Staatliche Digitalwährung 18.12.2018 21:45:16

Könnte Schweden in wenigen Jahren eine bargeldlose Gesellschaft sein?

Könnte Schweden in wenigen Jahren eine bargeldlose Gesellschaft sein?

Das Exekutivmitglied der schwedischen Zentralbank Cecilia Skingsley wühlte mit ihren Aussagen in einer kürzlich gehaltenen Rede auf der Londoner Bankenkonferenz die Debatte um ein bargeldloses Schweden und die möglichen Folgen wieder auf.

Schweden nutzen immer weniger Bargeld

"Schweden wird innerhalb von drei bis fünf Jahren wahrscheinlich zu einer bargeldlosen Gesellschaft", so die schwedische Ökonomin Skingsley. Völlig ab vom Trend liegt Skingsley mit ihrer Äußerung dabei nicht: Wie der kürzlich erschienene "World Payment Report", eine Studie zur globalen Zahlungsgewohnheit, ergab, tätigte jeder Schwede im Jahr 2016 durchschnittlich 461,5 Zahlungen über digitale Mittel - Schweden liegt in diesem Fall noch vor den USA ganz vorne. Die digitalen Zahlungen in dem skandinavischen Land nahmen von 2015 bis 2016 um 13,3 Prozent zu. Ermöglicht wurde diese Entwicklung offenbar durch die landesweit offene Haltung für E-Zahlungsmittel und die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten wie beispielsweise Swish, iZettle und BiR, heißt es in der Studie. Außerdem habe die Kooperationsbereitschaft der schwedischen Banken ein ausgeglichenes Angebots- und Nachfrageverhältnis ermöglicht.

Trend zur Kryptowährung

Die veränderte Zahlungslandschaft zwinge die Zentralbanken gewissermaßen dazu, sich an die derzeitige Entwicklung anzupassen und ihre Strategien zu überarbeiten, verlautete die Nachrichtenagentur Reuters. Und so legte bereits auch die IWF-Chefin Lagarde den Zentralbanken nahe, über eine mögliche Einführung von eigenen Kryptowährungen nachzudenken. Bezüglich dieser Entwicklung sagte Skingley außerdem, dass bereits mit Beginn des e-krona-Projekts deutlich spürbar war, dass Bargeld an Bedeutung verliert: "Als wir mit der Analyse begonnen haben, haben wir gesehen, dass wir besser gerüstet sind, wenn das Bargeld in Zukunft marginalisiert wird".

Doch obwohl Schweden neben anderen Ländern von dem "World Payment Report" jüngst als Krypto-freundlich gekürt wurde und als Vorreiter im digitalen Zahlen gilt, machte sich bereits Anfang dieses Jahres Widerstand gegen die bargeldlose Zukunft breit: Während einige Schweden den modernen Zahlungsmitteln mit Begeisterung entgegensinnen, zeigt sich das andere Lager äußert skeptisch.

Bitcoin oder e-krona als alltägliches Zahlungsmittel?

Die Zentralbank verkündete laut Reuters aber, dass Bargeld nicht vollständig abgeschafft werden soll. Doch wenn immer weniger Menschen im alltäglichen Gebrauch zu Scheinen und Münzen greifen, würde Bargeld praktisch unnütz und könnte von einer steigenden Zahl von Geschäften nicht weiter angenommen werden. Bereits existierende Kryptowährungen wie der Bitcoin sollen offenbar aber keine Lösung bieten - allerdings könnten diese zukünftig in Konkurrenz zu einer möglichen Cyberdevise der Zentralbank stehen. Diesbezüglich warnt Skingley: "Wenn wir nichts tun, blicken wir in eine Zukunft, in der das Geld privatisiert sein wird." Für den Fall, dass eine e-Krone realisiert wird, hält es die stellvertretende Leitung der schwedischen Zentralbank für wahrscheinlich, "dass die Riksbank die e-krona […] bereitstellt, aber der private Sektor ist möglicherweise an der Verteilung beteiligt. Private Unternehmen können Kundenkontakte besser verwalten und maßgeschneiderte Lösungen finden".

Der weitere Fortgang dieser Entwicklung dürfte für viele - insbesondere auch für Kryptofans - mit Spannung beobachtet werden. Es bleibt fraglich, ob oder wann Schweden tatsächlich das erste Land sein wird, welches eine zentrale Cyberdevise einführt und sich schließlich immer mehr vom Bargeld lossagt.

Redaktion finanzen.at

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