Schürfen beim Parken 23.08.2021 22:30:00

Krypto-Mining beim Parken: Wie ein Auto im abgestellten Zustand Bitcoin, Dogecoin & Co schürft

Krypto-Mining beim Parken: Wie ein Auto im abgestellten Zustand Bitcoin, Dogecoin & Co schürft

• Daymak-Gründer: "Wir haben das nötige Equipment schon im Auto"
• Es wurden bereits "Spiritus"-Vorbestellungen im Wert von insgesamt über 500 Millionen US-Dollar getätigt
• Kritiker hinterfragen die Verkehrssicherheit von autonomen Fahrzeugen, deren Computer auch zu anderen Zwecken genutzt werden

"Wir bei Daymak glauben, dass Krypto die Zukunft ist. Ob Dogecoin, Bitcoin, Ethereum, Cardano oder etwas anderes: Die Blockchain-Technologie wird integraler Bestandteil unseres Alltags sein. Die meisten Menschen verstehen nicht, was [diese Technologie] ist und was sie kann, deswegen ist es unser Ziel, sie zu vereinfachen", heißt es auf der Website des kanadischen Fahrzeugbauers Daymak. Um dies zu erreichen, baut das Unternehmen nun ein Auto, das beim Parken für seinen Besitzer Kryptowährungen mint.

Der Strom für das energieintensive Mining soll von eigenen Solarpaneelen kommen

Gegründet wurde Daymak im Jahr 2002 von Aldo Baiocchi, seither hat die Firma E-Bikes und E-Roller produziert und auf den Markt gebracht. Nun kommt mit dem im Juni offiziell vorgestellten "Spiritus" das erste E-Auto hinzu - ein futuristisch aussehender Zweisitzer, der noch dazu autonom fahren können soll. Da autonomes Fahren zehntausende kleine Computer und eine ausgeklügelte Technik erfordert, erklärt Baiocchi gegenüber der Informationsplattform Wired: "Wir haben das nötige Equipment [eh] schon im Auto" - weswegen es also nicht auch im Ruhezustand des Fahrzeugs nutzen? Mining ist sehr energieintensiv, und um den Vorgang etwas grüner zu machen, plant Daymak, Solarpaneele in den "Spiritus" zu integrieren.

Der "Spiritus" mint selbst und überweist den Wert in US-Dollar direkt an seinen Besitzer

Den zukünftigen "Spiritus"-Besitzern soll alle Arbeit abgenommen werden: Hat das Auto einen bestimmten Wert in Kryptowährungen geschürft, wird dieser in US-Dollar direkt auf das Bankkonto des Besitzers überwiesen. Es ist dem Hersteller zufolge auch möglich, anstelle eines Bankkontos ein Krypto-Deposit als Zielort für das Geld anzugeben. Wie das Magazin 1E9 berichtet, soll der "Spiritus" täglich rund zehn US-Dollar einbringen.

Der Andrang auf das neue Fahrzeug ist groß: Daymak informierte seine Follower auf Twitter Ende Juli darüber, dass bereits Vorbestellungen im Wert von insgesamt über 500 Millionen US-Dollar getätigt wurden und die Möglichkeit des Pre-Ordering deswegen noch bis Ende September bestehe.

Preislich liegt das Basismodell "Deluxe" bei knapp 20.000 US-Dollar, das "Ultimate"-Modell mit stärkerem Motor und größerer Reichweite bei knapp 150.000 US-Dollar.

Von vielen Seiten kommt Kritik am neuen "Spiritus": Verkehrssicherheit, nachhaltiger Nutzen etc.

Während Baiocchi und offenbar auch viele Kunden sich begeistert von dem neuen Auto und dem Konzept des integrierten Minings zeigen, gibt es auch einige kritische Stimmen: So berichtet 1E9 von Experten, die glauben, die Krypto-Technologie entwickle sich zu schnell weiter, um ein nachhaltig produktiv schürfendes Fahrzeug zu bauen - bereits in wenigen Jahren könne die im "Spiritus" integrierte Technologie ihnen zufolge überholt sein. Andere Experten sehen dem Bericht zufolge das Potenzial parkender E-Autos eher darin, der Gemeinschaft zu dienen, indem sie das Stromnetz stabilisieren. Auch Shaoshan Lin, Gründer des Unternehmens Perceptin und Experte für autonomes Fahren, sieht die Nutzung eines Autos für das Schürfen von Kryptowährungen Wired zufolge kritisch - eine Autosoftware wie einen PC zu behandeln, könnte sie (sowohl bezüglich der Hard- als auch der Software) angreifbar machen und damit die Verkehrssicherheit beeinträchtigen. Eine aktuelle Studie der Agentur der Europäischen Union für Cybersicherheit (ENISA) besagt Ähnliches.

Dennoch wird mit Daymaks "Spiritus" eine innovative Technologie auf den Markt gebracht, die auch die zukünftige Entwicklung von Fahrzeugen beeinflussen könnte. Wie brauchbar und sicher Fahrzeuge, deren Computer auch zu verkehrsunabhängigen Zwecken genutzt werden, tatsächlich sein werden und mit neuen Innovationen noch gemacht werden können, bleibt abzuwarten.

Redaktion finanzen.at

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