Anleihecheck 18.03.2017 06:13:43

Anleihe auf Erste Group: Erstklassiger Ertrag

von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Zum ersten Mal seit 2007 hat die österreichische Erste Group im vorigen Jahr wieder mehr als eine Milliarde Euro verdient. Von 968 Millionen im Jahr 2015 kletterte der Nettogewinn deutlich auf 1,26 Milliarden, so die Bank bei der Bekanntgabe der vorläufigen Zahlen vor wenigen Tagen. Die Aktionäre können sich über eine hübsche Gewinn­ausschüttung für 2016 freuen, ihre Dividende soll auf einen Euro je Aktie verdoppelt werden. Aber auch den Anleihefans unter den Anlegern hat die Bank etwas zu bieten: Im Februar wurde eine neue Nachranganleihe emittiert - mit sehr interessanten Konditionen.


Die Gläubiger der sogenannten Tier-2-Anleihe kommen im Rang direkt nach den Besitzern normaler Anleihen (das englische Wort "Tier" steht für "Rang"). Der neue Bond hat eine feste Laufzeit bis 2027. Zunächst gibt es bis 2019 einen fixen Zins von 2,75 Prozent per annum.

Erst fixer, dann variabler Zinssatz

Danach wird aus dem festen ein variabler Kupon, der jährlich im Februar neu festgelegt wird: Er richtet sich nach dem jeweils geltenden Zehn-Jahres-Euribor; dieser Interbankenzinssatz liegt derzeit nur bei 0,87 Prozent. Das Zinsniveau dürfte in den kommenden Jahren aber steigen. Anleger sichern sich mit dem variablen Kupon also auch dagegen ab, dass sie in einer Festzinsanleihe mit zu niedrigem Kupon gefangen sind, deren Börsenkurs damit zwangsläufig unter Druck gerät.

Und sollte das Zinsniveau doch nicht steigen, greift die im Anleiheprospekt festgelegte Regel, dass der Kupon mindestens 2,4 Prozent betragen muss. Maximal kann der Zinssatz demnach auf fünf Prozent steigen. Anders als bei Tier-1-Anleihen, die in der Rangfolge näher bei den Aktien als bei normalen Anleihen stehen, können Banken bei den Tier-2-Papieren die Zinszahlung nicht ausfallen lassen. Das geht nur, wenn die Bank pleite ist - dann müssten Nachranggläubiger ihr Kapital aber wohl sowieso abschreiben.

Gute Rendite, akzeptables Risiko

Bei der Erste Group ist dieses Risiko gering. S & P bewertet die normalen Anleihen der Bank mit der Note "BBB+", die nachrangigen Tier-2-Anleihen sind mit "BBB-" noch im als relativ ausfallsicher geltenden Investment-Grade-Bereich.

Die Kapitalausstattung ist gut, bei der Refinanzierung kann die Erste Group auch auf die Einlagen der Sparer bauen. Die Gruppe hat ein stabiles Privatkundengeschäft in Österreich und osteuropäischen Ländern wie Tschechien. Der Gewinnschub 2016 ist auch der sinkenden Risikovorsorge zu verdanken: Erstmals seit der Finanzkrise ist der Anteil notleidender Kredite, die NPL-Quote, mit 4,9 unter fünf Prozent gefallen.

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