FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Staatsanleihen sind am Dienstag nach positiv aufgenommenen Konjunkturdaten aus der Eurozone unter Druck geraten. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel um 0,30 Prozent auf 150,91 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg auf 1,31 Prozent.
Die Stimmung in der deutschen Industrie verbesserte sich im August etwas, wenngleich der Wert immer noch unter der Expansionsschwelle liegt. S&P Global meldete einen Anstieg des entsprechenden Einkaufsmanagerindex von 49,3 Punkte auf 49,8 Zähler, während am Markt ein Rückgang erwartet worden war. Die Situation bei den Lieferketten habe sich etwas entspannt, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Im Dienstleistungssektor trübte sich die Stimmung jedoch weiter ein. Für die Gesamtwirtschaft in Deutschland und der Eurozone signalisiert der Indikator eine Schrumpfung. "Die Rezession hat bereits begonnen", so Gitzel.
Zuletzt hatte ein starker Anstieg der Gaspreise in Europa die Erwartung einer weiter hohen Inflation verstärkt, was die Spekulation auf eine deutliche Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) anfeuerte. Die stark steigenden Energiepreise seien zu Beginn der Woche "der Haupttreiber des Abverkaufs" am Markt für Bundesanleihen gewesen, heißt es in einer Einschätzung von Anleihe-Experten der Commerzbank. Am Dienstag ist der Preis für Erdgas in Europa aber vorerst nicht weiter gestiegen.
Schwache Konjunkturdaten aus den USA stützten den deutschen Anleihemarkt nicht. Die Stimmung im Dienstleistungssektor der USA hat sich im August deutlich verschlechtert. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global fiel auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020. Er signalisiert jetzt eine Rezession für den Sektor und für die Gesamtwirtschaft. Zudem sind am Immobilienmarkt die Verkäufe neuer Häuser im Juli überraschend deutlich gefallen. Belastet wird die Wirtschaft der USA durch steigende Zinsen und der Kaufzurückhaltung der Verbraucher angesichts der hohen Inflation./jsl/he