Damit kommt die EZB in die Zwickmühle, denn laut Marktteilnehmern hat sie bei ihren Staatsanleihenkäufen in den vergangenen Wochen Deutschland sogar überproportional berücksichtigt. Das lag dem Vernehmen nach daran, dass sie nicht nur in den illiquiden Märkten Maltas und Sloweniens nicht mehr genügend Material vorfand, sondern auch die Anleihenmärkte in Irland und Portugal unergiebig wurden. Deshalb kaufte sie zuletzt besonders stark deutsche Anleihen.

   Nun haben aber alle Bundesanleihen mit weniger als sechs Jahren Restlaufzeit Renditen unter minus 0,4 Prozent. Damit liegt ihre Rendite unter dem Einlagensatz der EZB. Unter diesem kauft sie aber keine Anleihen. Betroffen sein dürfte knapp die Hälfte der ausstehenden Bundesanleihen im Volumen von etwa 1,02 Billionen Euro. Zur Verfügung stehen der EZB damit etwa 550 Milliarden Euro.

   Von diesen besitzt sie aber bereits etwa 170 Milliarden Euro, wie Michael Leister von der Commerzbank errechnet hat. Er erwartet, dass die EZB wegen der unsicheren Inflationsaussichten in der Eurozone ihr QE-Programm über den 31. März 2017 hinaus verlängert. Dann würde aber gleichzeitig das Angebot auch an Bundeanleihen knapp werden.

   "Die EZB wird falls nötig ihre Regeln ändern", erwartet Leister. Er glaubt nicht, dass sie den Einlagensatz weiter senkt, denn dann würden die Anleihenrenditen einfach nur "eins zu eins" mit nach unten gehen. Leister erwartet, dass die Zentralbank ihre Regel verändert, nach der sie höchstens ein Drittel des Volumens einer Tranche auf die Bücher nimmt. Als Vorbild könnten die so genannten Supra-Anleihen des EFSF, ESM oder der EIB dienen, hier habe sie die Regel bereits auf 50 Prozent nach oben verschoben.

Von Herbert Rude

Dow Jones Newswires

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