Der Kollaps der Banco Espírito Santo (BES), einst eine der größten Banken Portugals, hat die Märkte im Sommer 2014 erschüttert und war ein herber Rückschlag beim Versuch Portugals, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. 32 Monate nach der steuerfinanzierten Rettung und der Aufspaltung des Geldhauses hat die portugiesische Zentralbank den profitablen Nachfolger, die neue Novo Banco, an die Fondsgesellschaft Lone Star aus den USA verkauft.
Schulden auf Rekordhoch
Der Deal ist umstritten - Kritikern zufolge wurde das Institut eher verschenkt als verkauft. Die Alternative, nämlich eine Verstaatlichung, hätte laut Ministerpräsident António Costa die Steuerzahler jedoch mindestens vier Milliarden Euro gekostet - Geld, das Portugal nicht hat.
Das Land ist mit 130 Prozent der Wirtschaftsleistung das nach Griechenland und Italien am dritthöchsten verschuldete Land der Eurozone. 4,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts muss Portugal für den Schuldendienst aufwenden, mehr als jedes andere Land der Währungsgemeinschaft.
Dass das Vertrauen der Investoren in die Finanzkraft des Landes sinkt, macht sich an den sinkenden Kursen der Staatsanleihen bemerkbar. Die Renditen für zehnjährige Papiere pendeln seit Januar um die Vierprozentmarke.
Ein Grund dafür ist die geplante Drosselung des Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) von 80 auf nur noch 60 Milliarden Euro ab diesem Monat: Kaufen die Währungshüter weniger Staatsschulden angeschlagener Euroländer auf, sinken die Kurse der entsprechenden Anleihen. Allein die Aussicht auf dieses Szenario hat die portugiesischen Bonds unter Druck gesetzt.
Portugal droht Ramschniveau
Ohnehin sind die Anleihen heiße Papiere: Die großen Ratingagenturen bescheinigen dem Land eine Bonität unterhalb des Investment-Grade-Niveaus. Einzig die kanadische Agentur DBRS stuft die Papiere nicht als Schrott ein und sorgt damit dafür, dass die EZB sie überhaupt kaufen darf. Sollten auch die Kanadier ihren Daumen irgendwann senken, würde es deutlich teurer für Portugal, den Kapitalmarkt anzuzapfen. Das Land bräuchte wohl ein weiteres Rettungsprogramm.
Immerhin gab es zuletzt positive Nachrichten: Die portugiesische Wirtschaft ist die letzten drei Jahre in Folge gewachsen - wenn auch nur moderat. Zudem ist das Haushaltsdefizit mit 2,1 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 1974 und vor allem unter die mit der EU-Kommission ausgehandelte Marke von 2,5 Prozent gesunken.
Halten, aber nicht kaufen
Investments in Portugal-Anleihen sind dennoch kaum empfehlenswert. Das hohe Risiko weiterer Kursverluste wird auch mit knapp vier Prozent für zehnjährige Papiere nicht angemessen verzinst, zumal die recht hohe Quellensteuer von 35 Prozent in Portugal die Rendite schmälert und nur mit viel Aufwand zurückerstattet wird. Anleger, die bereits portugiesische Anleihen haben, sollten diese - bei überschaubarer Restlaufzeit - bis zur Fälligkeit halten.
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