Der entschlossene Schritt der Fed, die Zinssätze erneut zu senken, in Ver­bindung mit dem schnellen US-Wahl­ergebnis führt zu einer Mischung aus Klarheit und Unsicher­heit über die künftige wirt­schaft­liche und politische Richtung in den USA. Das Inflations­gespenst ist noch nicht ganz verschwunden – insbesondere angesichts einer Trump-Präsidentschaft und eines möglichen Inflations­drucks durch wachstums­fördernde Maßnahmen und Zölle.

Für Fixed-Income-Anleger bedeutet dies, dass Anlageklassen mit attraktiven Renditen und Spreads, wie die verbrieften Sektoren, in den Fokus rücken, um einen Puffer gegen die Unsicherheit und das potenzielle längerfristig höhere Zinsumfeld zu schaffen.

Die US-Notenbank hat angesichts der weiter rückläufigen Inflation die Zinssätze erneut gesenkt und den Leitzins um 25 Basispunkte reduziert. Ein gemäßigteres Tempo der Lockerung ist nun eingepreist – die Märkte haben sich auf die Fed eingestellt. Die entscheidenden US-Wahlen bringen eine gewisse Klarheit, da ein langes Warten auf das Ergebnis erspart blieb. Der Schwerpunkt wird sich jedoch schnell auf die Politik und die mögliche Gestaltung einer Trump-Präsidentschaft verlagern. Es war immer damit zu rechnen, dass die Fed eine Rückkehr zu moderateren Zinssenkungen von 25 Basispunkten signalisieren würde, um die Belastbarkeit der US-Wirtschaft und ihrer Verbraucher mit einem Arbeitsmarkt in Einklang zu bringen, der sich zwar „allmählich abkühlt“, aber dennoch stabil bleibt. Es mag  verfrüht sein, einen Sieg im Kampf gegen die Inflation zu verkünden. Die Annahme, dass die Inflation hinter uns liegt, birgt ein Risiko. Wir glauben, dass die Fed weiterhin darauf achten wird, dass die Inflation wirklich zum Erliegen gebracht wurde. Sollte es zu einem sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit oder einer erheblichen Wirtschaftsschwäche kommen, kann sie jederzeit mit weiteren Lockerungsmaßnahmen reagieren. 

Die Fed und die zukünftige Trump-Politik

Die Fed mag behaupten, dass sie sich nicht durch politische Einmischung beeinflussen lässt – aber jede politische Änderung wird sich zweifelsohne auf die US-Wirtschaft auswirken. Die republikanische Dominanz in der Regierung könnte letztendlich inflationär sein. 

Das Haushaltsdefizit der USA könnte durch Trumps wachstumsfördernde Politik weiter steigen, während die Zölle in einen Handelskrieg ausarten könnten, der zu Angebotsschocks und vorübergehendem Inflationsdruck führt.

Zölle können den Konsum senken, aber auch die Importe bremsen, so dass die Folgen für die Binnenwirtschaft nicht immer eindeutig sind. Wir glauben, dass die Anleiherenditen jeglichen zollbedingten Gegenwind überstehen dürften, aber sie könnten empfindlicher auf Sorgen um die fiskalische Tragfähigkeit reagieren. 

Wie sind Anleihemärkte auf solche Unsicherheit vorbereitet?

Ein günstiges wirtschaftliches Umfeld und die Vorsicht der Unternehmen rechtfertigen, dass die Credit Spreads für Unternehmensanleihen enger sind als die historischen Durchschnittswerte. Die Gesamtrenditen sind jedoch im Vergleich zu den letzten zehn Jahren attraktiv und könnten Anleger anlocken, die die sinkenden Zinsen bei Geldmarktfonds schlagen wollen. Verbriefte Sektoren werden jedoch im historischen Vergleich und im Vergleich zu gleichwertigen Unternehmenskrediten oft „weit“ gehandelt. Wenn Zinsen sinken, neigen Anleger dazu, zum Ausgleich nach Anlageklassen mit höheren Spreads zu suchen. 

Im Moment sind Asset-Backed Securities (ABS) einer der wenigen Bereiche, in denen sowohl die Spreads als auch die Renditen attraktiv bleiben. In Europa sind ABS variabel verzinst, was eine gewisse Absicherung bietet, falls sich das Szenario „höher für länger“ bewahrheiten sollte. Bei einigen ABS, wie z. B. Auto- und Konsumfinanzierungen, wird eine höhere Rezessionswahrscheinlichkeit eingepreist, was einen zusätzlichen Ausgleich bietet.

Agency-Hypotheken sind ein weiterer Sektor, der erheblichen Wert bietet. Wir sehen historisch weite Spreads im Vergleich zu Investment-Grade-Unternehmensanleihen und die Möglichkeit, einen Renditevorteil gegenüber Treasuries für einen gleichwertigen staatlich besicherten Vermögenswert mit AA-Rating zu erzielen. 

Ein Rückgang der Zinsvolatilität sowie die Unterstützung der Zentralbanken für die Anlageklasse bei Marktverwerfungen - wie wir sie während der Pandemie erlebt haben – sind ebenfalls förderlich. 

Betrachtet man in der Vergangenheit die Renditen in den ersten zwölf Monaten nach einer Zinssenkung, so haben die meisten Fixed-Income-Sektoren eine positive Performance erzielt. Angesichts des aktuellen Lockerungszyklus der Fed kommt es also nicht darauf an, ob die Anleger festverzinsliche Wertpapiere halten, sondern in welchem Umfang und in welchen Sektoren.

Für Fixed-Income-Manager ist der relative Wert ein wichtiges Barometer für Asset-Allocation-Entscheidungen. Eine Möglichkeit, sich gegen eine harte Landung abzusichern, ist der Zugang zu attraktiven Spreads – wie sie in den verbrieften Sektoren zu finden sind. Eine andere Möglichkeit besteht darin, sich anfangs ein hohes Renditeniveau zu sichern, um Erträge aus dem breiten Spektrum der Fixed-Income-Sektoren weltweit zu generieren.  

Wer nicht zu sehr auf die Duration setzt und sich durch variabel verzinsliche Anleihen einen attraktiven risikoadjustierten Carry am vorderen Ende der Zinsstrukturkurve verschafft, kann sich in einem Umfeld längerfristig höherer Zinsen besser behaupten.

www.fixed-income.org 
Foto: Kareena Moledina © Janus Henderson Investors