Allerdings wird der EZB nicht daran gelegen sein, diese Details offen zu legen. Wenn EZB-Präsident Mario Draghi am kommenden Donnerstag vor die Presse tritt, dann dürfte er deshalb neben neue Wachstums- und Inflationsprognosen wenig Spannendes zu bieten haben. Aber auf ein paar Aussagen dürfen Marktteilnehmer trotzdem hoffen.

   Zum Beispiel dazu, wann die Ankäufe beginnen werden. Bisher war lediglich von März die Rede. Zuvor muss die EZB aber noch den entsprechenden Rechtsakt veröffentlichen. Es ist zu hoffen, dass Draghi einen Tag nennen wird.

   Für Marktteilnehmer und Beoabachter ist das von höchstem Interesse. Denn dann wird sich zeigen, wie knapp Staatsanleihen tatsächlich am Markt sind - worüber unter Kommentatoren gerade gestritten wird. Je knapper diese Papiere sind, desto höher die Preise und desto niedriger die Renditen. Bundesbank und Bundesfinanzagentur haben bereits zu verstehen gegeben, dass sie zumindest für den Anfang nicht mit Knappheitsproblemen rechnen.

   Nordea-Ökonom Jan von Gerich, der das ähnlich sieht, rechnet damit, dass die Staatsanleiherenditen nach ersten Anzeichen für eine "Nicht-Knappheit" steigen werden. Allerdings: Je mehr Staatsanleihen in den Besitz der Zentralbanken gelangen, desto knapper werden sie und dann, so sagt von Gerich, dürften die Renditen am Ende doch auf Niveaus sinken, die ohne QE nicht denkbar wären.

   Der Grund ist, dass die Zentralbanken - besonders die Deutschlands, der Niederlande und Finnlands - immer höhere Preise bieten müssen, um ihren monatlichen Anteil am QE-Programm zu schaffen. Und das heißt zum Beispiel für die Bundesbank: Negativ rentierende Papiere kaufen. Und da sie nach eigenem Bekunden entlang der gesamten Laufzeitenkurve kaufen wird, werden auch sehr negativ rentierende Papuiere, wie zweijährige Schatzwechsel, dabei sein.

   Die Bundesbank hatte wegen des Ankaufs zu negativen Renditen "Klärungsbedarf" bei der EZB angemeldet. Aber EZB-Direktor Peter Praet hat unterdessen erklärt, dass die Gewinne und Verluste des QE-Programms mit Ausnahem des kleinen gemeinschaftlichen Teils auf nationaler Ebene bleiben sollen. Das bedeutet für die Bundesbank: Verluste. Offizielle Erklärungen zu diesem Thema sind eher nicht zu erwarten.

   Ein wenig gemildert wird der Druck auf die Staatsanleiherenditen von der Tatsache, dass die Zentralbanken nicht nur weiterhin Covered Bonds und Kreditverbriefungen kaufen werden, sondern neuerdings auch die Anleihen supranationaler Emittenten und großer Förderbanken.

   Das sind nach derzeitigem Kenntnisstand die Rettungsfonds ESM und EFSF sowie der Europäischen Investitionsbank. In Deutschland sind darüber hinaus die Anleihen von KfW, Rentenbank, NRW-Bank und L-Bank ankauffähig. Weniger klar ist, welche anderen nationalen Förderbanken hinzu kommen.

   Draghi wird am Donnerstag nicht nur den QE-Startschuss geben, sondern auch die neuen Prognosen des EZB-Stabs zu Wachstum und Inflation veröffentlichen - erstmals auch für 2017. Ökonomen erwarten, dass die Inflationsprognose für 2015 erneut gesenkt werden muss und sehen für 2017 keine Prognose, die allzu dicht an der EZB-Zielmarke von knapp 2 Prozent liegt. Grund: Das würde die Erwartung eines zweiten QE-Programms dämpfen. Die Wachstumsprognosen dagegen dürften wegen des niedrigen Ölpreises etwas angehoben werden.

   Neben der EZB stehen in der kommenden Woche die Zahlen zum Auftragseingang (Donnerstag) und zur Produktion (Freitag) in Deutschland im Mittelpunkt des Interesses. Am Montag veröffentlicht zudem Eurostat eine erste Schätzung der Inflationsentwicklung im Euroraum. Am Donnerstag gibt es zudem die geldpolitische Beschlussfassung der Bank of England.

   Aus den USA kommt eine ganze Flut von Konjunkturdaten, deren Höhepunkt am Freitag der Arbeitsmarktbericht für Februar sein wird. Zuvor kommt noch am Mittwoch das Beige Book der US-Notenbank.

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