S&P sieht die Zahlungsfähigkeit Russlands gefährdet. Das Land sei "sehr anfällig für Zahlungsausfälle", erklärten die Bonitätsprüfer. Dem stehen Medienberichte gegenüber, wonach die an den Zinszahlungen beteiligten Banken entsprechende Überweisungen weitergeleitet haben. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Bezug auf informierte Kreise berichtet, soll die US-Bank JPMorgan entsprechende Finanzmittel an Citigroup weitergeleitet haben. Es geht um Zinsen in Höhe von 117 Millionen US-Dollar, die auf russische Staatsanleihen fällig sind.
Die Angelegenheit ist kompliziert, da die betroffenen russischen Anleihen in Dollar aufgelegt wurden und Zinszahlungen daher normalerweise in Dollar fließen müssen. S&P bemerkt dazu, dass ein Zahlungsausfall festgestellt werden könnte, wenn Investoren keinen Zugriff auf ihr Geld haben oder Zahlungen in einer Währung erfolgten, die nicht in den Anleihebedingungen aufgeführt sind und der Investor der alternativen Zahlung nicht zustimme. Die russische Regierung hat bereits signalisiert, Zinszahlungen in Rubel zu tätigen, falls Zahlungen in US-Dollar aufgrund von Finanzsanktionen nicht möglich sind.
Experten verweisen darauf, dass ein solcher Zahlungsausfall Russlands vor allem technischer Natur wäre. Denn grundsätzlich hätte das Land die Mittel, um Zinsen aus seinen Staatsschulden zu bezahlen. Allerdings ist ein Großteil der Mittel aufgrund von Finanzsanktionen blockiert.
Ungeachtet dessen können Probleme in der Zahlungsabwicklung auftreten, da zahlreiche russische Banken vom internationalen Zahlungsinformationssystem Swift ausgeschlossen wurden. Drastische Folgen für das internationale Finanzsystem im Fall eines russischen Zahlungsausfalls sehen die meisten Experten aufgrund der vergleichsweise geringen Auslandsverschuldung Russlands bisher nicht.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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