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Jobs gestrichen 24.08.2017 15:08:00

Zukunft von Wolford hängt an dünnem Faden

Das Unternehmen braucht nach anhaltenden Verlusten und einem um 30 Prozent geschrumpften Eigenkapital dringend eine Geldspritze von einem neuen Eigentümer. Die Bieterentscheidung wird noch für dieses Jahr erwartet. Die Gründerfamilien Palmers und Wilhelm wollen ihren Mehrheitsanteil verkaufen.

"Es gibt ein sehr großes Interesse an Wolford", sagte Vorstandsdirektorin Brigitte Kurz am Donnerstag bei einem Pressegespräch bei der Präsentation der Geschäftszahlen für 2016/17. Bei den gut 50 Interessenten soll es sich um Adressen "von Nordamerika bis Asien" handeln.

Es seien strategische Investoren ebenso dabei wie reine Finanzinvestoren. Kurz geht von nur einem Käufer aus, der die angebotenen "50 Prozent plus" übernehmen soll, es könnten aber auch mehrere sein.

Eine potenzielle Investorin bekundete bereits ihr Interesse, und zwar die ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Antonella Mei-Pochtler, die den Vorsitz im Kontrollgremium deshalb sogar abgab bzw. abgeben musste. Aus Compliance-Gründen wäre es sonst für sie nicht möglich, am Bieterverfahren teilzunehmen.

Zum Verkauf steht das Paket der Gründerfamilien, die über Stiftungen die Mehrheit halten. Mehr als 25 Prozent gehören dem deutschen Geschäftsmann Ralph Bartel. Ob auch er verkauft, ist nicht bekannt. Bartel sei ein "Wolford sehr geneigter Investor", der an das Unternehmen glaube, sagte Vorstandschef Axel Dreher.

Von einem Börsenrückzug geht Dreher aus derzeitiger Sicht nicht aus - letztlich hängt aber alles am neuen Mehrheitseigentümer. Aktuell macht der Streubesitz an der Wiener Börse rund 29 Prozent aus.

Der laufende Betrieb ist derzeit bei Wolford nur möglich, weil die Banken kürzlich zustimmten, die Kredite zu verlängern sowie einen Brückenkredit von 10 Mio. Euro gewährten. Dieses Geld reicht vorerst bis Juni 2018. Doch noch heuer im vierten Quartal sollen weitere Verhandlungen mit den Banken stattfinden, sagte Kurz heute. Dabei geht es um eine weitere Verlängerung der Kreditlinien und neue Kredite in Höhe von 8 Mio. Euro.

Um mit der derzeitigen Struktur nachhaltig kostendeckend arbeiten zu können, müssten die Umsätze in der Gruppe um rund 25 Prozent höher liegen, räumt das Unternehmen im heute vorgestellten Geschäftsbericht 2016/17 ein. "Ein entsprechendes Wachstum gibt der Markt erkennbar nicht her, auch nicht im Fall eines optimierten Marktauftritts von Wolford." Deshalb muss bei den Kosten die Reißleine gezogen werden.

Die Wirtschaftsprüfer von Deloitte schreiben im Bestätigungsvermerk von "wesentlichen Unsicherheiten in Bezug auf die Unternehmensfortführung".

Bei Wolford steht es Spitz auf Knopf. Im Geschäftsjahr 2016/17 häufte sich ein Verlust von fast 18 Mio. Euro an. Das Eigenkapital reduzierte sich um 30 Prozent auf knapp 45 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote ging von 46 auf 32 Prozent zurück. Mit Ausnahme von Frankreich - wo Sonderaktionen Verkäufe pushten - verzeichneten alle Märkte, in denen Wolford aktiv ist, Umsatzeinbußen.

Besonders drastisch war der Rückgang mit 17 Prozent in Großbritannien. "Der Brexit (Entscheidung der Briten, aus der EU auszusteigen, Anm.) ging auch an uns nicht spurlos vorbei", räumte Dreher ein. In Österreich verringerten sich die Umsätze um 2 Prozent, im deutschen Markt um 6 Prozent. Insgesamt schlug sich das in einem Umsatzrückgang um 5 Prozent auf 154 Mio. Euro zu Buche.

