Deborah Cunningham, Chief Invest­ment Officer für Global Liquidity Market bei Federated Hermes :

Es wurde prog­nostiziert, der Lockerungs­zyklus der US-Noten­bank würde zu Kapital­abflüssen aus Liquiditäts­produkten führen – doch das ist nicht passiert. Geld­markt­fonds verzeich­neten seit der Zins­senkung der Fed von Mitte September (50 Basispunkte auf 4,75 bis 5%) branchen­weit Zu­flüsse von rund 150 Mrd. USD. 

Historisch gesehen folgen die Renditen von Cash-Management-Produkten in einem Umfeld fallender Zinsen den Direktanlagen mit Zeitverzögerung. Warum? Ein Grund liegt darin, dass ein Teil der Bestände zu früheren, höheren Zinssätzen gebunden ist. Diese Positionen laufen oft erst in den nächsten zwölf Monaten aus – was als Laddered-Strategie bezeichnet wird. Im Gegensatz dazu reagieren Wertpapiere auf dem Direktmarkt – insbesondere Tagesgelder und variabel verzinste Anleihen – sofort auf Zinsänderungen der Fed. Gleiches gilt für die Reverse Repurchase Facility, die derzeit bei 4,8 Prozent liegt.

Obwohl die Vergangenheit natürlich nur als Orientierung dient, gehen wir davon aus, dass wir dieses Muster auch bei weiteren geldpolitischen Lockerungen beobachten können. 

Ann Ferentino, Senior Portfolio Manager für Fixed Income bei Federated Hermes:

Der Streik der US-Hafenmitarbeiter hat erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Finanzmärkte. Das vierte Quartal des Jahres startet zwar mit einem Allzeithoch an den Aktienmärkten und positiven Anleiherenditen. Doch angesichts der datenabhängigen Fed und der bevorstehenden Wahlen könnte der Streik zum entscheidenden Faktor werden. Je länger er andauert, desto größer dürften die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Marktvolatilität sein – und damit auch auf die Jahresendperformance von Anlegerportfolios.

Der Streik könnte zudem die weitere Zinspolitik der Federal Reserve beeinflussen. Sollte es zu einer anhaltenden Verknappung von Konsum- und Industriegütern kommen, dürften die Preise steigen. Obwohl kein Anstieg der Inflation wie während der pandemiebedingten Lieferkettenunterbrechungen zu erwarten ist, rechnen wir dennoch mit einem moderaten Anstieg. Selbst ein geringer Inflationsschub könnte die Fed dazu bewegen, den gerade begonnenen Zinssenkungszyklus zu pausieren. Zusätzlich könnten Lohnerhöhungen im Zuge des Streiks ebenfalls die Inflation anheizen und die geldpolitischen Entscheidungen beeinflussen.

Eine längere Phase der Arbeitsniederlegung könnte zudem den Arbeitsmarkt belasten. Besonders das verarbeitende Gewerbe könnte durch Rohstoffengpässe zu Entlassungen gezwungen sein. Auch Sektoren, die im direkten Zusammenhang mit den Häfen stehen, wie Lkw-Fahrer, Bahnbetreiber und andere Unternehmen, dürften die Auswirkungen spüren. Während das auf den September-Arbeitsmarktbericht noch keine Auswirkungen haben dürfte, könnte ein anhaltender Streik Auswirkungen auf den Oktober-Bericht haben.

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