Anleihetausch bei UBM 18.06.2014 10:30:00

UBM-Chef Bier: "Wir investieren stets mit Augenmaß!"


finanzen.at: Herr Bier, die UBM ist laut ihres Firmenauftritts ein international agierender Spezialist in allen Fragen der Immobilienentwicklung. Was macht die UBM zu einem Spezialisten und was zeichnet sie im Vergleich zu anderen Immobilienkonzernen aus?

Karl Bier: Wir sind seit den 1990er-Jahren durch unsere langjährige Erfahrung und das daraus resultierende Markt- und Branchen-Know-how zu einer anerkannten Größe in der Immobilienentwicklung gewachsen. Dank eigener Spezialisten sind wir in der Lage, die gesamten Wertschöpfungskette einer Immobilie - vom Grundstückserwerb über Planung, Bau, Vermietung und Verkauf - zu nutzen. Selbst nach einem Eigentümerwechsel können wir oft noch durch die Betreuung der Immobilie mit FM zusätzliche Erträge erwirtschaften. Durch unsere Diversifikation nach Märkten und Assetklassen sehen wir uns im Wettbewerb sehr gut positioniert.

Wir sind in der Lage, den Geschäftsfokus flexibel und kurzfristig auf die ertragreichsten Assetklassen zu verlagern. Dabei sind sicherlich auch schnelle Entscheidungswege hilfreich. Last but not least haben wir uns in 140 Jahren ein europaweites Renommee aufgebaut. Nur wenige Gesellschaften in Europa können auf so eine lange Historie zurückblicken, schon gar nicht im Immobiliengeschäft.

finanzen.at: Im ersten Quartal 2014 hat die UBM bei fast allen Kennzahlen zugelegt, sowohl Umsatz als auch EBIT wurden gesteigert. Allerdings lagen die Investitionen im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres niedriger. Warum hat der Konzern weniger investiert?

Karl Bier: Wir investieren stets mit Augenmaß und bedarfsgerecht. An unserer für 2014 erwarteten Investitionssumme von insgesamt 100 Millionen Euro hat sich nichts geändert - ebenso wenig wie an unseren Vorhaben. Unsere Investitionstätigkeit umfasst in Deutschland Wohnbauprojekte in München, Frankfurt und Berlin. In Salzburg wird das Projekt Rainbergstraße fertiggestellt, während in Polen Büro- und Gewerbeobjekte im Vordergrund stehen. In der Tschechischen Republik stellen wir die Wohnanlage in Spindleruv Mlyn fertig.

finanzen.at: Die Tonlage im UBM-Bericht zum ersten Quartal 2014 ist durchweg positiv und das Geschäft mit Immobilien boomt seit Jahren. Warum begeben sie gerade jetzt eine Unternehmensanleihe?

Karl Bier: Sie haben Recht, das Immobiliengeschäft boomt. Deshalb wollen wir mit dem Emissionserlös aus der neuen Unternehmensanleihe unter anderem bestehende und neue Projekte realisieren. Aus unserer Sicht ist diese Finanzierungsform sehr attraktiv - vor allem mit Blick auf einen gesunden Finanzierungsmix.

finanzen.at: Ihr Angebot für die Anleihe lautet folgendermaßen: Anleger können zwei bestehende Unternehmensanleihen in die neue Anleihe umtauschen. Zusätzlich bekommen sie einen Barausgleich. Wie funktioniert das genau?

Karl Bier: Richtig, das Umtauschangebot ist der erste Schritt des Angebots. Dabei werden alle Inhaber der von UBM in den Jahren 2010 und 2011 begebenen Anleihen eingeladen, innerhalb der Umtauschfrist Angebote für den Umtausch in die neue Anleihe 2014-2019 abzugeben. Die Umtauschfrist begann am 13.06.2014 und endet voraussichtlich am oder um den 24.06.2014.

Die Inhaber der 2010-Teilschuldverschreibungen erhalten im Umtauschfall für eine bestehende 2010-Teilschuldverschreibung eine neue Teilschuldverschreibung 2014-2019 sowie zusätzlich einen Barausgleichsbetrag von je 21,90 Euro pro umgetauschter Teilschuldverschreibung. Die Inhaber der 2011-Teilschuldverschreibungen erhalten im Umtauschfall für eine bestehende 2011-Teilschuldverschreibung zwei neue Teilschuldverschreibungen 2014-2019 sowie zusätzlich einen Barausgleichsbetrag von je 99,78 Euro pro umgetauschter Teilschuldverschreibung. Die jeweiligen Barausgleichsbeträge errechnen sich einerseits aus den jeweiligen anteiligen Stückzinsen sowie andererseits aus einem Zusatzbetrag, der für die 2010-Anleihe 15,00 Euro und für die 2011-Anleihe 60,00 Euro beträgt.

