Bei einer Rede in München sagte Weidmann, die Zentralbanken dürften vor den Nebenwirkungen ihrer Politik des Quantitative Easings (QE) nicht die Augen verschließen.

"Die kräftigen und zum Teil rasanten Kurssteigerungen an den europäischen Aktien- und Anleihemärkten in den vergangenen Wochen und Monaten deuten auf einen stark gestiegenen Risikoappetit hin, den wir als Notenbanken sorgsam beobachten müssen", sagte Weidmann laut vorab verbreitetem Redetext.

Der EZB-Rat hatte im Januar - unter anderem gegen die Stimme Weidmanns - beschlossen, dass die Zentralbanken des Eurosystems bis September 2016 monatlich Wertpapiere für 60 Milliarden Euro ankaufen sollen. In den ersten anderthalb Wochen des Programms haben die Zentralbanken die Renditen von Staatsanleihen deutliche drücken können.

Eine - beabsichtigte - Nebenwirkung war eine Flucht der Investoren in Aktien. So hat der Dax seit Beginn der Ankäufe am 9. März um rund 400 Punkte zugelegt, nachdem er zwischen 22. Januar, dem Tag des Ankaufbeschlusses, und dem 9. März bereits um über 1.000 Punkte gestiegen war.

"Nach meiner Ansicht darf die Geldpolitik nicht mit den Schultern zucken, wenn es Anzeichen für spekulative Übertreibungen auf den Vermögensmärkten gibt", sagte Weidmann.

Bei EZB-Präsident Mario Draghi stoßen solche Appelle aber (noch) auf taube Ohren. Bei seiner jüngsten Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss räumte Draghi zwar ein, dass eine Politik des Quantitative Easing unbeabsichtigte Nebenwirkungen haben könnten, er sagte aber auch, dass solche Nebenwirkungen derzeit nicht erkennbar seien. Draghis Botschaft an diesem Tag lautete: Das Ankaufprogramm wird bis Ende September 2016 durchgezogen.

Interessanterweise steht Weidmann aber nicht alleine mit seiner Kritik an den Staatsanleihekäufen. Auch der Gouverneur der Banque de France, Christian Noyer, sagte in dieser Woche, die EZB könne das Ankaufprogramm falls nötig modifizieren. Frankreichs Banken und Versicherer leiden, ähnlich wie die deutschen, unter zunehmend negativen Staatsanleiherenditen.

Laut Weidmann stellt das Niedrigzinsumfeld insgesamt ein Stabilitätsrisiko dar: "Indem es die Ertragslage von Banken und Versicherungen belastet, je länger diese Phase anhält, steigt das Risiko von Instabilität ebenso", sagte er.

DJG/hab/smh

FRANKFURT/MÜNCHEN (Dow Jones)

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