Gesetzliches Zahlungsmittel 07.12.2022 23:27:00

Nach massiven Turbulenzen am Kryptomarkt: El Salvador vor der Staatspleite?

Nach massiven Turbulenzen am Kryptomarkt: El Salvador vor der Staatspleite?

• El Salvador besitzt hohe Bitcoin-Reserven
• Kurseinbruch könnte zu hohem Verlust geführt haben
• Nayib Bukele bleibt unbeeindruckt


Das Aufsehen war groß, als im September 2021 das hochverschuldete El Salvador als erstes Land der Welt den Bitcoin zum gesetzlichen Zahlungsmittel erhob. Seither muss jeder Händler die weltweit beliebteste Digitalwährung als Zahlungsmittel akzeptieren, wenn er technisch dazu in der Lage ist, und auch Steuern können mittels der Kryptowährung beglichen werden.

Mit diesem Schritt wollte der inzwischen 41-jährige Nayib Bukele die Abhängigkeit seines Landes von der US-Notenbank reduzieren. Denn da seit 2001 in El Salvador der US-Dollar anstelle einer einheimischen Währung als offizielles Zahlungsmittel genutzt wurde, war man dort somit stark von der Geldpolitik der US-Fed abhängig. Mit dem Bitcoin sollte sich das ändern, schließlich wird die dezentrale Kryptowährung von keiner Zentralbank kontrolliert. Als weiterer Vorteil wurde gesehen, dass der Bitcoin auch von jenem großen Teil der Einwohner genutzt werden kann, der über keinen Zugang zu traditionellen Finanzdienstleistungen verfügt.

Millionenverluste

Doch die Vorteile, die der Bitcoin El Salvador bietet, verblassen neben dem Umstand, dass die Digitalwährung heftigen Kursschwankungen unterworfen ist. Besonders bitter für den mittelamerikanischen Staat, der damit begonnen hat eine Bitcoin-Reserve für den Staatshaushalt aufzubauen, ist dabei, dass er beinahe zum Höhepunkt der Krypto-Rally eingestiegen ist. Weil die Anleger inzwischen nicht mehr so risikobereit sind, hat der Bitcoin in den letzten zwölf Monaten über 70 Prozent seines Wertes eingebüßt. Für Turbulenzen am Kryptomarkt sorgte in den letzten Wochen insbesondere die Insolvenz der Krypto-Börse FTX. Ausgelöst wurde diese Pleite durch Zweifel an der Kapitalausstattung des verbundenen Unternehmens Alameda Research, was einen massiven Kapitalabfluss nach sich zog und viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt hat.

Vorübergehend kursierten in der Krypto-Community sogar Gerüchte, Bukele habe die staatlich gekauften Bitcoin bei FTX geparkt und komme nun nicht mehr an sie heran. Doch dann trat Binance-Chef Changpeng "CZ" Zhao diesen Spekulationen entgegen: Er habe von Präsident Bukele vernommen, dass El Salvador keine Geschäfte mit FTX gemacht hätte und dort auch keine Bitcoin geparkt habe.

Dennoch scheint sich die Schwäche am Kryptomarkt nun auch in der Staatskasse sowie den Ersparnissen der Bevölkerung bemerkbar zu machen. Laut dem "Handelsblatt" muss El Salvador im Januar internationale Schulden in Höhe von 667 Millionen Dollar begleichen, doch Analysten zufolge könne das Land dann zahlungsunfähig werden. Wie die Zeitung berichtet, schätzt beispielsweise Ricardo Castaneda vom Zentralamerikanischen Institut für fiskalische Studien (ICEFI) die Verluste für die Staatsfinanzen bisher auf rund 70 Millionen Dollar - "das entspricht dem kompletten Budget des Landwirtschaftsministeriums". Deshalb warnt der Experte inzwischen vor einem drohenden Staatsbankrott.

Vorbereitungen für Bitcoin-Anleihen

Um an frisches Geld zu kommen, plant El Salvador derweil, eine Milliarde US-Dollar mittels Bitcoin-basierter Staatsanleihen aufzunehmen. Laut "BTC Echo" hat die Regierung inzwischen dem Nationalkongress einen Gesetzentwurf präsentiert, in dem die Grundzüge der Bitcoin-Anleihen skizziert wurden. Mit dem Geld aus dieser Kapitalspritze sollen weitere Bitcoins erworben sowie das Bitcoin City-Projekt - eine Stadt die dem Bitcoin gewidmet sein soll - finanziert werden.

Bukele bleibt unbeirrt

Trotz aller Turbulenzen hält Staatschef Bukele an seinem Kurs fest, sein Land perspektivisch auf den Bitcoin umzustellen und weiter Bitcoins zu erwerben: "Ab morgen werden wir jeden Tag einen Bitcoin kaufen", verkündete er Mitte November in einem Tweet.

Bukele erhofft sich noch immer Stabilität vom Bitcoin und weist darauf hin, dass es von der Ur-Kryptowährung nie mehr als 21 Millionen Coins geben wird. Damit stehe der Bitcoin für das Gegenteil der insolventen FTX, denn dort konnten Anleger Wetten auf tausende Kryptocoins abschließen, deren Geldmenge quasi unbegrenzt war. "Manche verstehen es, manche nicht", so Nayib Bukele.

Redaktion finanzen.at

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