23.11.2015 18:56:48

MÄRKTE EUROPA/Aktien stagnieren und Anleihen geraten unter Druck

   Von Benjamin Krieger

   FRANKFURT (Dow Jones)--Auch überraschend solide Konjunkturdaten aus der Eurozone haben Anleger zum Wochenbeginn nicht zu Aktienkäufen bewegen können. Nach den jüngsten Gewinnen gab der Dax um 0,2 Prozent auf 11.092 Punkte nach. In der vergangenen Woche war der deutsche Leitindex um knapp 4 Prozent auf den höchsten Stand seit drei Monaten gestiegen. Der Euro-Stoxx-50 verlor 0,2 Prozent auf 3.445 Punkte. In Paris, Zürich und Amsterdam gaben die Leitindizes noch etwas stärker nach. Im Handel mit Euro-Staatsanleihen gerieten die Kurse unter Druck.

   Umfragen unter Einkäufern in Unternehmen der Eurozone hatten die Erwartungen von Volkswirten im November übertroffen - allen voran in Deutschland. Sie gelten als guter Frühindikator für die Nachfrage der Unternehmen in den kommenden Monaten. "Die Eurozone ist auf dem Weg zur stärksten Erholung in einem Quartal seit viereinhalb Jahren", sagte Edoardo Campanella vom UniCredit mit Blick auf die Monate Oktober bis Dezember. Vor allem die Komponente der Neueinstellungen habe sich zuletzt deutlich verbessert.

   Die guten Konjunkturdaten stützten die Aktienmärkte jedoch nicht. "Die leichten Kursverluste beim DAX sind auf technische Faktoren zurückzuführen", sagte Andreas Paciorek von CMC Markets. Der DAX habe nach dem jüngsten starken Anstieg an Dynamik verloren. Solange er sich aber über 11.070 Punkten halte, könne die Rally aber weitergehen.

   Zudem bereiteten die immer weiter fallenden Rohstoffpreise den Investoren Sorgen, sagte Marktstratege Paciorek. Diese würfen "die Frage über die Dynamik der internationalen Konjunktur im vierten Quartal auf". An den Aktienmärkten zeigten folglich die Kurse der Rohstoffproduzenten Schwäche, der Sektor verlor 1 Prozent.

   Der europäische Ölsektor fiel bis zum Mittag um fast 2 Prozent, dann erholten sich die Kurse der großen Ölkonzerne jedoch wieder. Auslöser für die Erholung war die Ankündigung Saudi-Arabiens, künftig auch mit nicht der Opec angehörenden Staaten zu kooperieren, um so den Ölmarkt zu stabilisieren. Der Ölpreis drehte daraufhin ins Plus und auch der Ölsektor schloss nur geringfügig im Minus.

   Anders als am Aktienmarkt hinterließen die Einkaufsmanager-Indizes am Rentenmarkt Spuren: Bundesanleihen gerieten unter Druck. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen, die sich umgekehrt zu deren Kurs verhält, stieg im Vergleich zum Freitag um 5 Basispunkte auf 0,53 Prozent. "Das Wachstumsszenario ist intakt und Hinweise auf einen Anstieg der konjunkturellen Dynamik mehren sich", sagte Ulrich Wortberg von der Helaba.

   Der Euro fiel im späten europäischen Devisenhandel zur US-Währung erstmals seit sieben Monaten unter die Marke von 1,06 Dollar. Vor allem eine an den Märkten immer stärker eingepreiste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Dezember lastete auf dem Euro. Am Euro-Geldmarkt, wo sich Banken untereinander kurzfristig Liquidität leihen, bröckeln die Zinssätze seit Wochen auf immer neue Tiefststände ab.

   Ganz anders in den USA, wo die Signale klar auf steigenden Zinsen stehen. Der Gouverneur der Fed-Filiale von San Francisco, John Williams, bestätigte am Wochenende noch einmal, es gebe gute Gründe für eine Zinserhöhung.

