Sanktionen im Fokus 20.03.2022 17:10:00

Kryptowährungen als möglicher Ausweg aus Sanktionen? Südkoreanische Kryptobörsen sperren russische IP-Adressen aus

Kryptowährungen als möglicher Ausweg aus Sanktionen? Südkoreanische Kryptobörsen sperren russische IP-Adressen aus

• Sanktionen sollen russische Finanzgeschäfte unterbinden
• Uneinigkeit ob Kryptowährungen einen Ausweg bieten
• Südkoreanische Kryptobörsen beteiligen sich an Sanktionen

Aufgrund zahlreicher Sanktionen westlicher Staaten seit Kriegsbeginn ging es für den russischen Rubel steil abwärts. Zu den schärfsten Maßnahmen zählt dabei sicherlich der Ausschluss mehrerer russischer Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk SWIFT und damit dem Großteil des internationalen Zahlungsverkehrs. Die russische Währung gab derart stark nach, dass die Marktkapitalisierung des Krypto-Schwergewichts Bitcoin erstmals den Geldwert des russischen Rubels übersteigen konnte.

Ausweg aus Sanktionen?

Von mehreren Seiten wurde jedoch die Befürchtung geäußert, dass Russland die verhängten Sanktionen durch die Verwendung von Bitcoin & Co. umgehen könnte. Schließlich werden Kryptowährungen nicht von Zentralbanken herausgegeben oder kontrolliert, sondern sind dezentralisiert und kennen keine Ländergrenzen.

Tatsächlich stieg seit Kriegsbeginn das Transaktionsvolumen beim Bitcoin sowohl in Russland als auch in der Ukraine auf das höchste Niveau seit mehreren Monaten. Dies berichtete der US-Sender "CNBC" unter Berufung auf Daten des Analyseunternehmens Kaiko. Auf russischer Seite könnte der starke Anstieg des Handelsvolumens tatsächlich mit dem Umgehen von Sanktionen zusammenhängen, glaubt beispielsweise Investmentexperte Mark Mobius von Mobius Capital Partners.

Um Russland auch diesen Ausweg zu verbauen haben die europäischen Finanzminister angekündigt, bei den Sanktionen etwaige Schlupflöcher in Bezug auf Kryptowährungen schließen zu wollen. Und auch Washington will laut "CNBC" bei den Russland-Sanktionen Bitcoin & Co. ins Visier nehmen. Jedoch wurde nicht detailliert erläutert, wie dies geschehen soll. Eine Möglichkeit wäre etwa, dass große Kryptobörsen Nutzer aus Russland blockieren könnten, wie es die Ukraine bereits gefordert hat.

Russische IP-Adressen in Südkorea gesperrt

In Südkorea, einem der weltweit bedeutendsten Kryptomärkte, sind mehrere Kryptobörsen diesen Weg bereits gegangen und haben russische IP-Adressen rausgeschmissen, berichtet "The Korea Times".

So habe beispielsweise Upbit, die nach Transaktionsvolumen größte Kryptobörse des Landes, Anfang März angekündigt, dass Abbuchungen, die von russischen IP-Adressen ausgehen, abgewiesen werden könnten. Als Grundlage für diese Restriktionen wurden die Richtlinien der Financial Action Task Force genannt, einer internationalen Institution, die Standards zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung festlegt und ihre Einhaltung überprüft. Daneben habe die Kryptobörse Gopax nicht nur IP-Adressen aus Russland gesperrt, sondern rund 20 Konten russischer Nutzer gleich komplett eingefroren. Mit Bithumb und Korbit hätten noch zwei weitere Kryptobörsen ihre Dienstleistungen für russische Nutzer eingestellt und den Zugang von IP-Adressen aus dem Land gesperrt.

Solche Maßnahmen sind in der Krypto-Community sehr umstritten. Zwar wurden auch in Singapur und der Schweiz Krypto-Sanktionen umgesetzt, doch in vielen anderen Ländern sind die Marktakteure zögerlicher oder lehnen dies rundum ab. So wird argumentiert, dass solche Maßnahmen dem wichtigen liberalen Prinzip von finanzieller Freiheit im Kryptomarkt zuwiderlaufen würden.

Zweifel an Kryptowährungen als Option

Allerdings gibt es auch Experten die der Meinung sind, dass Cyberwährungen gar nicht dafür geeignet seien, die Sanktionen zu umgehen. Denn einerseits mangele es Russland an der nötigen Infrastruktur und anderseits seien die Kryptomärkte selbst nicht dafür ausgelegt. Allenfalls als Fluchtwährung russischer Oligarchen, die ihr Geld vor einem Zugriff schützen wollen, seien Kryptowährungen geeignet. Eine Verwendung in der russischen Realwirtschaft hingegen dürfte an der fehlenden Akzeptanz scheitern, meint etwa Timo Emden, Analyst bei Emden Research.

Redaktion finanzen.at

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