Gesunde Wirtschaftspolitik 13.06.2019 11:00:05

EZB will internationale Rolle des Euro stärken

EZB will internationale Rolle des Euro stärken

Das geht aus dem jetzt veröffentlichten Jahresbericht der EZB zur internationalen Rolle des Euro hervor. EZB-Präsident Mario Draghi hob in seinem Vorwort zu dem Bericht allerdings hervor, dass eine stärkere internationale Nutzung der europäischen Einheitswährung nur das Ergebnis einer gesunden Wirtschaftspolitik und einer vertieften Währungsunion sein könne. "Das Eurosystem unterstützt diese Politik und befürwortet eine Vertiefung der Europäischen Währungsunion", schrieb Draghi.

Laut EZB ist der Euro zwischen Anfang 2018 und Anfang 2019 wieder stärker als zuvor genutzt worden: Sein Anteil an den internationalen Währungsreserven nahm um 1,2 Prozentpunkte zu, und auch bei Schuldverschreibungen spielte er wieder eine größere Rolle. Die Nutzung als Rechnungswährung blieb demnach stabil. In den Jahren zuvor hatte der Euro international etwas an Bedeutung verloren.

Draghi: Schwierigeres Umfeld hat Euro-Nutzung begünstigt

Draghi interpretiert den leichten Bedeutungszuwachs des Euro offenbar auch als eine von der US-Politik selbst verschuldete Schwächung des US-Dollar. In seinem Vorwort schrieb er, der Berichtszeitraum sei charakterisiert gewesen von zunehmenden Sorgen über den Einfluss internationaler Handelsspannungen, eine anhaltende Verlangsamung des Weltwirtschaftswachstums, eine Umkehr der grenzüberschreitenden Kapitalflüsse und Herausforderungen für den Multilateralismus, einschließlich unilateraler Sanktionen.

"Diese Entwicklungen scheinen die internationale Nutzung des Euro zusammen mit Fortschritten bei der Vertiefung der Europäischen Währungsunion begünstigt zu haben", urteilte Draghi.

Die EU-Kommission hat in den vergangenen Monaten nach eigenen Angaben Konsultationen mit öffentlichen und privaten Marktteilnehmern geführt. Dabei zeigte sich "breite Unterstützung dafür, die Abhängigkeit von einer einzigen beherrschenden Weltwährung zu verringern". Außerdem sei der Euro der einzig vielversprechende Kandidat, denn er bringe alle erforderlichen Attribute einer Weltwährung mit, die schon heute von den Marktteilnehmern als Alternative zum US-Dollar verwendet werde.

EZB befolgte bisher streng neutrale Haltung zu globaler Euro-Nutzung

Die neutrale Haltung der Zentralbank im Hinblick auf die internationale Nutzung ihrer Währung war eines der "Erbteile" der Deutschen Bundesbank, die das Vorbild der vor 20 Jahren gegründeten EZB war. Seither hat sich laut EZB allerdings die Kosten-Nutzen-Relation einer internationalen Nutzung des Euro zu Gunsten des Nutzens verschoben. Die EZB führt hierzu mehrere Punkte auf.

Zugunsten eines stärkeren internationalen Status des Euro führt sie an, dass dieser die internationale Transmission der nach innen gerichteten geldpolitischen Impulse verstärken könnte. Außerdem könnte ein internationaler Status den Einfluss des Wechselkurses auf die Inflation verringern, zugleich aber zeitweise den Einfluss der Geldpolitik auf die Importpreise verstärken. Zudem gehe ein internationaler Status mit niedrigeren externen Finanzierungskosten einher.

Die Kehrseite des letzten Arguments ist allerdings, dass international stark genutzte Währungen in Krisenzeiten als sichere Häfen dienen und aufwerten. Das zieht oft Forderungen von Dritten nach einer "verantwortungsbewussten Geldpolitik" nach sich. Das klassische Argument gegen eine starke internationale Nutzung, dass diese zu stärkeren Schwankungen der Geldmenge führe, hat laut EZB etwas an Bedeutung verloren.

Bessere Abschirmung gegen Entscheidungen von Drittländern

Unverändert sprechen zudem höhere Einnahmen durch das Gelddrucken (Seigniorage) für eine starke internationale Nutzung. Ein neues Argument für eine stärkere internationale Nutzung des Euro ist nicht geldpolitischer Natur: Eine geringere Anfälligkeit gegenüber Entscheidungen von Drittländern. Damit dürfte die EZB auf die Tatsache anspielen dass die USA ihren Status als Emittent der Weltreservewährung dazu benutzen, um Gefolgschaft anderer Länder bei Wirtschaftssanktionen zu erzwingen.

Fazit der EZB: "Veränderungen an der globalen Rolle des Euro hätten Konsequenzen für die Umsetzung der Geldpolitik, die verstanden und beim Entwurf der gemeinsamen Geldpolitik für den Euroraum berücksichtigt werden müssen."

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)

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