Währungsabwertung 18.03.2016 18:00:46

Dollar macht Notenbanken einen Strich durch die Rechnung

Das befeuert allgemein die Sorgen, dass die Geldpolitiker ihre Fähigkeit verlieren könnten, eine gewisse Kontrolle über die Finanzmärkte auszuüben.

   Ein gutes Beispiel liefert Japan. Der US-Dollar fiel zuletzt um 1,1 Prozent gegenüber dem japanischen Yen. Trotz Bemühungen der Bank of Japan, die eigene Währung nach unten zu drücken und der Wirtschaft mit negativen Zinssätzen zum Durchstarten zu verhelfen, kletterte der Yen dieses Jahr zum Greenback bereits um 8 Prozent auf das höchste Niveau seit Oktober 2014. Europäische Währungshüter schlagen sich mit ähnlichen Problemen herum und können die Stärke des Euro und anderer Devisen des Kontinents kaum eindämmen.

Politik des ultrabilligen Geldes erzeugt Marktverzerrungen

Diese Schwierigkeiten erinnern daran, dass die langanhaltende Phase ultrabilligen Geldes Marktverzerrungen erzeugt hat, die die Notenbanker jetzt kaum in den Griff bekommen. Dadurch droht weitere Volatilität an den Finanzmärkten. Selbst wenn die Investoren vorhersagen könnten, welche Aktionen die Notenbanken wohl vornehmen werden, ist es für die Währungshüter immer noch schwer, Marktreaktionen zu prognostizieren. Das verstärkt den Rückzug der Anleger von riskanteren Finanzprodukten - etwa aus Schwellenländern oder auch Rohstoffen.

   Die aktuellen Entwicklungen unterstreichen auch lange bestehende Sorgen um die Aussichten für das globale Wachstum. Eine gewisse Anzahl von Zentralbankern greifen nach dem Hebel niedriger Zinssätze, um ihre Währungen abzuwerten und so bei den Exporten wettbewerbsfähiger werden zu können. Aber da im Grunde alle Geldpolitiker dieses Ziel verfolgen, nivellieren sie im Endeffekt ihre Strategien gleich wieder. Es herrsche die Sorge vor, dass die Zentralbanken an die Grenzen ihrer Geldpolitik stoßen, unkt Analyst Brian Daingerfield von RBS Securities. "Jedes Mal, wenn sie ein Instrument aus dem Werkzeugkasten nehmen, wird dieser immer leerer."

Fed kann noch für vorhersehbare Marktreaktionen sorgen

In der Vergangenheit sorgten niedrigere Leitzinsen dafür, dass eine Inlandswährung für Investoren weniger attraktiv wurde, da die Anleger nach höherverzinslichen Finanzprodukten Ausschau hielten. Anders als andere Notenbanken ist die US-Notenbank Fed noch in der Lage, relativ vorhersehbare Reaktionen zu schaffen. Nachdem die Fed zuletzt ihre Leitzinsen beibehielt und deren Chefin Janet Yellen weniger Erhöhungen in diesem Jahr in Aussicht stellte, verbilligte sich der Dollar zu den meisten anderen Währungen. Es ist noch nicht sehr lange her, dass solche Aktionen - oder sogar die Andeutung von Maßnahmen - immer eine mächtige Wirkung auf die Devisenmärkte hatten.

   Japans Premier Shinzo Abe versprach bei Amtseinführung Ende 2012 eine noch nie dagewesene quantitative Lockerung. Er wollte das Wachstum befeuern und die Inflation anheizen. Abes Zentralbankchef überflutete daraufhin die Wirtschaft durch ein Anleiheaufkaufprogramm mit Geld. Der Yen fiel im Anschluss von Oktober 2012 bis Juni 2015 um 37 Prozent zum Dollar.

EZB zeigt: Kalkül von Zinssenkungen geht nicht immer auf

Dass Zinssenkungen nicht immer aufgehen, zeigt ein Blick auf die Europäische Zentralbank (EZB). Zwar ging nach dem ersten Absenken des Einlagesatzes in negatives Terrain der Euro kräftig in den Keller. Aber weitere Zinsschritte im Dezember und in der vergangenen Woche hatten kaum eine Wirkung auf die Währung. "Die EZB hat ihr Blatt jetzt ausgespielt", urteilt Top-Analyst Alan Ruskin von der Deutschen Bank. "Der Devisenmarkt reagiert nicht mehr so sehr auf die EZB wie früher."

   In ganz ähnlicher Weise ignorierten die Märkte Hinweise der Bank of Japan, dass diese Woche weitere Zinssenkungen ins Haus stehen könnten. Nicht nur ist der Transmissionsmechanismus der ultralockeren Geldpolitik zur Realwirtschaft hin offenbar kaputt, sondern einige unkonventionelle Maßnahmen wie Strafzinsen scheinen schädlich für die Banken und schüttelten die Finanzmärkte kräftig durch. Die Banken würden ausgepresst und Sparer unbeabsichtigt Bargeld horten müssen, ärgert sich Händler Anthony Cronin von Societe Generale.

Strafzinsen verzerren offenbar Marktfunktionen

Mehrere Staatsanleihen rentieren an Orten wie Japan, der Eurozone und der Schweiz mit unter null Prozent. Geldmanager erläutern, dass dies die Sorgen verstärkt habe, dass die Notenbanken die normalen Marktfunktionen verzerren und Investoren es zunehmend schwierig finden, einen fairen Wert für Finanzprodukte zu finden.

   Die Währungshüter müssten mehr Acht auf unbeabsichtigte Folgen der Strafzinsen für die Märkte und Banken geben, meinen Analysten. Immerhin signalisierte EZB-Chef Mario Draghi gewisse Hemmungen, die Strafzinsen noch weiter anzuziehen. Yellen und andere Fed-Vertreter erwägen nicht aktiv die Einführung von negativen Zinsen. Trotzdem warnen manche Markteilnehmer, es könne zu früh sein, um zu beurteilen, ob die Zentralbankschritte ihre Effektivität eingebüßt hätten.

   "Die Notenbanken haben bewiesen, dass sie bemerkenswert kreativ dabei sind, Wege zu ersinnen, um durch die Geldpolitik die Wirtschaft anzukurbeln", meint Donald Ellenberger von Federated Investors. Er verwies auf die Ausweitung der EZB-Anleihekäufe auf Firmenbonds. "Die Notenbanken experimentieren in Echtzeit. Es gibt für sie kein Labor, in dem sie experimentieren können."

Von Min Zeng und Ira Iosebashvili

NEW YORK (Dow Jones)

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