Ausblick Quantitative Easing 02.03.2015 17:16:32

EZB gibt den Startschuss für QE

Zwar wird der EZB nicht daran gelegen sein, alle diese Details offen zu legen, doch auf ein paar Details zu QE dürfen Beobachter schon hoffen, wenn EZB-Präsident Mario Draghi nach der nächsten Ratssitzung am 5. März vor die Presse tritt, diesmal in Nikosia auf Zypern.

Zuvor wird die EZB am Donnerstag wie immer um 13.45 Uhr ihre Zinsentscheidung bekannt geben. Eine Änderung des aktuellen Niveaus - der Hauptrefinanzierungssatz liegt bei 0,05 Prozent, der Satz für Bankeinlagen bei minus 0,20 Prozent - wird nicht erwartet.

Wenn EZB-Präsident Mario Draghi ab 14.30 Uhr sein geldpolitisches Statement abgibt, könnte er beispielsweise sagen, wann die Ankäufe beginnen werden. Bisher war lediglich davon die Rede, dass die Zentralbanken der Eurozone ab März monatlich Anleihen für 60 Milliarden Euro ankaufen. Rund 50 Milliarden davon dürften auf Staatsanleihen entfallen.

Für Marktteilnehmer und Beobachter ist der Zeitpunkt des Beginns von höchstem Interesse. Denn dann wird sich zeigen, wie knapp Staatsanleihen tatsächlich am Markt sind - worüber unter Kommentatoren gerade gestritten wird. Je knapper diese Papiere sind, desto höher die Preise und desto niedriger die Renditen. Bundesbank und Bundesfinanzagentur haben bereits zu verstehen gegeben, dass sie zumindest für den Anfang nicht mit Knappheitsproblemen rechnen.

Nordea-Ökonom Jan von Gerich, der das ähnlich sieht, rechnet damit, dass die Staatsanleiherenditen nach ersten Anzeichen für eine "Nicht-Knappheit" steigen werden. Allerdings: Je mehr Staatsanleihen in den Besitz der Zentralbanken gelangen, desto knapper werden sie und dann, so sagt von Gerich, dürften die Renditen am Ende doch auf Niveaus sinken, die ohne QE nicht denkbar wären.

Der Grund ist, dass die Zentralbanken - besonders die Deutschlands, der Niederlande und Finnlands - immer höhere Preise bieten müssen, um ihren monatlichen Anteil am QE-Programm zu schaffen. Und das heißt zum Beispiel für die Bundesbank, sie muss negativ rentierende Papiere kaufen. Da sie nach eigenem Bekunden entlang der gesamten Laufzeitenkurve kaufen wird, werden auch sehr negativ rentierende Papiere, wie zweijährige Schatzwechsel, dabei sein.

Die Bundesbank hatte wegen des Ankaufs zu negativen Renditen "Klärungsbedarf" bei der EZB angemeldet. Aber EZB-Direktor Peter Praet hat unterdessen erklärt, dass die Gewinne und Verluste des QE-Programms mit Ausnahme des kleinen gemeinschaftlichen Teils auf nationaler Ebene bleiben sollen. Das bedeutet für die Bundesbank: Verluste. Offizielle Erklärungen zu diesem Thema sind eher nicht zu erwarten.

Ein wenig gemildert wird der Druck auf die Staatsanleiherenditen von der Tatsache, dass die Zentralbanken nicht nur weiterhin Covered Bonds und Kreditverbriefungen kaufen werden, sondern neuerdings auch die Anleihen supranationaler Emittenten und großer Förderbanken.

Das sind nach derzeitigem Kenntnisstand Titel der Rettungsfonds ESM und EFSF sowie der Europäischen Investitionsbank. In Deutschland sind darüber hinaus die Anleihen von KfW, Landwirtschaftlicher Rentenbank, NRW-Bank und L-Bank ankauffähig. Weniger klar ist, welche anderen nationalen Förderbanken hinzu kommen.

Draghi wird am Donnerstag nicht nur den QE-Startschuss geben, sondern auch die neuen Prognosen des EZB-Stabs zu Wachstum und Inflation veröffentlichen - erstmals auch für 2017. Ökonomen erwarten, dass die Inflationsprognose für 2015 erneut gesenkt werden muss und sehen für 2017 keine Prognose, die allzu dicht an der EZB-Zielmarke von knapp 2 Prozent liegt. Grund: Das würde die Erwartung eines zweiten QE-Programms dämpfen. Die Wachstumsprognosen dagegen dürften wegen des niedrigen Ölpreises etwas angehoben werden.

Mit Spannung erwartet werden zudem Aussagen zum Refinanzierungsstatus Griechenlands. Der EZB-Rat dürfte bei seiner Sitzung über eine Verlängerung oder sogar Erhöhung des griechischen Notkreditprogramms gesprochen haben. Die Fragen der Journalisten dürften sich darauf konzentrieren, wie lange und unter welchen Umständen die EZB dieses Programm weiter zu verlängern bereit sowie ob und wann eine Rückkehr des Landes zu normaler EZB-Refinanzierung zu erwarten ist.

DJG/hab/smh Dow Jones Newswires

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