Im Anschluss an das Umtauschangebot folgt ein Barzeichnungsangebot, in dessen Rahmen Anleger die verbleibenden Teilschuldverschreibungen gegen Bareinzahlung zeichnen können. Die Frist für das Barzeichnungsangebot beginnt voraussichtlich am oder um den 25.06.2014 und endet voraussichtlich am oder um den 02.07.2014.

finanzen.at: Warum sollte ein Anleger alte Anleihen in die neue Anleihe tauschen? Inwiefern hat er dadurch einen Vorteil?

Karl Bier: Mit dem Umtausch zu den genannten, attraktiven Konditionen bieten wir unseren bestehenden Investoren eine aus unserer Sicht interessante Möglichkeit zur Weiterveranlagung. Zudem wissen unsere Anleger, was sie an der UBM haben. Wir sind seit 140 Jahren in unserem Denken und Handeln konsequent auf den Kapitalmarkt ausgerichtet und liefern nachhaltig gute Zahlen, was unseres Erachtens für ein weiteres Investment sprechen könnte.

finanzen.at: Die Zeichnungsfrist der neuen Anleihe endet am 24. Juni. Wie sind die Konditionen der Anleihe?

Karl Bier: Unsere Unternehmensanleihe bietet bei einer Laufzeit von fünf Jahren eine jährliche Verzinsung von 4,875 Prozent. Das konkrete Emissionsvolumen wird sich insbesondere nach der Annahmequote des Umtauschangebots für die beiden bestehenden Unternehmensanleihen richten. Diese haben ein Volumen von jeweils 100 Millionen Euro, somit insgesamt 200 Millionen Euro.

finanzen.at: Wofür brauchen Sie das Geld?

Karl Bier: Finanztechnisch gesehen zur Verbesserung der Duration unseres Finanzierungsportfolios. Durch das Umtauschangebot verlängert sich de facto die Laufzeit eines Teils der aufgenommenen Mittel von 2015 beziehungsweise 2016 auf 2019. Zusätzlich können wir durch die Anleihe 2014 - 2019 bestehende Verbindlichkeiten optimieren. Das wird das Finanzergebnis positiv beeinflussen. Operativ dient der Erlös der Realisierung bestehender und neuer Projekte. Wir wollen in den nächsten Jahren unsere Tätigkeit in den Kernmärkten Österreich, Deutschland, Polen und Tschechische Republik weiter ausbauen.

finanzen.at: Hätte sich die UBM das Geld nicht auf andere Weise besorgen können? Die Zinsen sind auf rekordtiefem Niveau, dennoch wollen Sie das Geld über eine Anleihe einnehmen. Warum? Was macht eine Anleihe für UBM so viel interessanter als zum Beispiel einen Bankkredit?

Karl Bier: Aus unserer Sicht stellt eine Anleihe einen attraktiven Baustein im Finanzierungsmix dar. Da wir bereits mit unserer 2010er- und 2011er-Anleihe sehr gute Erfahrungen gemacht haben, war diese Entscheidung für uns naheliegend. Zu unserem Finanzierungsmix werden auch weiterhin Bankfinanzierungen gehören, auch wenn wir mit dem Emissionserlös zur Optimierung unserer Finanzierungsstruktur und Stärkung unserer Finanzkraft bestehende Finanzverbindlichkeiten zurückführen wollen.

Für uns ist von zentraler Bedeutung, unsere Gesamtkapitalkosten zu minimieren und da kann es von strategischer Bedeutung sein, auch eine Anleihe mit einem nominell höheren Zins zu begeben, um gleichzeitig den Kapitalmarktzugang dauerhaft geöffnet zu halten.

finanzen.at: Das Geschäft mit Immobilien boomt - wie bereits erwähnt - seit Jahren. Wie wollen Sie die Zukunft von UBM sichern? Welche Rolle spielen da die Einnahmen aus der Anleihe?

Karl Bier: Wir werden unsere nachhaltig erfolgreiche Diversifizierungsstrategie nach Assetklassen und Märkten konsequent beibehalten - ausgerichtet auf Profitabilität, Wachstum und Kontinuität. Unser geografischer Fokus wird weiterhin auf unseren Kernmärkten Österreich, Deutschland, Polen und Tschechische Republik liegen. Vor allem in diesen Regionen soll uns der Emissionserlös aus der neuen Anleihe dabei helfen, bestehende und neue Projekte zu realisieren.

Unsere Wachstumsstrategie umfasst auch Investitionen in profitable Opportunitäten in neuen Märkten wie den Niederlanden und in Frankreich. Bei diesem internationalen Wachstum wollen wir auch die Diversifikation über die von uns bearbeiteten Assetklassen Wohnbau, Office, Hotel und Gewerbe beibehalten bzw. weiterentwickeln. Das Wachstum wollen wir aber nicht über einzelne Großprojekte, sondern unter Beibehaltung einer hohen Granularität der Projekte mit einer durchschnittlichen Einzelprojektgröße im Bereich von rund 30 Millionen Euro erzielen.

finanzen.at: Ich bedanke mich herzlich für das Interview!


Das Interview führte Markus Gentner

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