Geldpolitik 25.07.2017 17:58:00

EZB-Rat Nowotny für vorsichtigen Ausstieg aus Anleihenkäufen

"Ich halte es für klug, langsam vom Gas zu gehen", sagte Nowotny im "SN"-Interview (Mittwochsausgabe). Wie die US-Notenbank sollte sich auch die EZB dabei zu keinen festen Zeitplan verpflichten.

"Es geht nicht um eine abrupte Bremsung, aber darum, zu registrieren, dass wir nicht mehr mit einer so akuten Krise konfrontiert sind wie zum Zeitpunkt, als die Maßnahmen gesetzt wurden", so der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Inzwischen habe sich das Wachstum beschleunigt und es bestehe keine Deflationsgefahr mehr.

Die EZB stehe vor der Notwendigkeit einer baldigen klaren Kommunikation, weil das jetzige Anleihenkaufprogramm ein Ablaufdatum habe. "Die Frage ist nicht wann, sondern wie es weitergeht", sagte Nowotny zu den "Salzburger Nachrichten". Das werde von den wirtschaftlichen Perspektiven für 2018 abhängen, die es im Herbst geben werde.

Europa tue sich mit dem Ausstieg aus den Anleihenkäufen schwerer als die USA, weil sich die USA rascher von der Krise erholt hätten. Der Hauptgrund dafür sei, dass es dort eine engere Abstimmung von Geld- und Fiskalpolitik gegeben habe. So gebe es etwa im Unterschied zu den USA in Europa keine einheitliche Euro-Verschuldung. Auch bei der Lösung der faulen Bankkredite sei das US-Modell im Nachhinein gesehen das erfolgreichere gewesen. In Europa sei es zu keiner gesamteuropäische Lösung gekommen.

Die Eurozone selbst habe sich aber als bleibendes Element etabliert. Die teils massiven Spekulationen auf den Zerfall der Eurozone gebe es nicht mehr. "Die Erwartung der Märkte hat sich massiv geändert", so Nowotny.

Im Zusammenhang mit der hohen Staatsverschuldung Griechenlands hält Nowotny einen einfachen Schuldenschnitt für sehr problematisch. Für Notenbanken entspreche dies einer verbotenen Staatsfinanzierung. Aber es gebe eine Reihe anderer Möglichkeiten, wie etwa die Verlängerung der Tilgung oder Entlastung beim Schuldendienst, mit der man die Tragfähigkeit der Schulden erhöhen könnte. Die massive Verschuldung Griechenlands werde es aber noch lange geben. Die Rückkehr auf den Kapitalmarkt sei ein gutes Signal. Das würde aber nicht bedeuten, dass sich Griechenland schon bald zur Gänze finanzieren könne.

(APA) ggr/kre

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