Wahrer Wert gesucht 19.01.2018 03:26:56

Morgan Stanley: Der Kurs des Bitcoin ist viel zu hoch

Der Bitcoin hat im Jahr 2017 einen rasanten Aufstieg erlebt. Die digitale Währung ist innerhalb eines Jahres um fast 2.000 Prozent gestiegen. Laut Coindesk wurde Bitcoin am 1. Januar 2017 mit knapp 1.000 US-Dollar bewertet - weniger als zwölf Monate später sprang der Preis auf über 19.300 US-Dollar.

Trotz dieses enormen Anstiegs unterliegt die Kryptowährung starken Schwankungen. Immer mehr Experten warnen vor einer Verherrlichung.

Der wirkliche Wert des Bitcoin

Die amerikanische Bank Morgan Stanley hat im Jahr 2017 eine Studie zu Kryptowährungen durchgeführt und kam letztendlich zu dem Ergebnis, dass der Wert des Bitcoin nahe Null sein müsste. Diese Bewertung basiere zum einen auf der Tatsache, dass lediglich drei der Top 500 eCommerce-Händler weltweit Bitcoin als Währung akzeptierten. Bitcoin könne laut Morgan Stanley-Analyst James Faucette außerdem gar nicht als richtige Währung angesehen werden, da es keinen Zinssatz gebe, der in Bezug zum Bitcoin stehe. Darüber hinaus könne man Bitcoin nicht mit Währungen wie dem Euro oder dem US-Dollar vergleichen. Vielmehr ähnele die Kryptowährung Gold - anders als das Edelmetall habe der Bitcoin aber keinen inneren Wert wie Gold als Schmuck.

Auch Morgan Stanley-Chef James Gorman merkte bereits im November an, dass eine Investition in die Kryptowährung seiner Meinung nach sehr unsicher sei. Er warnte zu dem Zeitpunkt außerdem, neben des spekulativen Charakters, vor eventuell zeitnah folgenden regulatorischen Eingriffen durch staatliche Notenbanken. Außerdem werde die Kryptowährung laut Gorman auch gerne für die Durchführung krimineller Geschäfte genutzt.

Irrationaler Hype

Trotz der enormen Popularität des Bitcoin sind viele Interessenten inzwischen vorsichtig geworden - auch aufgrund der häufigen Warnungen, dass das Platzen der Bitcoin-Blase bevorstehe und die Preise in diesem Zuge extrem einbrechen würden.

James Dimon, CEO von JP Morgan, bezeichnete Bitcoin im September 2017 als "Betrug" und behauptete, er würde jeden Mitarbeiter umgehend entlassen, der mit der hoch-spekulativen Kryptowährung handeln würde. Mittlerweile hat er seine Kritik jedoch etwas abgeschwächt.

Jeremy Eng-Tuck Cheah, Professor für Finanzen an der Southampton Business School in Großbritannien, äußerte sich ähnlich zu dem Thema: "Momentan ist meine persönliche Einschätzung des Bitcoin-Marktes, dass er hauptsächlich durch irrationale Überschwänglichkeit getrieben wird, auch da die CBOE kürzlich den Handel eingeführt hat und damit das Interesse vieler Anleger geweckt hat, die normalerweise nicht in Kryptowährungen investieren würden oder dafür anfällig wären."

Cheah stimmte der Einschätzung Faucettes über den wahren Wert von Bitcoin zu: "Ich bin nicht davon überzeugt, dass Bitcoin als Kryptowährung einen fundamentalen Wert hat. Daher wird sein Preis hauptsächlich durch das Angebot und die Nachfrage der digitalen Währung bestimmt."

Der "Wolf of Wall Street"

Auch Jordan Belfort, der wahre "Wolf of Wall Street", hat eine klare Meinung zum Thema Bitcoin und Kryptowährungen. Er als Kritiker des Handels mit Kryptowährungen - seine Kritik gilt vor allem ICOs (Initial Coin Offering) - warnt insbesondere vor dem Bitcoin-Handel. Seiner Meinung nach sei es "[…] der größte Beschiss aller Zeiten. Er ist so groß, dass er jedem um die Ohren fliegen wird. Es ist schlimmer als alles, was ich jemals getan habe."

Der Bitcoin glänzt mit Volatilität

Ebenso wie viele andere Experten äußert sich auch Daniel Saurenz, Finanzexperte von Feingold Research, kritisch: "Auch wenn es die Fans von Bitcoin nicht gerne hören werden - ich tue mich mit dem Wort 'Währung' schwer. Denn eine Währung sollte eigentlich einen Hauch von Stabilität aufweisen, der Bitcoin glänzt bisher jedoch primär mit Volatilität." Saurenz schätzt den Wert der Kryptowährung ähnlich gering ein und glaubt nicht an dessen langfristigen Erfolg.

Drohen Regulierungen?

Laut Pierre Moscovici, EU-Kommissar für Wirtschaft, Finanzen, Steuern und Zoll, werde es in naher Zukunft keine EU-weiten Bitcoin-Regulierungen geben. Seiner Meinung nach ist der Bitcoin keine Währung, EU-weite Regelungen seien derzeit also nicht notwendig.

Der französische Finanzminister hingegen will auf dem nächsten G20-Gipfel eine Diskussion über mögliche Regulierungen von Kryptowährungen anstoßen.

Wie es im neuen Jahr mit dem Hype um den Bitcoin und anderen Kryptowährungen weitergeht und ob die oben angeführten Experten mit ihren Thesen Recht behalten, bleibt abzuwarten.

Redaktion finanzen.at

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