Die HanseYachts AG emittiert eine Unternehmensanleihe im Volumen von bis zu 20 Mio. Euro. Bei einer Laufzeit von 5 Jahren bietet die Gesellschaft einen Kupon von 8,00%. Die Anleihe kann ab 19.05. via Börsenorder (Börsenplatz Frankfurt) gezeichnet werden. Im Gespräch mit BOND MAGAZINE erläutert Vorstandssprecher Dr. Jens Gerhardt seine Strategie.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen ist HanseYachts tätig?
Dr. Gerhardt: Die HanseYachts AG entwickelt, produziert und vertreibt Segelyachten unter den Marken "Hanse", "Dehler", "Moody" und "Varianta" sowie Motoryachten unter den Marken "Fjord" und "Sealine". Bei Segelyachten mit einer Rumpflänge von 10 bis 20 Metern gehören wir zu den Top-3-Herstellern - sowohl in Europa als auch weltweit. Wir verfügen über zwei Produktionsstandorte in Goleniow, Polen, und in Greifswald, wo auch die Endmontage und Auslieferung aller Produkte stattfindet.
BOND MAGAZINE: Welche Restrukturierungsmaßnahmen haben Sie bisher ergriffen?
Dr. Gerhardt: Wir haben unser Restrukturierungsprogramm bereits erfolgreich abgeschlossen. Zu den wesentlichen Maßnahmen zählten die Konzentration der Produktion in Greifswald und Polen, die Senkung der Produktionskosten (u. a. durch unsere Modulbauweise), die Optimierung unserer Preisgestaltung durch Erhöhung der Qualität und der durchschnittlichen Verkaufspreise sowie die Neuordnung unseres Vertriebs. Nach dem erfolgreichen Abschluss können wir uns nun stärker auf nachhaltiges, profitables Wachstum ausrichten.
BOND MAGAZINE: Wie ist Ihre Kapazitätsauslastung?
Dr. Gerhardt: Die aktuelle Kapazitätsauslastung liegt saisonalitätsbedingt zwischen 50% und 66%. Wir sprechen hier jedoch von einer Werft, die vor der Finanz- und Eurokrise konzipiert wurde. Deshalb gibt es noch genug Reserven, um durch eine entsprechende Umsatzausweitung verhältnismäßig schnell und einfach unsere Profitabilität zu steigern. Denn infolge unserer erfolgreich abgeschlossenen Restrukturierung konnten wir unseren Produktionsprozess bereits vollständig optimieren. Das bedeutet, dass sich eine höhere Kapazitätsauslastung dank entsprechender Fixkostendegression und Skaleneffekte schnell in einer Steigerung unserer Profitabilität widerspiegeln dürfte.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Kapazität nachhaltig steigern?
Dr. Gerhardt: Im Vordergrund stehen der Eintritt in den Motorboot-Massenmarkt sowie die Globalisierung unserer Marken. Mit der Übernahme von "Sealine" wollen wir unseren Geschäftsbereich Motoryachten deutlich ausbauen. Dadurch adressieren wir einen Markt, der in dem für uns relevanten Teilsegment mit einem weltweiten Werftumsatz 2013 von 2,1 Mrd. Euro mehr als zweieinhalb Mal so groß ist wie der für uns relevante Markt für Segelyachten.
Darüber hinaus wollen wir unsere Marktpräsenz weltweit ausbauen und geographische Lücken beim Vertrieb der einzelnen Marken schließen. Noch sind nicht alle relevanten Länder gleichsam in unser Vertriebsnetz eingegliedert bzw. wird in einigen Ländern, in denen wir über Vertragshändler präsent sind, nicht unsere gesamte Markenpalette vertrieben. Vor allem für den Ausbau unserer Vertriebsstruktur in Nord- und Südamerika, Frankreich und Asien wollen wir unsere Händlerstrukturen ausbauen bzw. etablieren.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Marke Sealine ausrichten?
Dr. Gerhardt: Sealine hat eine große und treue Kundenbasis. Daher werden wir zu den bestehen Brand Values nur wenig hinzufügen: Sealine steht für hohe Qualität und ein sehr großes Raumangebot mit vielen cleveren Details. Wir werden das markante Exterieur-Design schrittweise modernisieren, um die Kundengruppe weiter zu vergrößern und können durch wesentlich effizientere Fertigung auch den Basispreis ein wenig absenken, um weiter in die Mitte des Marktes zu gelangen, wo mehr Volumen verkauft wird.
BOND MAGAZINE: Ist auch eine Neupositionierung anderer Marken geplant?
Dr. Gerhardt: Die letzte Neupositionierung war eine deutliche Verjüngung der "Dehler"-Kundengruppe, die sehr erfolgreich war und über die weitere Modellentwicklung, Sponsoring und Werbung zu Ende geführt werden muss. Wir sind sonst sowohl mit der Positionierung unserer einzelnen Marken als auch dem Zusammenspiel der Marken in der gesamten Produktrange sehr zufrieden. Das heißt nicht, dass wir nicht ständig an weiteren Innovationen und Sortimentsabrundungen arbeiten. Aber wir sind mit unseren sechs Marken Stand heute bereits sehr gut aufgestellt.
