Die jüngsten geld­po­litischen Maß­nahmen haben zu einem Rück­gang der Leitzinsen in Europa und den USA geführt. Dies ist zwar eine positive Ent­wicklung, doch es gilt zu beachten, dass die Renditen von Anleihen mit längeren Laufzeiten, wie z.B. 10-jährige US-Staats­anleihen und 10-jährige deutsche Bundes­anleihen, im Vergleich zur Vergangen­heit immer noch höher sind. Diese Diskrepanz zwischen sinkenden Leitzinsen und nach wie vor höheren Renditen bei Anleihen mit längeren Laufzeiten lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen, unter anderem auf Inflationsängste und geopolitische Unsicherheiten. Die Inflation hat sich zwar in einigen Regionen abgeschwächt, z. B. in Deutschland, wo sie derzeit unter dem Zehnjahresdurchschnitt liegt, aber sie bereitet Anlegern und Zentralbanken weiterhin Sorgen. Weitere Zinssenkungen werden daher nur mit Vorsicht vorgenommen. Dieses Szenario stellt ein komplexes Umfeld für Anleiheinvestoren dar, und die höheren Renditen langfristiger Anleihen bieten attraktive Ertragschancen, insbesondere in realen Werten.

Die Zinsentwicklung wird durch das Zusammenspiel von Inflation, Wirtschaftswachstum und geopolitischen Faktoren bestimmt. Wenn die Inflation nachlässt und sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt, könnten die Zentralbanken eine Lockerung der Geldpolitik in Erwägung ziehen, was zu weiteren Zinssenkungen führen könnte, die über das hinausgehen, was die Märkte derzeit erwarten. Auch geopolitische Risiken wie Handelsspannungen und geopolitische Konflikte können einen erheblichen Einfluss auf die Zinsentwicklung haben. Es ist daher unerlässlich, die Wirtschaftsindikatoren, die Zentralbankpolitik und die geopolitischen Entwicklungen genau zu beobachten, um die mögliche Richtung der Zinssätze im kommenden Jahr abschätzen zu können.

Staatsanleihen bieten sicheres Umfeld

Die Ära der historisch niedrigen Zinsen ist vorbei und die Renditen sind deutlich attraktiver geworden. So bieten beispielsweise 10-jährige US-Staatsanleihen und 10-jährige deutsche Bundesanleihen derzeit Renditen, die deutlich über ihrem langfristigen Durchschnitt liegen. Diese von starken Volkswirtschaften getragenen Staatsanleihen bieten ein relativ sicheres Umfeld für einkommensorientierte Anleger. Die potenziellen Risiken, die mit einer Lockerung der Geldpolitik verbunden sind, scheinen bereits in den Marktpreisen enthalten zu sein. Daher können Anleger in den nächsten zehn Jahren mit deutlich höheren Renditen rechnen als in den vergangenen zehn Jahren.

Geopolitische Spannungen, Handelskriege und unerwartete politische Veränderungen können allerdings erhebliche Auswirkungen auf den Anleihemarkt haben. Um diese Risiken zu mindern, ist ein diversifizierter Ansatz entscheidend, einschließlich des Einsatzes von Absicherungsstrategien wie Währungsabsicherung. Einige Währungen, die derzeit unterbewertet sind, bieten einen wirksamen Schutz vor unvorhergesehenen Ereignissen. Ein proaktives Risikomanagement und die Anpassung an sich verändernde Marktbedingungen sind unabdingbar, um die Widerstandsfähigkeit des Portfolios zu erhöhen.

Positionierung der Anleger

Um mit der möglichen Marktvolatilität im kommenden Jahr zurechtzukommen, sollten Anleiheinvestoren eine strategische Perspektive einnehmen, eine Art langfristigen Wegweiser, dem sie folgen können, und sich die Volatilität und die Marktbewegungen zunutze machen, um ihre Positionen taktischer auszurichten. Wenn das Portfolio gut strukturiert ist und einige kostengünstige Absicherungen vorhanden sind, kann man mit der Volatilität des Marktes mitgehen und von den Bewegungen profitieren. Anleger sollten jedoch bereit sein, ihre langfristigen Ansichten zu überdenken, wenn sich das strategische Szenario ändert und unerwartete Ereignisse eintreten.

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Foto von Paolo Bernardelli (Quelle: Eurizon)