Strafrechtliche Verfolgung 20.01.2021 23:03:00

Bitcoin-Betrug in großem Stil in Österreich - Klagen gegen Verantwortliche

Bitcoin-Betrug in großem Stil in Österreich - Klagen gegen Verantwortliche

• Anleger versprechen sich hohe Rendite von Bitcoin-Investitionen
• Betrüger nutzen Beliebtheit von Kryptowährungen aus, um Anleger über den Tisch zu ziehen
• Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt gegen Verantwortliche von Betrugsnetzwerk


Aufgrund der zunehmenden Beliebtheit des Bitcoin, verbreiten heutzutage auch vermehrt Betrüger Angebote, die Anleger zu Investitionen in Kryptowährungen verleiten sollen. Ständig gibt es neue Modelle, von denen in den vergangenen Jahren auch einige aufflogen, die DER STANDARD zufolge auffällig viele Strukturen in Österreich aufwiesen.

Vorgehensweise der Betrüger

Wie DER STANDARD berichtet, erläutert die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA), dass die Vorgehensweise der Täter beim Kryptobetrug regelmäßig einem ähnlichen Muster folge. Ständig wechselnde Betreiberfirmen böten unter verschiedenen Domain- respektive Brandnamen nicht-lizenzierte Online-Trading-Plattformen für den Handel mit hochspekulativen Finanzinstrumenten an, der tatsächlich überhaupt nicht stattfinde. Anleger würden europaweit per Werbebanner oder Massenmails zu Registrierung und Zahlung von Geldern animiert.

Die Anleger würden dann "unmittelbar durch einen sich als Broker ausgebende speziell geschulte "Trading Spezialisten" (sogenannte Agent oder Broker) über Telefon, Messenger-Dienste oder E-Mail kontaktiert und durch die Ankündigung höherer Gewinne zur Überweisung weiterer Beträge auf diverse Konten oder zur Freigabe der Abbuchung zusätzlicher Beträge von ihren Kreditkartenkonten verleitet", zitiert KURIER.at die Ermittler. Und weiter: "Die Tätergruppierungen betreiben dafür im Ausland Call-Center, in denen jeweils dutzende Personen mit den notwendigen Fremdsprachenkenntnissen unter Alias-Namen agieren. In der Folge führen die Anleger unter Anleitung der vermeintlichen Broker weitere Geschäftsabschlüsse ("Trades") durch und werden durch die ihnen auf der Webseite suggerierten positiven Ausgänge dieser Geschäftsabschlüsse und die vorangegangenen Gewinnversprechungen der Broker zur Zahlung weiterer Beträge verleitet oder teils durch die Broker gedrängt." Die Zahlungsflüsse und tatsächlichen Beteiligungen/Eigentumsverhältnisse würden schließlich über ein Netzwerk von Gesellschaften, Scheingeschäftsführern und ständig wechselnden Plattformen und Betreibergesellschaften verschleiert.

Spektakulärer Fall: Optioment

2018 ist in Österreich ein Fall von mutmaßlichem Betrug mit Bitcoin aufgeflogen. Das Netzwerk, das im Fokus der Ermittlungen der Behörden stand, hieß Optioment. Die Betrugsmasche: Auf Veranstaltungen sollen die Strippenzieher absurd hohe Zinszahlungen für Bitcoin-Investments versprochen haben. Anleger seien bei Massenveranstaltungen wie zum Beispiel in der Pyramide in Vösendorf gekeilt worden. Tausende Anleger hätten sich von diesen Versprechen anlocken lassen und ihr Geld über Optioment investiert, doch dann seien Auszahlungen plötzlich nicht mehr möglich gewesen. Die Bitcoins waren verschwunden, genauso wie die beiden angeblichen Drahtzieher von Optioment, so DER STANDARD.

Anklagen gegen Verantwortliche eines Netzwerks

Ein weiterer Betrugsfall wird strafrechtlich verfolgt: Bereits im Juni 2020 sei gegen eine bulgarische Staatsbürgerin, die als Hauptverantwortliche eines namentlich nicht genannten Netzwerks gilt, Anklage eingebracht worden. Sie solle hinter einem "weitverzweigten Geldwäschenetzwerk mit dutzenden Briefkastenfirmen in bekannten Offshore-Destinationen wie den Britischen Jungferninseln, den Seychellen, Samoa usw." stecken, zitiert DER STANDARD die Behörde. Dabei sollen europaweit tausend Personen um mehr als 100 Millionen Euro betrogen worden sein.

Ein weiterer mutmaßlicher Haupttäter, ein israelischer Staatsbürger, sei im September 2020 vom Straflandesgericht Wien zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt worden. Ein deutscher Staatsangehöriger, der ebenfalls als mutmaßlicher Haupttäter gilt, sei im Jänner 2019 in Österreich festgenommen und im Oktober darauf zur Strafverfolgung an die deutschen Behörden übergeben worden.

In Österreich werde derzeit noch gegen rund 14 Beschuldigte ermittelt. Die genauen Schadensbeträge seien noch Gegenstand der Ermittlungen, jedoch sei aktuell von einem Betrag von bis zu neun Millionen Euro auszugehen. Laut WKStA reiche der Schaden für die Einzelpersonen von 250 bis 450.000 Euro.

Redaktion finanzen.at

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