Die gestrige Entschei­dung der Fed ent­sprach den Markt­erwartungen: Die Senkung um 50 Basis­punkte deutet darauf hin, dass die Fed mit der Markt­meinung überein­stimmt, dass sie den Lockerungs­zyklus etwas verspätet begonnen hat. Angesichts der unerwartet starken Inflations­daten des ersten Quartals und der jüngsten Abwärts­korrekturen bei den zuvor veröffent­lichten Arbeits­marktdaten kann man ihr diese Verspätung kaum verübeln. Bis zum Jahresende werden wir wahr­scheinlich zwei weitere Zins­senkungen um jeweils 25 Basispunkte erleben, so dass sich der Leitzins der Fed bis Mitte 2025 in Richtung drei Prozent bewegen wird. 

Da die Zentralbanken der meisten Industrieländer nun die Zinsen senken, dürften sich die globalen Finanzierungsbedingungen in den nächsten Monaten weiter entspannen. Dies wird mehreren Zentralbanken aus Schwellenländern Spielraum geben, die bereits vor der Fed begonnenen Lockerungszyklen wieder aufzunehmen oder fortzusetzen. Niedrigere risikofreie Zinssätze in den Industrieländern werden auch die externen Kreditkosten für die Emittenten in den Schwellenländern senken, wodurch sich die Refinanzierungsrisiken verringern und die Tragfähigkeit der Schulden verbessert. Der Lockerungszyklus wird Vermögensverwaltern Anreize bieten, ihr Risiko in den Schwellenländern zu erhöhen, da die Attraktivität von Geldmarktinstrumenten und Kernsätzen in den Industrieländern allmählich sinken wird.

www.fixed-income.org
Foto: Carlos de Sousa © Vontobel