Angesichts dieser Zahlen werden auch die Aktionäre leer ausgehen. Der Vorstand wird der Hauptversammlung am 14. September vorschlagen, die Dividendenzahlung für das Geschäftsjahr 2016/17 auszusetzen. Für das Geschäftsjahr 2015/16 wurde eine Dividende in Höhe von 982.000 Euro ausgeschüttet.

Sparkurs kostet Jobs

Das aktuelle Sparprogramm beim Strumpfhersteller Wolford macht auch bei den Beschäftigten nicht halt. Im Zuge der ersten Maßnahmen zur Straffung der Verwaltung in der Zentrale in Bregenz sank die durchschnittliche Mitarbeiterzahl auf Vollzeitbasis um 27 auf nunmehr 1. 544 Mitarbeiter, heißt es im heute vorgestellten Geschäftsbericht 2016/17. In Österreich beschäftigt Wolford 678 Mitarbeiter.

Wolford produziert in Vorarlberg und Slowenien (Murska Sobota). Schon vor Jahren wurde ein Teil der kostenintensiven Näherei nach Slowenien ausgelagert. Im Geschäftsjahr 2016/17 seien weitere "personal-intensive Fertigungsschritte" nach Slowenien verlagert worden, was Einsparungen von 700.000 Euro brachte, sagte Vorstandschef Axel Dreher am Donnerstag vor Journalisten. In der Textilindustrie wird kaum mehr in Österreich produziert, auch Mitbewerber Triumph hat seine Werke dichtgemacht.

Ein weiterer Mitarbeiterabbau bei Wolford wurde von den Vorständen zumindest nicht dezidiert ausgeschlossen. Es würden gerade alle Strukturen analysiert, sämtliche Bereiche würden "genau angeschaut", sagte Vorstandsdirektorin Brigitte Kurz. Bregenz sei für Wolford aber "das textile Zentrum", betonte Dreher.

Wolford muss die Kosten deutlich reduzieren, um im Geschäftsjahr 2018/19 aus den Verlusten zu kommen. Für das laufende Jahr geht Dreher noch von einem negativen operativen Ergebnis aus.

Gelingen soll das den heutigen Ausführungen zufolge mit Hilfe zahlreicher Maßnahmen wie einer Neustrukturierung von Vertrieb und Marketing, Nachverhandlungen von Mietverträgen oder Optimierungen bei der Produktion und im Einkauf. Allein eine zentralisierte Vertriebsplattform anstelle von zuvor neun eigenständigen Vertriebs- und Marketingorganisationen soll ab dem Jahr 2017/18 jährlich Einsparungen von 1,4 Mio. Euro bringen.

Von seinen Anfängen im Jahr 1950 bis in die 70er-Jahre hat Wolford fast ausschließlich für andere Firmen produziert. In den 80er-Jahren hat der Strumpfhersteller damit begonnen, seine eigene Marke auszubauen. Heute vertreibt Wolford seine Waren zu 46 Prozent in den weltweit 267 Monobrand-Geschäften, 85 davon werden von Partnern geführt. 12 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet der Konzern in Kaufhäusern, 16 Prozent im Fachhandel, 9 Prozent in Factory Outlets. Das Online-Geschäft macht 8 Prozent aus. Inzwischen verfügt Wolford über Online-Shops in 16 Ländern.

Wichtigste Märkte des Konzerns sind Nordamerika (20 Prozent), Deutschland (15 Prozent), Österreich (10 Prozent) und Frankreich (10 Prozent). Das Umfeld am deutschen und französischen Bekleidungsmarkt sei weiter schwierig, sagte Dreher. Positiv stimmten ihn auf der anderen Seite, dass für heuer ein leichtes Wachstum des Weltmarktes für persönliche Luxusgüter erwartet wird. Im ersten Quartal 2017 steigerte Wolford den Umsatz (währungsbereinigt) um 3 Prozent.

Strumpfhosen sind nach wie vor der Umsatzbringer bei Wolford. Mehr als die Hälfte des Umsatzes wird mit Beinbekleidung aller Art erwirtschaftet. Mit Bodys, Shirts, Blusen, Pullovern, Röcken, Kleidern usw. macht Wolford 29 Prozent des Umsatzes. Der gesamte Bereich Unterwäsche trägt 15 Prozent zum Erlös bei. Der Rest sind Accessories und Handelsware.

(APA) rf/itz

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