12.07.2013 15:31:31
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Börse Frankfurt/Anleihen: Zinsanstieg ausgebremst
12. Juli 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Weiterhin hängen die Märkte an den Lippen der Notenbanker: "Nach zwei Monaten mit zum Teil deutlichen Kursverlusten stehen nun die Zeichen auf Entspannung am Anleihemarkt", fasst Ulf Krauss von der Helaba die Lage zusammen. EZB-Präsident Mario Draghi habe durch die langfristige Deckelung der Leitzinsen den Boden für eine Erholung bereitet, ebenso wie US-Notenbankchef Ben Bernanke durch sein "Zurückrudern" bezüglich einer geldpolitischen Straffung. Bernanke hatte am Mittwoch dieser Woche bemerkt, dass die USA noch auf absehbare Zeit eine expansive Geldpolitik benötigten. "Offenbar sind ihm der Zinsanstieg und die Aufwertung des US-Dollar zu schnell zu weit gegangen", kommentiert die Commerzbank.
Daneben gab es neue schlechte Nachrichten für die Eurozone: Etwa stufte die Ratingagentur Standard & Poor's Italien von "BBB+" auf "BBB" herab. "Stärker unter Druck geraten sind italienische Staatsanleihen aber nicht", meldet Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Portugal bleibe unterdessen Sorgenkind: "Anfang der Woche sanken die Renditen portugiesischer Staatsanleihen noch, dann kletterten sie wieder." Auslöser für den Anstieg sei der Aufschub des Troika-Besuchs wegen der politischen Krise im Land. Aktuell liegt die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen Portugals Brunner zufolge bei 6,89 Prozent nach 6,6 Prozent Mitte der Woche, am 20. Mai seien es aber nur 5,2 Prozent gewesen. "Das zeigt, dass sich die Situation deutlich verschlechtert hat."
Zinsen: noch weiter seitwärts
Brunner
Der Euro-Bund-Future notiert am heutigen Freitagmittag bei 143,46 Punkten und damit klar über den 141,53 vor einer Woche. Zehnjährige Bundesanleihen werfen wieder weniger Rendite ab, aktuell sind es 1,57 Prozent nach 1,72 Prozent am vergangenen Freitag. Auch in den USA gingen die Renditen zehnjähriger Treasuries wieder zurück, nachdem sie vergangenen Freitag auf den höchsten Stand seit zwei Jahren geklettert waren.
"Die Renditen langlaufender Bundesanleihen sind im Augenblick zwei gegensätzlichen Kräften ausgesetzt", erklären die Analysten der DekaBank in ihrem Monatsausblick für den Juli. Einerseits könnten sie sich nicht vollständig dem Einfluss höherer Renditen von US-Staatsanleihen entziehen. Andererseits erinnerten Regierungskrisen - wie zuletzt in Portugal - daran, dass die Staatsschuldenkrise noch nicht vorüber sei. "Vor dem Hintergrund eines sich allmählich bessernden konjunkturellen Umfelds rechnen wir mittelfristig mit moderat steigenden Renditen von Bundesanleihen." Kurzfristig dürften sie jedoch in eine Seitwärtsbewegung übergehen: zum einen wegen der jüngsten Draghi-Ankündigung zur künftigen Zinsentwicklung zum anderen verkrafte die Eurolandperipherie stark steigende Renditen nicht gut.
Ausverkauf nach Praktiker-Pleite
Petz
Thema der Woche im Handel mit Unternehmensanleihen ist die Insolvenz der Baumarktkette Praktiker. Für die Anleihe (WKN A1H3JZ) mit einem Volumen von 250 Millionen Euro ging es rasant nach unten. Der Kurs, der bereits seit März von 80 auf 31 Prozent nachgegeben hatte, fiel weiter auf aktuell 10 Prozent. "Wir haben riesige Umsätze", berichtet Rainer Petz von Close Brothers Seydler. Die meisten, vor allem Privatkunden, wollten verkaufen, doch es gebe auch Käufer: "Es wird darauf spekuliert, dass Max Bahr herangezogen werden könnte. Daher liegt der Kurs auch noch bei 10 Prozent." Die als profitabler geltenden, zum Konzern gehörenden Max Bahr-Märkte sind bislang nicht von der Insolvenz betroffen.
Auf Mittelstandsanleihen hat der Fall übrigens keinen Einfluss, wie Brunner meint. "Der Druck der vergangenen zwei Wochen ist wieder raus." Die Insolvenz von Praktiker habe sich schon lange angedeutet, ohnehin seien Anleger "cooler" geworden, was Pleiten angehe.
Währungsanleihen: niedrige Kurse als Chance
Stopp
Die zum Teil deutlichen Kursrücksetzer von Währungsanleihen nutzen Anleger offenbar für einen Einstieg. "So traf eine auf australische Dollar lautende Anleihe von Mercedes-Benz (WKN A1HNA8) den Geschmack der Anleger", erklärt Klaus Stopp von der Baader Bank. Gesucht worden seien auch Papiere der Rabobank (WKN A1GKX1) in türkischer Lira und der KfW (WKN A1K0WU) in brasilianischen Real.
Neue Conti-Anleihe begehrt
Förtsch
Sehr gut vom Markt aufgenommen wird heute eine neue Continental-Anleihe (WKN A1X24V), wie Daniel Förtsch von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft festgestellt hat. Das Papier mit einem Kupon von 3 Prozent läuft bis Juli 2018. Der Autozulieferer gab in dieser Woche übrigens bekannt, dass die im September 2010 von der Conti-Gummi Finance begebene Anleihe (WKN A1A0U3) mit einem Coupon von 7,5 Prozent zum 16. September 2013 vorzeitig zurückgezahlt wird - vier Jahre vor Fälligkeit. Der vereinbarte Rückzahlungspreis liegt bei 103,75 Prozent.
Weitere Mittelstandsanleihen
Die Deutsche Rohstoff AG (WKN A1R07G) konnte unterdessen Anleihen im Wert von 52,5 Millionen Euro platzieren. Der Handel in der mit 8 Prozent verzinsten Anleihe begann am gestrigen Donnerstag, aktuell notiert das Papier Brunner zufolge etwa auf Ausgabeniveau.
Außerdem stockt das Immobilienunternehmen Grand City Properties seine im Juni begebene Unternehmensanleihe (WKN A1HLGC) um bis zu 100 Millionen Euro auf. Das Papier (WKN A1HNBM) bietet einen Kupon von 6,25 Prozent und läuft sieben Jahre. Die Anleihe mit einem Nennbetrag von 1.000 Euro kann voraussichtlich noch bis zum 19. Juli gezeichnet werden.
© 12. Juli 2013 / Anna-Maria Borse
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