Kompromittierendes Interview 24.11.2022 22:41:00

FTX-Gründer Sam Bankman-Fried bereut Insolvenzantrag gestellt zu haben

FTX-Gründer Sam Bankman-Fried bereut Insolvenzantrag gestellt zu haben

• Sam Bankman-Fried gibt kompromittierendes Interview
• FTX-Insolvenz ein "Fehler"
• Neue Führungsebene mit Vorwürfen


Der Zusammenbruch von FTX kam für viele Beobachter aus heiterem Himmel. Ausgelöst wurde die Schieflage des Unternehmens durch Spekulationen, die ein Coindesk-Artikel aufkommen ließ, in dem das Portal über deutliche Verflechtungen zwischen FTX und dem Trading-Unternehmen Alameda Research berichtet hatte. FTX-Konkurrent Binance kündigte daraufhin an, seine FTT-Token zu verkaufen und löste damit einen Massenabverkauf aus. Investoren zogen in großem Stil Gelder von FTX ab, eine zwischenzeitlich ins Auge gefasste Übernahme von FTX durch Binance zerschlug sich nur wenige Stunden später, nachdem der potenzielle Käufer Einsicht in die Finanzlage von FTX erlangt hatte.

Am 11.11. verkündete Sam Bankman-Fried, der Gründer von FTX und bis zu diesem Zeitpunkt CEO des Unternehmens, die Zahlungsunfähigkeit der Kryptobörse und meldete Insolvenz an. Ein Schritt, der rückblickend die falsche Entscheidung gewesen sein könnte, so Sam Bankman-Fried in einem Interview mit "Vox".

Kritik an der neuen Führungsebene

Er habe viele Fehler gemacht, aber FTX in Chapter 11 zu schicken, sei sein größter Fehler gewesen, so der Ex-Milliardär im Interview, das auf Twitter in Screenshots zu sehen war. Hätte er keine Insolvenz angemeldet, wäre inzwischen alles "zu 70 Prozent in Ordnung", in einem Monat würden "die Auszahlungen wieder möglich" sein und zwar, ohne "dass die Kunden Geld verloren hätten".

Stattdessen würde die neue Führungsebene, die versucht, das Unternehmen durch Chapter 11 zu navigieren, "aus Scham alles niederbrennen", wirft er unter anderem den fünf neuen Direktoren und dem neu ernannten CEO John J. Ray vor.

SBF nimmt auch Regulierungsbemühungen aufs Korn

Im weiteren Verlauf des Interviews räumt Bankman-Fried sogar ein, sein Eintreten für eine Regulierung des Kryptomarktes, für das er unter anderem von Binance-Chef Changpeng Zhao in der Vergangenheit immer wieder kritisiert worden war, sei nur PR gewesen. "Aufsichtsbehörden machen alles nur noch schlimmer", sie "schützen die Kunden überhaupt nicht", so der Vorwurf des FTX-Gründers. Auch der Satz "Scheiß auf die Regulatoren" ist auf einem Screenshot bei Vox zu sehen.

Später entschärfte Bankman-Fried einen Teil seiner Aussagen auf Twitter und erklärte, es sei "gedankenlos und überzogen" gewesen. Er habe sich einfach etwas Luft machen wollen, das sei aber nicht für die Öffentlichkeit gedacht gewesen.

SBF-Nachfolger mit Vorwürfen

Zwischenzeitlich hat sich auch die neue Führungsebene von FTX zu Wort gemeldet und macht ihrerseits Bankman-Fried für das Scheitern der Kryptobörse verantwortlich. "Noch nie in meiner beruflichen Laufbahn habe ich ein derartiges Versagen der Unternehmenskontrolle und ein derartiges Fehlen vertrauenswürdiger Finanzinformationen erlebt wie in diesem Fall", betonte John J. Ray in einem Schreiben an das US-Insolvenzgericht in Delaware. Beispiellos machten diesen Fall seiner Einschätzung nach kompromittierte Börsensysteme, eine mangelhafte behördliche Aufsicht im Ausland sowie "eine Machtkonzentration in den Händen einer kleinen Gruppe von unerfahrenen, unbedarften und kompromittierten Personen".

Es habe keine Kontrolle über die Barmittel oder Bankkonten des Unternehmens gegeben, die Buchhaltung bezeichnete Ray als "mangelhaft". Zudem zweifelte er die Integrität von Bankman-Fried an, dessen Firmenkommunikation häufig über eine Anwendung gelaufen sei, bei der Nachrichten nach kurzer Zeit gelöscht wurden - ähnliches verlangte er dem Vernehmen nach auch von seinen Angestellten.

Bezogen auf das Interview von Bankman-Fried erklärte Ray, es handele sich um unberechenbare und irreführende öffentliche Erklärungen. Bankman-Fried sei kein Teil des Unternehmens mehr und spreche daher auch nicht im Namen von FTX.

Redaktion finanzen.at

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