27.01.2015 10:00:48
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Anleger am Anleihemarkt bleiben trotz Machtwechsel in Athen gelassen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Internationale Anleger nehmen den Linksruck in Griechenland trotz ungewisser Folgen für die wirtschaftliche und politische Entwicklung weiter gelassen. Am Dienstag hielten sich die Kursausschläge am europäischen Anleihemarkt wie schon am Vortag in Grenzen. Größere Reaktionen waren nur in Griechenland zu verzeichnen. Ein Überschwappen auf andere Euroländer wie zu den Spitzenzeiten der Eurokrise ist nach wie vor nicht festzustellen.
In Griechenland stieg die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen am Dienstagvormittag um 0,34 Prozentpunkte auf 9,15 Prozent. Seit vergangenem Freitag, also vor Parlamentswahl und Machtwechsel, ist der Zins um knapp einen Prozentpunkt gestiegen. In anderen Euroländern wie Italien und Spanien haben sich die Renditen für Staatspapiere, die auch als Gradmesser für die Risikoscheu der Anleger gelten, seit Freitag aber kaum verändert. Auch die Preise für Versicherungen gegen einen Ausfall entsprechender Anleihen (CDS) haben sich nur wenig bewegt.
Anleger nähmen Griechenland zunehmend als isolierten Fall wahr, kommentierte das Forschungsunternehmen Sentix am Dienstag. Viele Bankanalysten wiesen darauf hin, dass der Euroraum zahlreiche Sicherheitsnetze gegen Krisen eingerichtet habe. Neben dem Rettungsschirm ESM und der Bankenunion wird auch auf die "Euro-Garantie" der Europäischen Zentralbank (EZB) und deren immer lockerere Geldpolitik verwiesen.
Allerdings warnen die Experten von Sentix vor negativen Überraschungen: Der Weg bis zu einer Einigung zwischen den internationalen Geldgebern und der neuen griechischen Regierung über den Wirtschaftskurs und die Finanzierung des Landes dürfte mit zahlreichen Unwägbarkeiten gepflastert sein, sagte Sentix-Fachmann Sebastian Wanke. Das ist ein Fingerzeig, dass die derzeit extrem niedrigen Zinsen für Staatsanleihen, von denen selbst angeschlagene Euroländer wie Portugal profitieren, nicht von Dauer sein müssen./bgf/jkr/das