Geblendete oder unwissende Anleihekäufer
Damodaran ist verwundert, dass ein Unternehmen, das immer noch viel Kapital verbrennt, sich über eine unbesicherte Anleihe finanziert - und dabei auch noch auf eine große Nachfrage stößt. Wie der Professor der New York University Stern School in einem Blog-Beitrag erklärte, versucht der umtriebige Tesla-Chef Elon Musk, Anleihe-Investoren mit den gleichen Visionen zu ködern, die schon bei seinen Aktionären so gut ankommen.
Deshalb kommt der Finanzexperte zu zwei möglichen Schlussfolgerungen: Die Beteiligten wissen nicht wie Anleihen funktionieren, denn schließlich würden Anleihebesitzer kaum von guten künftigen Geschäften profitieren, sind aber voll von einer nachteiligen Entwicklung betroffen. Während der Aktienkurs enorm steigen könnte, erhalten die Anleihe-Investoren lediglich die ihnen versprochene Rendite bis zum Ende der Laufzeit in 2025.
Dabei wird die Tesla-Anleihe mit 5,3 Prozent vergleichsweise niedrig verzinst, insbesondere, wenn man bedenkt, dass das Papier ein "Junk-Bond" ist. Immerhin hat die Rating-Agentur Standard & Poor’s die Tesla-Anleihe nur mit "B-" bewertet. Das Risiko, dass die Anleger ihr Geld verlieren ist also deutlich höher als etwa bei Branchengrößen wie Ford und GM.
Ein zweiter möglicher Grund für die hohe Nachfrage nach der Tesla-Anleihe könnte laut Aswath Damodaran auch der Umstand sein, dass es genügend naive Käufer gibt, die glauben, dass Zinsen nur mit Potential und Versprechungen ausbezahlt werden können.
Anleihe unsinnig für Tesla
Auch für den Elektroauto-Pionier selbst sei eine Anleihe nicht das richtige Finanzierungsinstrument. Laut Aswath Damodaran macht die Emission für ein Unternehmen, das so viel Cash verbrannt hat wie Tesla, aus steuerlicher Sicht keinen Sinn.
Außerdem wachse mit der zusätzlichen Verschuldung auch das Liquiditätsrisiko. Tesla habe ohnehin schon einen hohen Kapitalbedarf und jetzt habe sich der Konzern auch noch zu Zinszahlungen verpflichtet, kritisiert Professor Damodaran. Das sei unklug, denn nun reiche ein schlechtes Jahr, um den Konzern in ernsthafte Schwierigkeiten zu stürzen. Die Anleiheemission bringe für den Elektroautobauer so gut wie keine Vorteile, andererseits jedoch enorme Nachteile, so das Fazit des angesehenen Experten für Unternehmensbewertung.
Bewertung angehoben
Aber trotz dieser unsinnigen Maßnahme gebe es viel an der Tesla-Story zu bewundern. Deshalb hat Damodaran auch seine Schätzung für den Fair Value von Tesla auf 192 Dollar angehoben. Das ist zwar deutlich mehr als seine vorherige Schätzung von 151 Dollar, aber immer noch deutlich weniger als der gestrige Schlusskurs an der Nasdaq von 362,91 Dollar.
Redaktion finanzen.at
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