von Alexander Sturm, Euro am Sonntag

Es ist eine Geschichte über Drogen, Mord und das ganz große Geld. Die Serie "Narcos" erzählt das Leben des kolumbianischen Drogenbarons Pablo Escobar, der in den 80er-Jahren die USA mit Kokain flutete und zu einem der reichsten Menschen der Welt aufstieg. 1993 erschoss ihn die Polizei, zu seiner Beerdigung kamen 20.000 Menschen. Pablo Escobar, der Mörder und Mäzen, hatte schon damals eine große Anziehungskraft.

Darauf setzt nun Netflix. Der US-Streamingdienst hat Escobars Geschichte als Serie auf seine Plattform gebracht. 65 Millionen Kunden weltweit zahlen, um die Filme und Serien von Netflix jederzeit im Internet zu sehen. Die Firma, einst ein Online-DVD-Verleih, bringt reihenweise Produktionen heraus: "House of Cards", einer Geschichte über Macht und Intrigen im politischen Washington, folgte die Gefängnisserie "Orange Is the New Black" und das Familiendrama "Bloodline". Der Lohn: 5,5 Milliarden Dollar Umsatz 2014.

Drogen und Dollarscheine sind ein altes Rezept in der Unterhaltungsbranche. Gut möglich, dass "Narcos" die Expansion von Netflix anschiebt. Bis Ende 2016 will Firmenchef Reed Hastings den Dienst in 200 Ländern anbieten, heute sind es gut 50. Dieses Jahr sollen Spanien, Italien und Japan sowie etliche Kunden in Südamerika dazukommen. Bisher zahlt sich der Wachstumskurs aus: Im zweiten Quartal gewann Netflix 2,4 Millionen Kunden, deutlich mehr als geplant, und beim Umsatz winkt ein neuer Rekord. Doch die Eroberung neuer Länder kostet viel Geld. Wegen hoher Marketingkosten fiel der Gewinn von April bis Juni um 63 Prozent auf 26 Millionen Dollar. Der Vorjahresgewinn von 266 Millionen Dollar rückt in weite Ferne.

Neues Kapital will sich Netflix mit einer Anleihe besorgen. Das bis 2024 laufende Papier ist mit 5,75 Prozent verzinst. Dafür ist das Risiko hoch: So notiert der Bond in Dollar. Das kann Anlegern Währungsgewinne ebenso wie Wechselkursverluste bringen. Auch stufen Ratingagenturen Netflix nur mit der Note "B+" ein, was eine hochspekulative Anlage signalisiert. Denn die Firma wächst zwar schnell, doch Gewinn und liquide Mittel sind relativ gering.

Wer die Anleihe kauft, wettet, dass Netflix auch in neun Jahren noch angesagt ist. Im Internet, wo Trends schnell wechseln, ist das fast eine Ewigkeit. Wie solvent Netflix 2024 ist, kann heute niemand sagen. Die Rückzahlung ist keinesfalls sicher. Zwar ist die Firma in den USA Marktführer, doch die Konkurrenz wächst. Amazon bietet Serien und Filme im Netz, auch der US-Bezahlsender HBO drängt in den Markt. Und Apple will laut Medienberichten bis 2016 eigene Filme produzieren. Für Netflix spricht der Vorsprung, das schnelle Wachstum und der Erfolg eigener Serien. Risikobereite Anleger können das Papier daher als Beimischung ins Depot legen.

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