Parodie oder Betrug? 21.07.2022 23:53:00

Gründer von Bored Apes Yacht Club verklagt Künstler wegen "kopierter" NFTs

Gründer von Bored Apes Yacht Club verklagt Künstler wegen "kopierter" NFTs

• Künstler Ryder Ripps verkaufte abgewandelte NFT-Kollektion von Bored Apes
• BAYC-Gründer Yuga Labs schaltet Gericht ein
• Kontroverse zwischen Ripps und Yuga Labs um angebliche Nazi-Symboliken


NFTs gelten aufgrund der dahinter stehenden Blockchain und der dort gespeicherten Informationen als fälschungssicher. Doch auch, wenn man ein NFT nicht fälschen oder kopieren kann, ist es dennoch möglich, ähnliche NFTs zu erstellen und zu verkaufen, wie ein Fall rund um die beliebten Bored Apes-NFTs zeigt. So hat der Künstler Ryder Ripps, der laut "Daily Beast" bereits aufgrund seiner früheren Kunst-Aktionen als umstritten gilt, seine eigene Version der gelangweilten Affen unter dem Namen RR/BAYC geprägt und auf NFT-Handelsplattformen angeboten - sehr zum Ärger von Yuga Labs, dem Gründer des Bored Apes Yacht Club (BAYC). Nun muss ein US-Gericht entscheiden, ob mit Ripps Aktion geltendes Recht verletzt wurde.

Ryder Ripps eckt mit Neuprägung von NFTs an

Ryder Ripps sorgte bereits im Sommer vergangenen Jahres in der NFT-Szene für einiges Aufsehen, als er den CryptoPunk #3100 neugeprägt hat. Nun hat er sich mit den Bored Apes eine neue bekannte NFT-Kollektion vorgenommen und zahlreiche der Affen unter dem Namen RR/BAYC als Neuprägung veröffentlicht. Dabei verwendete Ripps laut "CoinDesk" das urheberrechtlich geschützte Material von Yuga Labs in Form der bekannten Affenbilder und stellte diese in einen neuen Kontext, indem er eine andere nicht fungible Blockchain-Signatur anghängte. "Am Mittwoch, dem 13. Mai 2022, begann ich, basierend auf den BAYC-Bildern, neue Arbeiten in Form von NFTs zu erstellen. Durch den Prozess des 'Neuprägens' werden die ursprünglichen BAYC-Bilder neu kontextualisiert - wodurch die Wahrheiten über ihre Ursprünge und Bedeutungen sowie die Natur von Web3 erhellt werden - die Macht von NFTs, die Bedeutung zu ändern, die Herkunft festzustellen und der Zensur zu entgehen", schreibt Ripps dazu auf seiner Webseite. Seine NFT-Affen, die genau das gleiche Aussehen habe wie die originalen Bored Apes, bot Ripps anschließend für nur je 0,15 Ether über die NFT-Marktplätze OpenSea und Foundation zum Verkauf an. Laut "The Art Newspaper" wurden diese NFTs dabei von den gleichen Logos und Marken begleitet, die auch Yuga Labs verwendet, um seine NFTs zu kennzeichnen.

Am 24. Juni reichte Yuga Labs daraufhin eine Klage beim U.S. District Court for the Central District of California ein. In der 44-seitigen Anklageschrift werfen die Gründer des Bored Ape Yacht Clubs dem Künstler laut "The Art Newspaper" unter anderem falsche Werbung, Cybersquatting, Markenverletzungen und unlauteren Wettbewerb vor. Ripps habe durch seine Aktion den Wert der Bored Ape-NFTs gemindert, während er selbst mehr als fünf Millionen US-Dollar mit seinem "Pump-and-Dump-Schema der gefälschten NFTs" verdient habe. Tatsächlich ist der Wert der ursprünglichen Bored Apes-NFTs in den vergangenen Monaten stark gefallen. Während laut "Washington Post" ein Affen-NFT Anfang Mai noch 153,54 Ether kostete, war er Ende Juni nur noch 87,13 Ether wert.

"Das ist kein Affentheater. Es ist ein bewusster Versuch, Yuga Labs auf Kosten der Verbraucher zu schaden, indem Verwirrung darüber gestiftet wird, ob diese RR/BAYC-NFTs in irgendeiner Weise gesponsert, angegliedert oder mit dem offiziellen Bored Ape Yacht Club von Yuga Labs verbunden sind", zitiert die Zeitung aus der Anklageschrift. Während die originalen Bored Apes weitere Vorteile wie den Zugang zur Community, Partys und weiteren Events bieten, sind mit den NFTs von Ripps keine Benefits verbunden. Das sei allen Käufern jedoch bewusst gewesen, schrieb der Künstler auf Twitter. "Niemand hatte den Eindruck, dass die RR/BAYC-NFTs ein Ersatz für BAYC-NFTs seien oder ihnen Zugang zum Club von Yuga gewähren würden", so Ryder Ripps in seinem Tweet. Stattdessen hätte jeder, der sich einen seiner Token reserviert habe, verstanden, dass es sich um eine Parodie auf und einen Protest gegen den BAYC handle.

