Das gab die EZB am Donnerstag nach dem Leitzinsentscheid bekannt. Die Notenbanker um EZB-Chef Mario Draghi haben damit beschlossen, was im Vorfeld am Markt spekuliert worden war: Ein breit angelegtes Anleihenkaufprogramm, das die weiter sinkende Inflation stoppen soll. Im Mittelpunkt von "QE1", so nennt die EZB ihr neues Programm, soll der Kauf von Staatsanleihen aus dem Investment-Grade stehen. Laut Experten die einzige Möglichkeit der EZB, ihre Bilanzsumme - wie bereits vor Monaten angekündigt - auf eine Billion Euro zu vergrößern.

Das Programm soll im März 2015 starten und mindestens bis September 2016 laufen. Laut EZB-Chef Draghi will die EZB aber so lange mit den Anleihekäufen fortfahren, bis sich die Inflation in die richtige Richtung entwickelt. Monatlich will die Europäische Zentralbank 60 Milliarden Euro "billiges Geld" in den Markt pumpen. Das Gesamtvolumen des Anleihekaufprogramms soll mindestens 1,2 Billionen Euro betragen.

Die Staatsanleihenkäufe sollen gemäß dem Anteil der EU-Länder am Kapital der Notenbank erfolgen. Hat ein EU-Mitgliedsstaat also einen höheren Anteil am Notenbankkapital, werden mehr Staatsanleihen aus diesem Land gekauft als aus einem EU-Mitgliedsstaat, der einen geringeren Anteil am Kapital der Notenbank ausmacht. Damit dürfte die EZB vor allem Staatsanleihen aus Deutschland, Frankreich und Italien kaufen.

Bei einem QE-Programm erzeugt die EZB Buchgeld, wirft also die Notenbankpressen an, und kauft mit diesem Geld Staatsanleihen oder andere Vermögenswerte auf. So sollen Konjunktur und Inflation in der Eurozone angekurbelt werden. Kritiker des QE-Programms, zum Beispiel aus Deutschland, bemängeln, dass sich durch das billige Geld längerfristig Blasen am Aktien- und Immobilienmarkt bilden könnten.

Die EZB erwartet in den kommenden Monaten einen negative Inflation - dieser sollen die Anleihekäufe entgegenwirken und die Untergrenze der Inflation fest verankern. Kurzfristig gibt es laut Mario Draghi keine Möglichkeit, die sinkenden Inflationsraten zu verhindern, doch im Jahresverlauf sollte sich das Programm bemerkbar machen und die Inflation wieder anziehen. Die Leitzinsen, die noch für längere Zeit auf dem aktuellen Niveau bleiben werden, sollen diese Entwicklung weiter unterstützen. Auf die Frage, ob es einen "Plan B" gäbe, falls die Anleihenkäufe nicht die gewünschte Wirkung zeigen sollten, gab Draghi keine Antwort.

Der Euro fiel nach den Aussagen auf der Pressekonferenz deutlich, während der DAX zunächst auf ein neues Rekordhoch kletterte und anschließend wieder ins Minus drehte. Nach einer heftigen Achterbahnfahrt schloss der deutsche Leitindex 1,32 Prozent im Plus bei 10.435,62 Punkten und markierte zwischenzeitlich ein neues Allzeithoch bei 10.454,05 Indexpunkten. Der ATX hielt sich seit dem Mittag konstant in der Gewinnzone und notierte zum Börsenschluss um 1,74 Prozent stärker bei 2.230,09 Zählern.

Von Markus Gentner und Carolin Ludwig

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