sich ein­geengt. Vielleicht ist genau das die Basis für ein Meisterjahr für Zertifikate.

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