"Wir können die Käufe nicht abrupt stoppen. Aber wir müssen überlegen, wie wir eine Normalisierung erreichen. Im Dezember läuft das Programm aus, im Oktober müssen Beschlüsse fallen, wie es weitergeht", so Nowotny. Die Inflation in der Eurozone dürfte heuer nicht die gewünschten Werte erreichen und 2018 sogar noch fallen. "Ich denke aber, dass wir nicht warten müssen, bis die Inflationsrate 1,9 Prozent erreicht. Wir können die Politik früher normalisieren", sagte Nowotny. Je länger die expansive Geldpolitik dauere, desto spürbarer würden ihre Nachteile.
Im Kampf um eine höhere Inflationsrate haben die Notenbanken auch ihre Einstellung zum Thema Lohnerhöhungen geändert. Sinkende Arbeitslosigkeit sollte zu steigenden Löhnen führen. Dieser Zusammenhang zeige sich aber derzeit nicht. "Daher ist die neue Konstellation eingetreten, dass Notenbanken für höhere Lohnsteigerungen eintreten, um so eine adäquate Inflation zu erreichen", so Nowotny im "Standard".
Möglicherweise verzögern sich die Lohnsteigerungen nur und folgen noch. Es könnte aber strukturelle Gründe geben, die an der Globalisierung liegen, oder daran, dass die Kernbelegschaft vieler Unternehmen kleiner wird und atypische Beschäftigungen häufiger. "Manches von dem, was unter dem Stichwort Strukturreformen eingeleitet wurde, dürfte außerdem die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften geschwächt haben", vermutet Nowotny.
Zwar sei die Inflation in der Eurozone noch zu niedrig, Österreich habe das Problem aber nicht. Im September lag die Inflationsrate in Österreich bei 2,4 Prozent. "Wir müssen eher darauf achten, unsere Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen europäischen Staaten nicht zu gefährden", so Nowotny
Die langanhaltend "ultraniedrigen Zinsen" würden das Risiko für Überbewertungen an den Aktienmärkten erhöhen, vorerst aber vor allem für die USA. "Aber weil die Annahme wächst, dass US-Aktienmärkte überbewertet sind, kommt höhere Nachfrage nach Europa. Das ist auch in Österreich spürbar. Ich denke dennoch nicht, dass wir in Österreich Blasenbildungen haben. Aber wir müssen auf die Entwicklung in Europa aufpassen."
(Schluss) tsk/cri
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