Sorge um Inflation 03.09.2015 17:50:46

EZB bereit zu Ausweitung des Ankaufprogramms

Sie ist allerdings bereit, ihr Wertpapierkaufprogramm auszuweiten und trifft dafür erste technische Vorbereitungen.

Präsident Mario Draghi sagte in seiner Pressekonferenz nach Abschluss der turnusmäßigen Beratungen des EZB-Rats, das Ankaufprogramm mit einem monatlichen Volumen von 60 Milliarden Euro laufe reibungslos und solle bis Ende September 2016 oder falls nötig auch darüber hinaus fortgeführt werden - mindestens so lange, bis sich die Inflation nachhaltig in Richtung des Inflationsziels von knapp 2 Prozent bewege.

Ob diese Ausweitung über ein höheres monatliches Ankaufvolumen oder über eine längere Laufzeit geschehen würde, ist laut Draghi noch nicht klar. "An dem Punkt sind wir noch nicht, das ist nicht diskutiert worden", sagte der EZB-Präsident. Der EZB-Rat beschloss, den Pool der durch die EZB aufkaufbaren Anleihen etwas zu vergrößern.

Künftig darf die EZB 33 Prozent einer einzelnen Emission ankaufen. Bisher waren es 25 Prozent gewesen. Voraussetzung ist allerdings, dass die EZB keine Sperrminorität erlangt. Eine Anhebung des Emittentenlimits - die Menge an Papieren, die die EZB von einem einzelnen Emittenten kaufen darf - wurde laut Draghi nicht diskutiert.

In jüngster Zeit hat der anhaltende Rückgang des Ölpreises die Inflationsraten und auch die längerfristigen Inflationserwartungen sinken lassen. Außerdem verringerte sich an den Märkten die Erwartung einer US-Leitzinserhöhung im September, was den Außenwert des Euro steigen ließ. Zudem haben sich die Wachstumserwartungen für die Schwellenländer, allen voran China, eingetrübt.

Das reichte aber offenbar nicht aus, um den EZB-Rat zu der von vielen Beobachtern prinzipiell erwarteten Ausweitung des Ankaufprogramms zu bewegen.

Bestätigt durfte sich der EZB-Rat von den Prognosen des volkswirtschaftlichen Stabs sehen. Dieser nahm zwar seine Prognosen für den Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in den Jahren 2015 bis 2017 gegenüber Juni und auch die Inflationsprognosen zurück, doch blieb die geldpolitisch bedeutsame Inflationsprognose für 2017 nahezu unverändert.

Für das laufende Jahr erwartet der EZB-Stab 1,4 (bisher: 1,5) Prozent Wirtschaftswachstum, für das kommende Jahr 1,7 (1,9) und für das darauffolgende Jahr 1,8 (2,0) Prozent. Die Verbraucherpreise sollen demnach 2015 um 0,1 (0,3) Prozent steigen. Für 2016 und 2017 werden Teuerungsraten von 1,1 (1,5) und 1,7 (1,8) Prozent veranschlagt. Die geldpolitisch bedeutsame Prognose für 2017 änderte sich somit kaum.

Laut Draghi erfassen die aktuellen Projektionen noch nicht voll die jüngsten Finanzmarktentwicklungen. Stichtag sei der 12. August gewesen, so dass es ein gewisses Abwärtsrisiko gebe. "Wir könnten in den nächsten Monaten negative Inflationsraten sehen", sagte Draghi.

Die zuletzt wieder gestiegenen marktbasierten Inflationserwartungen bezeichnete der EZB-Präsident als "ziemlich volatil". Ursache könnte die Schwäche der Schwellenländer und der Ölpreis, aber auch viele andere Faktoren sein, zum Beispiel die Risikoprämien. "Wir müssen diese Faktoren prüfen, ehe wir entscheiden, ob sich der mittelfristige Ausblick verschlechtert hat", sagte er.

DJG/hab/apo

   Dow Jones Newswires

   Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)

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