Gestern konnte der Dax ein knappes Plus verteidigen, heute gab der deutsche Leitindex direkt zu Handelsbeginn kräftig ab. Belastend wirkten unter anderem die Berichte über einen schweren Artilleriebeschuss in der Ost-ukrainischen Rebellenhochburg Donezk als auch die Senkung der deutschen Wachstumsprognose durch die Wirtschaftsweisen. Zudem drückten die Abgaben bei Banken-Aktien nach der Verhängung von Milliarden-Strafen durch die US-amerikanischen, schweizerischen und britischen Aufsichtsbehörden.
Die stärkere Reaktion könnte sich aber auch charttechnisch ableiten lassen. Aus charttechnischer Sicht folgte der heutige Kurseinbruch dem Fall des DAX aus dem Trendkanal und der bullischen 23,6%-Fib-Fächerlinie aus dem Jahrestief. Da auch das 61,8%-Fib-Retracement bei 9.302 Zählern aus dem September-Hoch und Jahrestief nach unten durchbrochen wurde, ist ein Test der 9.215-Punkte-Marke und der folgenden 38,2%-Fib-Fächerlinie nicht unwahrscheinlich. Nach oben bildet nun etwa die 9.350-Punkte-Marke einen potenziellen Widerstand.
Laut dem Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen wird die deutsche Wirtschaft im nächsten Jahr lediglich um 1 Prozent wachsen. Für das laufende Jahr senkten die Volkswirtschaftler die Prognose von zuvor 1,9 Prozent auf nun 1,2 Prozent. Die Bundesregierung geht ihrerseits von einem Wachstum von 1,3 Prozent in 2014 aus.
Die Industrieproduktion in der Eurozone ist mit 0,6 Prozent auf Monatssicht im September zwar etwas schwächer als erwartet ausgefallen (erw +0,7%***), allerdings wurde auch auf Jahressicht eine Steigerung von 0,6 Prozent erreicht, wohingegen Volkswirte einen Rückgang um 0,3 Prozent*** erwartet hatten.
Aus Großbritannien folgte heute ein Bericht der britischen Zentralbank, in dem die Notenbanker von einer abnehmenden Wirtschaftsdynamik und sich abschwächender Inflation ausgeht. Die Reaktion an den Rentenmärkten folgte prompt: Betrachtet man die kurzfristigen Zinsen gehen die Märkte nun eher von einer Zinsanhebung im September 2015 aus, nach zuvor Juni 2015.
Dies könnte auch für die Europäische Zentralbank und Bank of Japan entsprechende Signale aussenden.
Am Nachmittag dürften Hypothekenaufträge, sowie Großhandelsvorräte aus den USA für zusätzliche Impulse sorgen. Zudem wird eine Rede des Fed-Notenbankers Kocherlakota um 19:30 Uhr deutscher Zeit erwartet.
Aus charttechnischer Sicht erscheint das EUR/USD-Paar aktuell interessant. So testet der Kurs gegenwärtig die obere Linie des Trendkanals von Ende Oktober. Ein Ausbruch nach oben könnte zu einem erneuten Test der 1,25-USD-Marke führen. Sollte diese geknackt werden, ist ein Test der 1,2530- und darüber der 1,2577-Marke möglich.
Trotz neuer Rekordschluss-Stände scheint den US-Leitindizes die Luft auszugehen. Die Futures auf den Dow Jones und S&P 500 deuten Abgaben im Vergleich zu den jeweiligen gestrigen Schlusskursen an.
* Gegenüber dem Vortagesschlusskurs ** Gegenüber der Vorperiode *** Bei Prognosen handelt es sich um Zahlen, die vom Nachrichtenprovider Dow Jones International Ltd. zur Verfügung gestellt werden
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