BOND MAGAZINE: Können Sie sich vorstellen, weitere Marken zu übernehmen, um die Kapazität besser auszulasten?
Dr. Gerhardt: Für uns stehen das internationale Wachstum mit unseren sechs Marken und insbesondere der Ausbau im Bereich Motoryachten im Vordergrund. Ich will nicht ausschließen, dass wir in der Zukunft auch Akquisitionen prüfen werden. Aber sicherlich nicht, nur um Kapazitäten auszulasten, sondern nur dann, wenn sie uns in der Marktpositionierung weiterbringen und wir deutliches Potenzial sehen. Dies könnte insbesondere im Motorbootbereich Sinn machen, wo es noch größere Segmente gibt, in denen wir nicht vertreten sind, wie zum Beispiel Verdränger, Tawler oder Boote über 50 Fuß.
BOND MAGAZINE: In Wachstumsmärkten sind eher Motoryachten gefragt, während Sie bisher stark auf den Bereich Segelyachten fokussiert sind. Wie möchten Sie das ändern?
Dr. Gerhardt: Wir sind mittendrin, das zu ändern. Denn es ist richtig: Die Emerging Markets kann man deutlich schneller über Motoryachten erschließen. Die Klientel für Segelyachten entwickelt sich erfahrungsgemäß mit etwas zeitlicher Verzögerung in eine entsprechende Größenordnung. Mit unseren Marken "Fjord" und "Sealine" haben wir schon eine gute Ausgangsposition, um künftig mit einem gebündeltem Vertrieb und beschleunigter Entwicklungsgeschwindigkeit deutlich zu wachsen.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Anleihe am Ende der Laufzeit zurückzahlen?
Dr. Gerhardt: Unser Ziel ist es, das aus dem laufenden Cash Flow zu bewerkstelligen. Im ersten vollen Geschäftsjahr nach unserem Antritt haben wir bereits eine Ergebnisverbesserung von 6 Mio. Euro erzielt - und das obwohl viele der von uns umgesetzten Maßnahmen noch gar nicht für volle 12 Monate ihre Wirkung entfalten konnten. Unsere Erfolge zeigen sich auch deutlich im 3. Quartal 2013/2014. Wir haben die Grundlagen geschaffen, um zukünftig, wenn die Investitionen auch in "Sealine" getätigt wurden, wieder stabile und signifikante Cash Flows und operative Ergebnisse zu erwirtschaften. Ob dann am Ende der Laufzeit auch ein Mix in der Refinanzierung eine Option wäre, können wir aus heutiger Sicht noch nicht sagen.
BOND MAGAZINE: Bitte erläutern Sie die Covenants.
Dr. Gerhardt: Die Covenants beinhalten nicht nur die marktübliche Kontrollwechsel- und Drittverzugsklausel, sondern auch eine Beschränkung der Dividendenzahlung von maximal 50% des HGB-Jahresüberschusses sowie eine Mindesteigenkapitalquote. Demnach darf unsere Konzern-Eigenkapitalquote zum Monatsultimo nicht unter 15% liegen, denn sonst erhält der Gläubiger nach zwei Monaten ein Kündigungsrecht.
Hervorheben möchten wir auch die umfangreiche Besicherung. Als wesentliche Sicherheiten dienen unsere Marken "Hanse", "Moody", "Fjord", "Dehler" und "Varianta". Diese Marken sind im Segelyachtmarkt weltweit bestens eingeführt - mit einer Historie, die zum Teil ins 19. Jahrhundert zurückreicht ("Moody") oder die bereits rund 50 Jahre am Markt sind ("Dehler", "Fjord"). Für diese 5 Marken haben wir ein Markenwertgutachten erstellen lassen, aus dem sich zum 31. Dezember 2013 ein Gesamtmarkenwert von 11,2 Mio. Euro ergab. Die Rechte an diesen Marken werden zugunsten der Anleihegläubiger an einen Treuhänder verpfändet - ebenso wie ein Konto, auf das der Betrag für die erste Zinszahlung eingezahlt werden soll.
BOND MAGAZINE: Welche Investoren wollen Sie mit der Anleihe ansprechen?
Dr. Gerhardt: Unsere ersten Ansprechpartner sind die Investoren, die bereits bei der ersten Anleihe engagiert sind - einerseits über das Umtauschangebot, andererseits weil dort bereits ein tieferer Einblick in die Erfolge unserer Restrukturierung und die vorhandenen Wachstumspotenziale entstanden ist. Generell wollen wir sowohl institutionelle als auch private Investoren ansprechen. Nicht zuletzt dank unserer Börsennotierung mit Aktien haben wir uns eine gute Bekanntheit aufgebaut und garantieren eine hohe Transparenz durch unsere quartalsweise Berichterstattung. Das ist aus meiner Sicht ein großes Plus.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org
Quelle: fixed-income.org - Die Plattform für Investoren und Emittenten am Anleihenmarkt.