Spekulationen unnütz 20.12.2022 23:25:00

FTX-Sprecher Kevin O'Leary: Für Sam Bankman-Fried gilt die Unschuldsvermutung

FTX-Sprecher Kevin O'Leary: Für Sam Bankman-Fried gilt die Unschuldsvermutung

• FTX-Gründer Sam Bankman-Fried mit Betrugsvorwürfen konfrontiert
• Kevin O'Leary selbst FTX-Sprecher und -Investor
• Spekulationen rund um Betrug seien unnütz, bis nicht alle Fakten auf dem Tisch

Auch einen Monat nach der Pleite der Krypto-Börse FTX sind zahlreiche Fragen ungeklärt. Fast täglich kommen neue Entwicklungen ans Tageslicht, mittlerweile hat die US-Staatsanwaltschaft auch Anklage gegen FTX-Gründer Sam Bankman-Fried erhoben. So wird dem Krypto-Enthusiasten vorgeworfen, Kunden-Einlagen veruntreut zu haben, damit Ausgaben und Schulden gezahlt und Investitionen bei dem FTX-Schwesterunternehmen Alameda Research getätigt werden konnten. Die US-Börsenaufsicht SEC sowie die CFTC werfen dem Jungunternehmer außerdem Betrug vor. Bankman-Fried wurde mittlerweile auf den Bahamas festgenommen, wegen Fluchtgefahr wurde eine Kaution verwehrt.

Auch Kevin O'Leary war unter FTX-Investoren

Zahlreiche FTX-Kunden bangen seit dem Zusammenbruch der Börse um ihre Ersparnisse. Zu ihnen gehört auch Shark Tank-Juror und Starinvestor Kevin O’Leary. Dabei fungierte der Börsenkenner auch als Sprecher für den Krypto-Dienst. Von den 15 Millionen US-Dollar, die er dafür von FTX bekommen habe, sei im Zuge der Pleite jedoch alles verloren gegangen, wie O’Leary gegenüber der CNBC-Sendung "Squawk Box" verlautete: "Der vollständige Deal umfasste knapp 15 Millionen US-Dollar, alles zusammen. Ich habe davon ungefähr 9,7 Millionen US-Dollar in Kryptos investiert. Ich glaube, das habe ich verloren. Ich weiß es nicht. Es ist alles bei null", so O’Leary. Zusätzlich dazu sei er in Besitz von FTX-Anteilen im Wert von etwas über einer Million Dollar gewesen, die durch die Insolvenz jedoch nun wertlos geworden seien. Die verbliebenen vier Millionen US-Dollar seien hingegen für Steuern und unterschiedliche Gebühren ausgegeben worden. Der Shark Tank-Investor hatte als FTX-Sprecher massiv Werbung für die Krypto-Börse betrieben und wird nun, gemeinsam mit anderen Botschaftern, von FTX-Investoren verklagt. Er selbst sagte über sein Engagement: "Es war kein gutes Investment".

Fakten müssen her

In einem Interview mit Yahoo Finance von Anfang Dezember ist O’Leary auf die Frage eingegangen, ob er Sam Bankman-Fried für einen Betrüger halte. Woraufhin dieser antwortete, dass er es zu diesem Zeitpunkt nicht sicher sagen könne: "Die Sache ist, wir haben keine Fakten. Wir haben eine Menge Hysterie. Wir haben einen wütenden Mob. […]." Bis es jedoch keine tatsächlichen Fakten gäbe, könne nur spekuliert werden, was er nicht tun wolle.

FTX-Skandal einzigartig - da alle Daten auf der Blockchain gespeichert

Stattdessen ruft der Börsenkenner nach Transparenz bei den Untersuchungen. Aktuell könne er in seinen Accounts selbst nichts mehr nachsehen, weil die zugehörigen Server abgeschaltet worden seien: "Ich möchte vollständige Transparenz von jeder Transaktion in meinem Konto, welches leergefegt ist. Millionen Dollar fehlen. Es gibt keine Aufzeichnungen. Es gibt keine Umrechnung-Aufzeichnungen, gar nichts." Schon allein für die Zwecke von institutionellen Investoren sei es jedoch von größter Bedeutung, dass diese Informationen, die auf den Servern liegen, zugänglich gemacht würden. "Was mir wichtig ist, ist, dass wir jede einzelne Transaktion forensisch überprüfen, die es auf meinem Konto gab. Und dann haben wir die Antwort dafür, wann wer was gemacht hat." Schließlich befände man sich hier, aufgrund der Natur der Krypto-Börse, in einer einzigartigen Lage: "Denn das bemerkenswerte an diesem finanziellen Zusammenbruch - im Gegensatz zu Enron, zu Lehman Brothers, zu Bear Stearns - ist, dass mehr als 90 [Prozent] dieser Transaktionen auf der [Block]Chain liegen. Sie sind unabänderlich. Sie können nicht verändert werden. Sie sind für immer protokolliert, wahrscheinlich liegen sie gerade auf AWS-Servern […]. Das kann alles nachvollzogen werden. Wenn sie mich also nach Abschluss dieser Geschichte fragen, was Sam Bankman-Fried getan hat, dann werden wir es wissen."

Für Sam Bankman-Fried sollte Unschuldsvermutung gelten

Auf die Frage hin, ob O’Leary Sam Bankman-Fried glaube, dass dieser nicht wissentlich irgendwelche Verbrechen begangen habe, bestand der Starinvestor auf der Unschuldsvermutung: "Denn ich gehöre zu der Sorte und zu der Gruppe von Leuten, die sagen, man ist unschuldig, bis die Schuld bewiesen ist. Das glaube ich. Und ich will die Fakten. Und wenn mir jemand sagt, dass er oder sie nichts getan hat, werde ich das glauben, bis ich herausfinde, dass es eine Lüge ist." Bis die Fakten nicht klar vorliegen würden, könne so oder so niemand wissen, wo das Geld, welches Sam Bankman-Fried angeblich veruntreut hat, sich aktuell befände. Und schließlich ginge es darum, genau dies herauszufinden, erst dann könne das Geld an die Besitzer zurückgegeben werden.

Hier sei O’Leary jedoch bereit, so weit zu gehen wie irgend möglich, um sein Geld zurückzubekommen: "Ich werde alles daran setzen, dieses Geld zu finden. Ich will es zurück. Ich habe die nötigen Ressourcen. Ich bin in einer sehr glücklichen Lage, ich habe Millionen Follower. Ich nehme sie mit auf die Reise. Ich werde das Geld zurückbekommen."

Bis die Fakten also vorliegen, will sich der Shark Tank-Juror nicht an Spekulationen beteiligen.

Redaktion finanzen.at

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