Schwache Geschäfte |
01.12.2015 12:20:40
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Zurich-Chef Senn tritt mit sofortiger Wirkung zurück
"Wir mussten in den vergangenen Monaten einen Rückschlag einstecken, aber ich bin sicher, dass wir die richtigen Maßnahmen getroffen haben, um unsere Ziele zu erreichen", sagte Senn. Er hatte im Mai das laufende Sparprogramm verschärft, um die hohen Kosten in den Griff zu bekommen. Analysten zeigten sich allerdings skeptisch, ob der Konzern das Ruder herumreißen kann. Bis 2018 soll der Umbau mindestens eine Milliarde Dollar einsparen. Die Aktie des Konzerns hat im bisherigen Jahr über 13 Prozent verloren und hinkt der Branche hinterher. Am Dienstagvormittag verlor das Papier in Zürich knapp ein halbes Prozent.
Branchenexperte Nick Holmes von der französischen Investmentbank Société Générale wertete den Umbau an der Konzernspitze positiv. Unter Martin Senn sei die Kostenkontrolle spürbar zurückgegangen.
In einer Telefonkonferenz begründeten de Swaan und Senn den Führungswechsel aber nicht mit aktuellen Problemen. Für die nächste strategisch wichtige Phase des Unternehmens von 2017 bis 2021 brauche es eine langfristige Perspektive, sagte Senn. De Swaan will die Suche nach einem Nachfolger in "relativ kurzer Zeit" abschließen. Die Bevorzugung von externen Kandidaten wollte er nicht als Qualitätsurteil über das eigene Managementteam verstanden wissen.
Der seit September sowohl für die Lebensversicherungssparte als auch für die Schaden- und Unfallversicherung zuständige Kristof Terryn wird damit aber wohl nicht zum neuen Chef. Auch Finanzchef George Quinn dürfte leer ausgehen. In den vergangenen Monaten hatte es ohnehin mehrere Wechsel im oberen Management gegeben, nach Ansicht de Swaans aber "nicht ungewöhnlich viele".
Zuletzt hatte Zurich insbesondere im Schaden- und Unfallgeschäft mit Problemen zu kämpfen, der Konzerngewinn brach im dritten Quartal ein. Vor allem das schwere Explosionsunglück in der chinesischen Hafenstadt Tianjin im August belastete das Unternehmen. Die Schadenversicherung war daraufhin von Juli bis September operativ in die roten Zahlen gerutscht. Probleme hat Zurich auch anderswo: In den USA läuft es unter anderem in der Kfz-Versicherung nicht rund. In Deutschland baut der Konzern bis zum Jahr 2017 rund 500 von 5500 Stellen ab, Standorte werden zusammengelegt. Die Kosten seien derzeit zu hoch, sagte Deutschlandchef Ralph Brand im Oktober dem Bonner "General-Anzeiger". Auch in anderen Ländern fallen Jobs weg.
Die geplante Milliardenübernahme des britischen Konkurrenten RSA wurde zudem im September überraschend abgeblasen. Hierfür war Zurich dem Vernehmen nach bereit, rund 5,6 Milliarden britische Pfund (8 Mrd Euro) hinzublättern, um sich unabhängiger vom hart umkämpften Markt in den USA zu machen. Dann gingen die relativ weit fortgeschrittenen Gespräche aber doch ohne ein öffentliches Übernahmeangebot zu Ende - Zurich wollte sich den Angaben zufolge auf den Umbau der Problemsparte Schaden/Unfall konzentrieren.
Finanzziele und Dividendenpolitik des Konzerns bleiben bestehen. Demnach soll die für die Jahre 2014 bis 2016 in Aussicht gestellte Eigenkapitalrendite gemessen am operativen Gewinn nach Steuern weiterhin 12 bis 14 Prozent erreichen. Über die Verwendung des Überschusskapitals in Höhe von rund 3 Milliarden US-Dollar (2,8 Mrd Euro) will das Management mit den Geschäftszahlen für 2015 im Februar informieren. An erster Stelle stehe weiterhin die Investition in eigenes Wachstum, stellte de Swaan klar. Danach kämen Zukäufe und dann Sonderausschüttungen an die Aktionäre in Frage. In einer möglichen weiteren Übernahmewelle in der Versicherungsbranche wolle Zurich auf der aktiven Seite mitmischen.
/men/stbZÜRICH (dpa-AFX)
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