EZB schickt Anleihe-Renditen in der Eurozone auf Talfahrt

Besonders deutlich fielen sie am Dienstag in südeuropäischen Ländern. In Frankreich und Österreich sanken die Marktzinsen von zehnjähriger Anleihen erstmals unter Null Prozent.

Sollte sich der Wirtschaftsausblick nicht verbessern und die Inflation im Euroraum nicht anziehen, werde eine zusätzliche Lockerung der Geldpolitik erforderlich sein, sagte EZB-Präsident Mario Draghi im portugiesischen Sintra. "Wir werden alle Flexibilität innerhalb unseres Mandats nutzen, um unseren Auftrag zu erfüllen."

Die Aussagen von Draghi wurden an den Märkten als klares Signal für eine baldige Lockerung interpretiert. Davon profitierten vor allem die Kurse südeuropäischer Staatsanleihen. Im Gegenzug gaben die Renditen stark nach. In Griechenland fiel die Rendite zehnjähriger Anleihen um 0,22 Prozentpunkte und in Italien um 0,18 Prozentpunkte. Zum Vergleich: In Deutschland sank sie um 0,08 Prozentpunkte. In allen Ländern der Eurozone aber auch in EU-Staaten wie Schweden und Großbritannien reagierten die Anleihemärkte deutlich.

Ökonomen prognostizieren eine baldige Reaktion der EZB. "Nach den Äußerungen Draghis erwarten wir, dass die EZB vermutlich schon auf ihrer nächsten Sitzung am 25. Juli eine Senkung des Einlagezinses von minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent beschließt", kommentierte EZB-Fachmann Michael Schubert von der Commerzbank. Zudem dürfte die EZB die Einführung eines Staffelzinses unter die Lupe nehmen, um auf einer der beiden darauf folgenden Sitzungen sich dafür zu entscheiden. Mit neuen Käufen von Staatsanleihen rechnet Schubert allerdings nur, falls die wirtschaftliche Entwicklung deutlich schlechter als bisher erwartet ausfallen sollte.

FRANKFURT (dpa-AFX)

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