   Am deutschen Aktienmarkt waren RWE mit einem Kursrutsch von 5 Prozent der größte Verlierer im DAX. Der Konzern findet nach Aussage von Vorstandschef Peter Terium derzeit keine Investoren, die bereit seien, Wachstum zu finanzieren. Das Thema Kapitalerhöhung könne wieder auf die Agenda geraten. Im Sog von RWE verloren auch E.ON 1,6 Prozent.

   Unter den Einzelaktien zogen Wincor Nixdorf um 6,1 Prozent an. Die Paderborner haben ihrer Übernahme durch den US-Geldautomatenhersteller Diebold zugestimmt. Diebold bietet umgerechnet 52,50 Euro je Wincor-Aktie. Bei einer Fusion der Nummer zwei und drei der Branche entstünde ein Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz von gut 5 Milliarden Euro.

   Lufthansa büßten 2,1 Prozent ein, belastet von der Ankündigung neuer Streiks durch die Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO. Diese will am Donnerstag und Freitag zu erneuten Arbeitsniederlegungen aufrufen und schließt auch am Montag weitere Aktionen nicht aus.

   Allianz legten um 0,9 Prozent zu auf 163,20 Euro, nachdem Goldman Sachs das Kursziel um 20 Euro auf 190 Euro erhöht hatte. Im TecDax verloren Aixtron 1,8 Prozent. J.P. Morgan hatte die Aktie von "Übergewichten" auf "Neutral" abgestuft.

   Credit Suisse schlossen in Zürich 5,7 Prozent niedriger. Der Abschlag ging jedoch zum Teil auf den Beginn des Bezugsrechtehandels im Rahmen einer Kapitalerhöhung zurück, der bis zum 1. Dezember dauert. Die Aktie handelte am Montag bereinigt um den Preis für die Kaufrechte für die neuen Aktien.

   Europäische Schlussstände von Montag, den 23. November 2015:

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.445,26 -7,19 -0,2% +9,5% Stoxx-50 3.259,29 -13,45 -0,4% +8,5% Stoxx-600 380,37 -1,42 -0,4% +11,0% XETRA-DAX 11.092,31 -27,52 -0,2% +13,1% FTSE-100 London 6.305,49 -29,14 -0,5% -4,0% CAC-40 Paris 4.889,12 -21,85 -0,4% +14,4% AEX Amsterdam 466,18 -2,51 -0,5% +9,8% ATHEX-20 Athen 191,50 -5,12 -2,6% -27,7% BEL-20 Brüssel 3.692,64 -9,98 -0,3% +12,4% BUX Budapest 23.485,90 +360,11 +1,6% +41,2% OMXH-25 Helsinki 3.451,93 +20,21 +0,6% +15,5% ISE NAT. 30 Istanbul 98.023,33 -1242,32 -1,3% -7,7% OMXC-20 Kopenhagen 990,83 -1,01 -0,1% +33,1% PSI 20 Lissabon 5.308,10 -10,10 -0,2% +10,4% IBEX-35 Madrid 10.277,40 -12,90 -0,1% -0,0% FTSE-MIB Mailand 22.294,69 +154,55 +0,7% +17,3% RTS Moskau 897,56 +9,20 +1,0% +13,5% OBX Oslo 558,12 -1,35 -0,2% +6,6% PX-GLOB Prag 1.283,48 +8,19 +0,6% +8,4% OMXS-30 Stockholm 1.515,80 -6,07 -0,4% +3,5% WIG-20 Warschau 1.982,57 -39,42 -1,9% -14,4% ATX Wien 2.493,99 +10,29 +0,4% +15,5% SMI Zürich 8.924,41 -91,42 -1,0% -0,7%

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8.35 Fr, 17.45 Uhr EUR/USD 1,0611 -0,10% 1,0621 1,0655 EUR/JPY 130,48 -0,28% 130,85 130,87 EUR/CHF 1,0815 -0,16% 1,0833 1,0851 USD/JPY 122,96 -0,20% 123,20 122,82 GBP/USD 1,5129 -0,09% 1,5143 1,5200 === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

   DJG/bek/flf

   (END) Dow Jones Newswires

   November 23, 2015 12:26 ET (17:26 GMT)

   Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 26 PM EST 11-23-15

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