Yuga Labs ist da allerdings anderer Meinung: "Kopieren ist keine Satire, es ist Diebstahl", heißt es in der Klage. "Und Verbraucher anzulügen ist keine Konzeptkunst, sondern Täuschung". Mittlerweile werden die NFTs von Ripps nicht mehr bei OpenSea und Foundation gelistet, allerdings sind sie laut der Webseite des Künstlers auch bereits ausverkauft.

Rechtliche Situation rund um NFTs unklar

Wie der Rechtsstreit zwischen Ripps und Yuga Labs ausgehen wird, ist momentan noch völlig offen. Die rechtliche Situation ist unklar, da der Krypto- und NFT-Bereich bislang kaum reguliert ist. Ein Problem für Ripps könnte laut "BTC-ECHO" jedoch werden, dass er seine NFTs auf den gleichen Portalen angeboten hat wie auch Yuga Labs die Bored Apes. Denn der Lanham Act verbiete den Verkauf gleicher oder verwandter Produkte am gleichen Ort unter den gleichen Markennamen. Daher habe Ripps aus Sicht von Yuga Labs eine "elementare Markenrechtsverletzung" begangen.

Anwalt Christian Solmecke beurteilte die Situation gegenüber "BTC-ECHO" ähnlich. "Ripps hat Bilder, für die eine Markenanmeldung bestanden [sic!], kopiert, beworben und verkauft. Damit hat er sie geschäftlich und grundsätzlich als Marke unzulässig verwendet. Dann hätten die Markenrechtsinhaber grundsätzlich Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche. Allerdings ist es auch hier im Einzelfall möglich, dass die Kunstfreiheit überwiegt, wenn eine Marke rein künstlerisch verwendet wird. Ob das auch in diesem Fall so ist, muss letztlich ein Gericht entscheiden", so Solmecke gegenüber dem Portal.
Der US-Anwalt Steve Vondran sah gegenüber der "Washington Post" ebenfalls wenig Chancen, dass Ripps mit seinem Argument der Parodie vor Gericht überzeugen könnte. Er habe seiner Meinung nach "die Parodiemarke verfehlt", so Vondran. Zudem sei es schwer, Schutz für Parodien unter Fair-Use-Gesetzen zu beantragen, wenn es so scheine, als ob man die kreativen Bemühungen anderer finanziell auszunutzen würde, so der Anwalt.

Gerichtsverfahren nur weiterer Akt in bizarrem Streit?

Wie Ripps auf seiner Webseite angibt, seien seine NFTs vor allem als Protest gegen Yuga Labs zu verstehen, deren NFT-Projekt er bereits seit Dezember 2021 genauer unter die Lupe nimmt. Dabei habe er zusammen mit anderen Community-Mitgliedern "umfangreiche Verbindungen zwischen BAYC und der subversiven Internet-Nazi-Troll-Kultur entdeckt". Diese veröffentlichte der Künstler auf einer separaten Internetseite, die unter anderem mit "Bored Ape Yacht Club ist rassistisch" überschrieben ist. Als Beispiel wird dort etwa genannt, dass das Logo des Bored Ape Yacht Club dem Totenkopf-Emblem der Nazis ähnle und dass einige der Affen eine Nazi-Hundepfeife im Mund hätten.

Yuga Labs selbst wehrte sich unter anderem in einem Blog-Beitrag auf "Medium" gegen die Vorwürfe und sieht sich als "Ziel einer verrückten Desinformationskampagne". Obwohl die Anti-Defamation League, die gegen Diskriminierung und Diffamierung von Juden eintritt, bestätigt habe, dass die Vorwürfe haltlos seien, würden "Trolle immer noch lächerliche Verschwörungstheorien online [verbreiten] und sie verwenden, um gefälschte NFTs zu verkaufen (Überraschung! )", so Yuga Labs weiter. Inwiefern der Rechtsstreit zwischen Ripps und den BAYC-Gründern auch dazu beitragen kann, diese Vorwürfe zu klären, wird sich zeigen müssen.

Redaktion finanzen.at

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