DeFi-Studie 26.11.2023 14:49:00

Kryptokriminalität im Blick: Milliardenschäden seit 2017 verzeichnet

Kryptokriminalität im Blick: Milliardenschäden seit 2017 verzeichnet

• Kriminelle Aktivitäten im Kryptobereich nehmen zu
• Schäden in Milliardenhöhe
• Technische Schwachstellen als Hauptgrund


Der Traum vom schnellen Geld

Starke Renditen, schneller Reichtum und finanzielle Unabhängigkeit - oftmals wirken Versprechungen von Krypto-Anlageprodukten zu schön, um wahr zu sein. Und oft sind sie das auch. Einer Studie zufolge, die vom Complexity Science Hub Wien und der Universität Montreal durchgeführt wurde, kam es zwischen 2017 und 2022 zu mindestens 1.155 kriminellen Vorfällen in der Kryptobranche. "Das heißt aber nicht, dass es nicht mehr Fälle geben könnte", kommentierte Bernhard Haslhofer, Leiter der Forschungsgruppe Cryptofinance des Complexity Science Hubs, die Studienergebnisse in einer Mitteilung. "Daher sind alle unsere Ergebnisse Mindestwerte." Dennoch stellen die 1.155 festgestellten Fälle die bislang umfangreichste Untersuchung von Krypto-Betrugsfällen dar, wie Catherine Carpentier-Desjardins von der Universität Montreal ergänzte. "Dies ist der erste Schritt zur Bewertung der Größe und des Umfangs der DeFi-Verbrechenslandschaft", so die Forscherin.

Kriminelle Krypto-Vorfälle steigen an

Des Weiteren kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass die kriminellen Aktivitäten im Kryptobereich in den vergangenen Jahren zunahmen. So verzeichneten die Institute um Haslhofer und Carpentier-Desjardins 2017 noch 16 Fälle, 2018 waren es jedoch bereits 69 Aktivitäten. Auch in den darauffolgenden Jahren ging es aufwärts, von 103 Betrugsfällen im Jahr 2019, 224 im Jahr 2020 zu 308 im Jahr 2021. Für das vergangene Jahr identifizierten die Forscher gar 435 kriminelle Aktivitäten im Bereich der Kryptoanlagen.

Schäden in Milliardenhöhe entstanden

Insgesamt haben die kriminellen Vorfälle zwischen 2017 und 2022 Schäden von mindestens 30 Milliarden US-Dollar verursacht, wie das Complexity Science Hub Wien und die Universität Montreal herausfanden. Das entspreche in etwa den Einnahmen, die der Staat Luxemburg im Jahr 2022 verbuchen konnte. In etwa 50 Prozent der Fälle entstand außerdem ein Schaden von mindestens 356.000 US-Dollar. Im am glimpflichsten ausgegangenen Fall entstand den Betroffenen ein Verlust von 158 US-Dollar. Der teuerste Fall, der im Zusammenhang mit der südafrikanischen Kryptobörse Africrypt erfasst wurde, kostete die Opfer hingegen 3,6 Milliarden US-Dollar. Der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge teilten die Brüder Ameer und Raees Cajee, die hinter dem Handelsplatz steckten, ihren Kunden mit, dass man gehackt worden sei, Nutzer dies aber nicht an Anwälte und Behörden melden sollten, da dies die Wiederbeschaffung des verlorenen Geldes erschweren würde. Letztendlich tauchten die Gründer des Dienstes mit den milliardenschweren Kundengeldern im Gepäck ab.

Technische Schwachstellen und manipulierte Kryptowährungen

Im Rahmen der Studie untersuchten die Wissenschaftler der beiden Forschungseinrichtungen auch die Gründe für die zunehmenden und oft teuren Sicherheitszwischenfälle. In 52,4 Prozent der untersuchten Ereignisse waren Decentralized Finance (DeFi)-Dienste, also beispielsweise Kryptobörsen, das Ziel krimineller Machenschaften. Fast immer handelte es sich um eine technische Schwachstelle von Seiten des Anbieters. Nur in 2,6 Prozent aller Fälle lag der Fehler beim Menschen. Darüber hinaus nutzen Angreifer in 40,7 Prozent aller Fälle DeFi-Anbieter, um die Nutzer direkt anzugreifen. "Wenn es dazu kommt, handelt es sich in über 70 Prozent der Fälle um manipulierte Kryptowährungen, die eine Art Hintertür haben, durch die Kriminelle Geld abheben können", warnte Stefan Kitzler vom Complexity Science Hub.

Analyse-Tool soll Kryptokriminalität eindämmen

Abhilfe schaffen soll nun das DeFi Trace-Projekt, das das Wiener Institut unter der Leitung von Haslhofer gerade umsetzt. "Im Laufe von zwei Jahren wollen wir Methoden entwickeln, um illegale Zahlungsströme im DeFi-Sektor automatisch zu verfolgen und damit kriminelle Aktivitäten einzudämmen", so der Wissenschaftler. Aktuell sei dies noch nicht möglich, weil Transaktionen auf der Blockchain oft nicht nachvollziehbar seien oder stark anonymisiert geschehen würden. Um die kriminellen Betrugsfälle aber zügig zu erkennen, sollen algorithmische Modelle DeFi-Systeme automatisiert analysieren, wie es in der Projektbeschreibung heißt. Unterstützt wird das Complexity Science Hub durch verschiedene österreichische Ministerien, aber auch durch die Finanzmarktaufsichtsbehörde , die Oesterreichische Nationalbank (OeNB), die Universität Innsbruck und die Zentralstelle für Cybercrime Bayern.

Redaktion finanzen.at

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