Digitales Zentralbankengeld |
12.06.2022 14:44:00
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Digitaler US-Dollar: Wall Street-Banker warnen vor vermeintlich katastrophalen Folgen für den Bankensektor
• Banker befürchten: Die Bedeutung von Geschäftsbanken sänke
• Ausgestaltung eines potenziellen Digitaldollars aber noch wenig konkret
In jüngster Zeit ist digitales Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, kurz CBDC) ein vieldiskutiertes Thema bei Zentralbankern und in der Krypto-Szene. Auch im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos, bei dem Krypto-Themen eine große Rolle spielten, wurden in verschiedenen Panels die vermeintlichen Vor- und Nachteile von digitalen Zentralbankwährungen diskutiert. Aber was genau steckt hinter den CBDCs - und warum fürchten Wall Street-Banker bei deren Einführung in den USA um ihre Jobs?
Was ist digitales Zentralgeld (CBDC)?
CDBC bezeichnet eine Kryptowährung, die zentral von einer Notenbank ausgegeben wird. Das elektronische Geld liegt direkt auf Konten bei der Zentralbank und steht somit einem großen Nutzerkreis zur Verfügung. In seiner umfassendsten Version würde jeder Bürger und jedes Unternehmen ein Konto bei der jeweiligen Zentralbank führen können, auf das man jederzeit Zugriff hätte.
Der große Unterschied des digitalen Zentralbankgeldes gegenüber den öffentlich gehandelten Kryptowährungen liegt darin, dass es fungibel ist, das heißt es kann jederzeit zu einem fixen Wechselkurs in ebenfalls von der Zentralbank herausgegebenes Fiatgeld (Bar- beziehungsweise Giralgeld) umgetauscht werden. Bereits existierende, dezentrale Kryptowährungen wie der Bitcoin oder Ether sind dagegen starken Schwankungen unterworfen. Im Gegensatz zu den Stablecoins garantiert die jeweilige Notenbank die Fungibilität der digitalen Zentralbankwährung - ein Kursdesaster wie zuletzt beim Terra Stablecoin (UST) ist deshalb äußerst unwahrscheinlich. Die großen Vorteil von CBDCs liegen denn auch in der schnellen Transaktionsgeschwindigkeit und der vergleichsweise hohen Sicherheit. Geldwäsche werde durch die CBDCs "quasi unmöglich", prophezeit die "Computerwoche". Die Idee von digitalem Zentralbank begeistert aber beileibe nicht jeden Marktakteur.
Banker: Bankensektor wird unter digitalem US-Dollar leiden
Besonders private Geschäftsbanken zeigen sich alles andere als begeistert. Die Angst vieler Wall Street-Banker von JPMorgan, Goldman Sachs, Morgan Stanley & Co.: Je nach der konkreten Ausgestaltung des digitalen US-Dollars könnte dies die Geschäftsgrundlage der gewinnorientierten Privatbanken unterhöhlen. Die Zentralbank könnte mittels ihrer rein digitalen Währung viele Aufgaben des Bankensektors übernehmen, wie vor allem die Aufbewahrung des Geldes auf Konten und die Transaktion von Geldüberweisungen.
Genau dies befürchtet Greg Baer, Leiter der Wall Street-freundlichen Lobbyorganisation "Bank Policy Institute" (BPI) in Washington. In einem Brief an die Fed schreibt er: "Die aktuelle Forschung untergräbt mit überwältigender Mehrheit die angeblichen Vorteile einer CBDC und deutet stattdessen darauf hin, dass eine CBDC das Finanzsystem ernsthaft stören und Verbrauchern und Unternehmen erheblichen Schaden zufügen würde", zitiert "CoinDesk" Baers Schreiben. Zudem sei die Ansicht, digitale Zentralbankwährungen würden vor allem Menschen aus unteren Einkommensschichten helfen, fehlgeleitet. "Einer der am häufigsten genannten Gründe für ein CBDC ist, dass es die finanzielle Eingliederung verbessern würde, doch wie weiter unten erörtert, ist uns kein begründeter Anwendungsfall für eine CBDC bekannt, der Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen zugute käme", führt Baer aus.
Eine andere Bankengruppe in Washington, die "American Bankers Association" (ABA), stimmt der Kritik des BPI zu. In ihrem eigenen Schreiben rechnet die ABA aus, dass ein digitaler US-Dollar bedeuten würde, dass "Einlagen, die 71 Prozent der Bankfinanzierung ausmachen, Gefahr laufen, zur Federal Reserve zu wandern". Dies würde die Finanzierungskosten im Bankensektor auf ein "unhaltbares" Niveau ansteigen lassen, heißt es in dem ABA-Brief weiter.
Was passiert bei Einführung des digitalen US-Dollars mit privaten Stablecoins?
Es gibt eine weitere große Frage bezüglich der CBDCs: Bedeutet die Einführung von digitalen Zentralbankwährungen das Ende der diversen privaten Stablecoins? Diese Frage wird breit diskutiert, dabei werden verschiedene Prognosen geäußert. Manche meinen, dass der digitale US-Dollar die zentralen Kryptowährungen generell überflüssig machen würde. Insbesondere werde der Existenzgrund von denjenigen Stablecoins, welche die Parität zum US-Dollar anstreben - wie vor allem Tether und der USD Coin - wegfallen. Andere Experten gehen dagegen davon aus, dass der digitale US-Dollar lediglich eine Ergänzung zu den Stablecoins und zu Kryptowährungen im Allgemeinen darstellen würde. So hat auch Fed-Chef Powell jüngst betont, er rechne mit einer Koexistenz von einem potenziellen Digital-Dollar und dezentralen Stablecoins, wie "CoinDesk" berichtet.Einführung des digitalen US-Dollars unklar
Zwei Staaten haben bereits eine CBDC eingeführt: Die Bahamas mit dem "Sand Dollar" und Kambodscha mit dem "Bakong". Andere Zentralbanken, wie allen voran die chinesische "People's Bank of China" und die indische "Reserve Bank of India (RBI)" haben bereits mit einer konkreten Ausgestaltung eines digitalen Renminbi Yuan beziehungsweise der Indischen Rupie begonnen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der "Bank for International Settlements" brachte laut "CoinDesk" zutage, dass neun von zehn Zentralbanken die Einführung einer CBDC in Erwägung ziehen.
Dagegen ist in den USA ein digitaler US-Dollar noch Zukunftsmusik. Bislang ist noch kein konkreter Gesetzesvorschlag in diese Richtung gemacht worden. Außerdem betonte die Fed wiederholt, dass sie lediglich potenzielle Vor- und Nachteile einer CBDC abwäge und dabei grundsätzlich neutral eingestellt sei. Der neue stellvertretende Vorsitzende der Aufsichtsabteilung der Fed, Michael Barr, betonte zudem bei seiner Amtseinführung Ende Mai, dass keine konkreten Schritte geplant sind und sowohl die Fed-Administration und der US-Kongress der Einführung des digitalen US-Dollars zustimmen müssen. Eines ist dabei klar: Weder Stablecoin-Betreiber noch die Wall Street-Banken dürften einen digitalen US-Dollar herbeisehnen.
Redaktion finanzen.at
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