Trotz starker Schwankungen: Österreich für Anleihen-Investoren weiter ein sicherer Hafen

Geholfen hätten dabei das Image Österreichs als sicherer Hafen sowie Renditen über der Nulllinie, die alte Investoren wieder auf den Markt zurückgebracht hätten, sagte der Geschäftsführer der Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA), Markus Stix, zur APA.

Für viele Investoren sei die Nulllinie "eine magische Linie" gewesen, unter der nicht investiert worden sei, so Stix. Mit dem Anstieg der 10-jährigen Renditen in den positiven Bereich seien nun wieder "mehr Investoren dabei, die vorher das Negativumfeld gemieden haben".

Auch wenn die Refinanzierung mit den positiven Renditen wieder etwas teurer werde, gebe es für Österreich, "was die Zinslast betrifft, schon noch weiter Spielraum" - insbesondere im Vergleich mit den durchschnittlichen Renditen von vor einigen Jahren. Blicke man in die Zeit vor dem starken Renditerückgang 2019 zurück, seien Zinssätze von rund einem Prozent für zehnjährige Anleihen nichts Außergewöhnliches gewesen. "Davon sind wir noch weit weg", so Stix.

Bei der heutigen Auktion erzielte die im Vorjahr ausgegebene, 10-jährige Bundesanleihe (Restlaufzeit bis 2031, Kupon 0,0 Prozent) eine Emissionsrendite von 0,426 Prozent. Das Papier war 2,08-fach überzeichnet. Als zweites Papier stand eine 10-jährige Anleihe mit drei Jahren Restlaufzeit (bis 2025) und einem Kupon von 1,20 Prozent auf dem Programm. Sie war 1,91-fach überzeichnet, die Emissionsrendite lag bei minus 0,231 Prozent.

Der Spread der zehnjährigen Anleihe (bis 2031) zur vergleichbaren deutschen Staatsanleihe weitete sich auf 44 Punkte aus und lag damit deutlich über dem Niveau vom Jahresanfang. Im Jänner sei der Spread noch bei 28 Punkten gelegen. Relativ zu Deutschland wurde die Finanzierung für Österreich also etwas teurer. Man zahle eine gewisse Liquiditätsprämie, da die heimischen Anleihen nicht die großen Volumen aufweisen könnten wie Papiere aus Deutschland oder Frankreich, so Stix.

Sorgen, dass Österreich in den kommenden Monaten mit einer schwächeren Nachfrage nach Anleihen konfrontiert sein könnte, hat der OeBFA-Chef aber nicht. Es gebe noch genug vorhandenes Investorenvolumen und auch die laufenden EZB-Kaufprogramme seien noch ein Unterstützungsfaktor.

Die nächste Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) steht übermorgen, Donnerstag, an. Die Aufbruchstimmung vom Jahresanfang habe sich mit der weiterhin starken Inflationsentwicklung und dem Ukraine-Krieg deutlich abgeschwächt, so Stix. Die Zentralbank habe eine Gratwanderung zwischen der zunehmenden Teuerung und der Gefahr, die Konjunkturentwicklung abzustechen, vor sich. Eine erste Zinserhöhung wird laut Stix unter Marktteilnehmern derzeit für Dezember erwartet, zum Jahresbeginn war bereits September im Gespräch gewesen.

bel/kre

Weitere Links:


Bildquelle: mradlgruber / Shutterstock.com,PhotoBarmaley / Shutterstock.com,Anton Watman / Shutterstock.com,Per Bengtsson / Shutterstock.com