Österreich will 2022 bis zu 65 Milliarden. Euro am Markt aufnehmen

Über den Finanzmarkt dürften 2022 zwischen 60 und 65 Mrd. Euro aufgenommen werden, gab die Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) am Freitag bekannt. Das liegt ungefähr in derselben Größenordnung wie in den beiden Vorjahren und ist doppelt so hoch wie 2019, im letzten Jahr vor Ausbruch der Pandemie.

Von den 60 bis 65 Mrd. Euro sollen rund 40 Mrd. Euro über Bundesanleihen und mindestens 18 Mrd. über weitere kurzfristige Instrumente finanziert werden. Die Verteilung bleibt damit im Vergleich zu den Vorjahren in etwa gleich. Darüber hinaus sind drei bis vier Neuemissionen geplant. Heuer belief sich das aufgenommene Volumen auf rund 62 Mrd. Euro, davon entfielen ebenfalls rund 40 Mrd. auf Bundesanleihen und rund 19 Mrd. auf kurzfristige Instrumente. Es wurden drei neue Papiere begeben.

Die Republik Österreich sei bei der Schuldenaufnahme weiterhin gut aufgestellt und genieße einen guten Ruf unter den Investoren, sagte OeBFA-Chef Markus Stix im Gespräch mit der APA. Große Strategieänderungen sind für das kommende Jahr nicht geplant, kleinere Neuerungen gibt es aber durchaus. So sei die Arbeit an den Konzepten für den ersten Green Bond mittlerweile in vollem Gange, so Stix. Die Emission werde voraussichtlich im Laufe des zweiten Quartals 2022 stattfinden - je nach Entwicklung der Märkte. Der EU-Rahmen für Green Bonds sei bis dahin aller Wahrscheinlichkeit nach zwar noch nicht fertig, man werde aber alle Informationen, die bis dahin bereits verfügbar sind, in die Emission miteinbeziehen, so der OeBFA-Geschäftsführer.

Die grüne Anleihe ist im Grunde eine klassische Bundesanleihe und Teil der veranschlagten 40 Mrd. Euro für die Auktion von Bundesanleihen. Lediglich die Mittelverwendung sei enger gesteckt, "dem Geld wird ein Mascherl gegeben", sagte Stix. Medial sei das Thema zwar sehr prominent, der Anteil der Green Bonds am gesamten europäischen Anleihenmarkt sei aber nach wie vor nur sehr gering. In den kommenden Jahren werde das Volumen aber zunehmen.

Das im August gestartete T-Bills-Programm für kurzfristige Papiere will die OeBFA fortsetzen. "Das Programm hat sich gut am Markt etabliert", sagte Stix. Auch seien bisher gute Bid-Cover-Ratios - das Verhältnis zwischen der Nachfrage nach einer Anleihe und der tatsächlichen Zuteilung bei einer Auktion - erzielt worden. Das Produkt sei mit vier Auktionen aber noch sehr jung und die Liquidität noch nicht dort, wo sie in anderen Ländern wie Deutschland ist.

Wie es 2022 an den europäischen Anleihenmärkten allgemein weitergehe, hänge weiterhin stark vom Verlauf der Pandemie ab, "Wir gehen davon aus, dass die Volatilität in den Zinsen hoch bleiben wird", so Stix. Das liege vor allem daran, dass am Markt die Aussagen von wichtigen Notenbankern sehr rasch aufgenommen werden. Es sei derzeit "schwierig zu sagen, wohin die Reise geht", so der OeBFA-Chef.

Auch die Entwicklung der Inflation ist laut Stix ein großer Faktor, denn sie bestimme zu einem Gutteil, wie es mit der Geldpolitik weitergeht und wie rasch die EZB ihre Geldpolitik wieder strafft. Am Markt wird derzeit noch keine Zinserhöhung für 2022 erwartet. Das Corona-Notprogramm PEPP dürfte jedoch im Frühling des kommenden Jahres auslaufen.

Die OeBFA managt die Finanzschulden des Bundes. Darüber hinaus bietet sie auch eine Rechtsträgerfinanzierung für die Bundesländer, die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) an. Mit Stand Ende Oktober 2021 lag die Finanzschuld der Republik Österreich bei knapp 235,22 Mrd. Euro mit einer effektiven Verzinsung von 1,22 Prozent per annum und einer durchschnittlichen Restlaufzeit von 10,99 Jahren.

(Redaktionelle Hinweise: GRAFIK 1582-21, 88 x 55 mm) bel/gru

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