Land vor der Pleite |
04.12.2017 07:08:00
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'Petro': Venezuelas Staatschef will neue Kryptowährung
Die virtuelle Währung solle abgesichert werden mit den Ölreserven, Mineral- und Diamantvorkommen. Er wolle mit der virtuellen Währung "den Finanzkrieg" bekämpfen, den die USA und ihre Alliierten gegen die Sozialisten angezettelt hätten. Gegen hohe Regierungsvertreter, darunter auch Maduro, waren Finanzsanktionen verhängt worden, nachdem das von der Opposition dominierte Parlament entmachtet worden war.
Mehrere Ratingagenturen sehen bereits eine Teil-Pleite in Venezuela. Als Gründe gelten Misswirtschaft der sozialistischen Regierung und auch der seit Jahren relativ niedrige Ölpreis. Wegen der rasanten Inflation steigt die Zahl der hungernden Menschen, zudem fehlen Devisen, um genug Lebensmittel und Medikamente einzuführen.
Mit dem "Petro" soll offensichtlich versucht werden, dieses Problem zu mindern. Zudem könnten über diesen Weg entsprechende Geschäfte mit dem Ausland bezahlt werden - denn die Landeswährung Bolivar weist in diesem Jahr eine Inflation von mehr als 1000 Prozent auf, der monatliche Mindestlohn ist dadurch auf ein paar Euro geschrumpft.
Es gibt bereits hunderte Digitalwährungen, die bekannteste ist der Bitcoin. Im Gegensatz zu Währungen wie dem Euro oder Dollar werden diese Währungen nicht als Scheine gedruckt beziehungsweise von Zentralbanken erzeugt, sondern mit Computern errechnet.
Das virtuelle Geld soll einen Zahlungsverkehr ermöglichen, der unabhängig von Regierungen und Banken funktioniert - in Venezuela wird der Bitcoin wegen des Verfalls des Bolivar gerade unter jungen Leuten schon länger intensiv als Alternativwährung genutzt.
Beim "Petro" ist aber völlig unklar, ob dieses recht einmalige Experiment eines Staates im Kampf gegen eine akute Zahlungsnot und Finanzkrise funktionieren kann. "Dies ermöglicht uns neue Formen der internationalen Finanzierung für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes", sagte Maduro mit Blick auf die Digitalwährung. "Wir nennen sie Petro", fügte er enthusiastisch hinzu.
Maduro steht mit dem Rücken zur Wand. Zwar konnte der frühere Busfahrer nach den Protesten im Zuge der Entmachtung des Parlaments mit mehr als 120 Toten sowie zunehmender Repression seine Macht im Innern festigen - aber er findet kein Rezept, um die brachliegende Wirtschaft wieder ans Laufen zu bringen. Dadurch steigen Hunger und Gewalt. Nur noch wenige Fluggesellschaften fliegen das südamerikanische Land an, der Tourismus etwa auf der Isla Magerita ist zum Erliegen gekommen.
Eine Pleite könnte auch zu Verwerfungen im Machtapparat führen, viele Sozialisten sollen Anleihen des Staates und des Ölkonzerns PDVSA halten, ihnen drohen erhebliche Wertverluste. Vor wenigen Tagen gab es zudem eine ungewöhnliche Verhaftungswelle im staatlichen Erdölsektor - gegen Dutzende Parteigänger aus dem eigenen Lager.
Der bisherige Erdölminister Eulogio del Pino und der Chef des Ölkonzerns PDVSA, Nelson Martínez wurden wegen Korruptionsverdacht verhaftet. Insgesamt wurden 65 Menschen festgenommen. Del Pino wird unter anderem vorgeworfen, dass bei dem Unternehmen Petrozamora täglich 15 700 Barrel Öl abgezweigt worden seien. Unter anderem in Kolumbien blüht der Schwarzmarkt mit Öl und Benzin aus Venezuela.
CARACAS (dpa-AFX)
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