Zehnjährige Staatspapiere |
08.01.2019 13:24:00
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Österreich kann sich 2019 weiter günstig refinanzieren
Ebenfalls heute begebene neue 30-jährige Papiere erzielten eine Rendite von 1,355 Prozent. Auch das sind weniger als bei der letzten Aufstockung im Mai 2018, die mit 1,459 Prozent erfolgte.
"Im Gegensatz zu den Erwartungen ist das neue Jahr mit einem deutlich niedrigerem Zinsniveau gestartet", sagte Markus Stix, Chef der für die staatliche Kapitalaufnahme zuständigen Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA), im APA-Gespräch. Der aktuelle Zinsrückgang spiegle die letzten Wochen wider, wo vermehrt Zweifel am globalen Wachstum aufkamen, der niedrige Ölpreis die Inflation drückte und China deutlich schwächere Konjunkturdaten bekannt gab.
Eigentlich habe man nach dem Auslaufen des Anleihenrückkaufprogrammes der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Jahresende 2018 zu Jahresbeginn 2019 mit steigenden Zinsen gerechnet. Die EZB hat wie berichtet bis Jahresende Anleihen im Wert von rund 2,65 Billionen Euro aufgekauft, davon 2,17 Billion Euro Staatsanleihen. 58,2 Mrd. Euro davon entfielen laut Stix auf Österreich. Ab Jänner 2019 werde nur mehr reinvestiert, was fällig werde. In Summe seien das 168 Mrd. Euro, wovon 5 Mrd. auf Österreich entfallen.
Zudem gibt es laut Stix erste Zweifel von Bankökonomen, ob es in Anbetracht der Konjunkturabschwächung im laufenden Jahr überhaupt zu einer Zinserhöhung durch die EZB kommen wird.
"Wir haben gemeinsam mit Deutschland von den schwächeren Konjunkturdaten profitiert", so Stix. Es sei wieder zu einer Flucht in die Qualität gekommen, und angesichts der Verfalles der Aktienkurse seien von den Investoren wieder sichere Häfen gesucht worden, wozu auch Österreich zähle. Von dieser Kapitalflucht hätten vor allem deutsche Papiere profitiert, wodurch sich auch der Zinsabstand zu Deutschland auf 29,9 Basispunkte erhöht habe - von 25 im Oktober. Die Ausweitung habe alle anderen mit Österreich vergleichbaren Staaten betroffen, etwa die Niederlande und Finnland.
Noch keine konkreten Pläne gibt es laut Stix für eine erste syndizierte größere Anleihe in diesem Jahr. Bereits im März wird eine Bundesanleihe mit 11,3 Mrd. Euro fällig und muss refinanziert werden. "Wir müssen uns den Markt anschauen, der Februar ist außerdem ein sehr starker Steuermonat, wo die Steuern vom Weihnachtsgeschäft einfließen", so Stix.
Für das Gesamtjahr plant Stix unverändert die Aufnahme von 30 bis 33 Mrd. Euro frischem Kapital. Das sind um 22 bis 35 Prozent mehr als 2018. Vor allem für die Tilgung fällig werdender Staatspapiere müssen etliche Milliarden mehr als im Vorjahr in die in die Hand genommen werden. Dagegen wird es aufgrund des erstmals seit 1954 erwarteten Budgetüberschusses zu keiner Nettoneuverschuldung mehr kommen. Auch wenn das Wifo zuletzt von einem Überschuss von 1,5 Mrd. Euro ausgeht, rechnet Stix für die Schuldenaufnahme weiter mit dem von der Regierung übermittelten 514 Mio. Euro. "Der tatsächliche Budgeterfolg ergibt sich erst im Lauf des Jahres", so Stix.
Zusätzlich zu den Bundesländern und der ÖBB-Infrastrukturgesellschaft wird ab diesem Jahr auch die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) die Möglichkeit haben, sich über die OeBFA zu finanzieren.
Bei der heutigen ersten Auktion von Bundesanleihen in diesem Jahr wurde der zehnjährige Bond um 690 Mio. auf 9,5 Mrd. Euro aufgestockt, der 30-jährige Bond um 575 Mio. auf 6,0 Mrd. Euro.
(Schluss) ggr/ivn
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